Bessere Services durch Teilen und Tauschen? Der Handel macht es uns vor. Kennzeichen der Ökonomie des Teilens ist die gemeinsame Nutzung von Ressourcen. „Eigentum“ – im weitesten Sinne – wird geteilt. Dies können Gegenstände, Räume, Ideen oder Wissen sein. Damit bietet Teilen ungeahnte Möglichkeiten zur Verbesserung von Services – auch in Bibliotheken.

Teilen und Tauschen liegen im Trend. Laut PWC-Studie möchten rund zwei Drittel der Deutschen Produkte oder Dienstleistungen teilen oder auch leihen. Und Immerhin 46% der Bevölkerung haben ein solches Angebot schon einmal genutzt, fast zwei Drittel planen, es in den nächsten zwei Jahren zu nutzen [1].  Das Motto, das dahinter steht lautet: „Nicht jeder muss alles besitzen, aber durch Serviceleistungen und kollaborative Angebote kann […] [das Leben] flexibler gestaltet werden.“ [2] Geschäftsmodelle des Teilens gibt es schon seit jeher: den Lesezirkel, die landwirtschaftlichen Genossenschaften, die Autovermietung etc. und letztendlich auch die Bibliotheken. Aber warum ist gerade jetzt ein Trend daraus entstanden, dem sogar der Begriff der Ökonomie zugeteilt wird?

Bibliotheken teilen seit jeher, sie sind somit Teil der Ökonomie des Teilens, doch wenn von der Ökonomie des Teilens oder Shareconomy die Rede ist, spricht (fast) niemand von Bibliotheken. Warum? Neue Technologien haben neue Geschäftsmodelle ermöglicht, wie sie z.B. Airbnb oder UBER entwickelt haben. Das Teilen geht schneller, die Verbreitung ist immens, und die Koordination ist viel einfacher geworden. In der Kombination von Big Data, Cloud Computing, Sensoren und GPS-Systemen werden reale und virtuelle Welt zusammengeführt. Die gesammelten Daten ermöglichen es dann, freie Ressourcen real-time und passgenau den Kunden anzubieten. Das ist das eigentlich Neue und Faszinierende.

Bibliotheken wenden bislang weitestgehend eher klassische Geschäftsmodelle an: und wenn sie jetzt dazu übergehen, auch Akku-Bohrer, Energiemessgeräte etc. auszuleihen, so ist das nichts Neues. Bibliotheken sollten daher einen Schritt weitergehen, wenn sie als aktiver Partner der Ökonomie des Teilens wahrgenommen werden wollen / sollen. Und einige Bibliotheken machen es bereits vor: die Stadtbibliothek München bietet Sprachtandems an, in denen die Partner ihre jeweiligen Fremdsprachenkenntnisse vertiefen, zudem können Menschen „ausgeliehen“ werden und zu einem ungewöhnlichen Beruf oder dem Herkunftsland befragt werden [3].  In den Makerspace-Workshops der Stadtbibliothek Köln lernen die Teilnehmer voneinander. Auch das ist Ökonomie des Teilens, bei der sich Bibliotheken aber gegenüber der Kommerzialisierung des Tauschens und Teilens profilieren können.

Und Bibliotheken haben noch viel mehr zu bieten, z.B. Räume, Beratungskompetenzen etc.
Bibliotheken müssen darauf achten, dass ihnen nicht ein weiteres Feld, das sie eigentlich seit jeher besetzen, abhandenkommt, so wie dies z.B. im Bereich der Personalisierung geschehen ist. Bibliotheken tun vieles, aber sie reden nicht darüber, und sie passen sich nicht oder häufig zu spät den Trends ihrer (neuen) Wettbewerber an. Jetzt haben sie noch die Chance, mit an Bord des Zuges zu bleiben.


[1] Vgl. PWC (2015): Teilen und Tauschen liegen im Trend: Jeder zweite Deutsche nutzt Share Economy. 29.06.2015. URL: http://www.pwc.de/de/pressemitteilungen/2015/handels-und-konsumgueterbranche-starker-wertzuwachs-durch-onlinehandel.html
[2] Schreglmann, B. (2013). Flexible Zukunft des Wohnens. In Salzburger Nachrichten, 09.03.2013. URL: http://www.salzburg.com/nachrichten/rubriken/besteimmobilien/immobilien-nachrichten/sn/artikel/flexible-zukunft-des-wohnens-50345/
[3] Vgl. Detlefs, B. (2016). Bibliotheken als Sharing-Partner. Alles andere als altmodisch. Goethe-Institut, April 2016. URL: https://www.goethe.de/de/kul/bib/20734038.html

Bibliotheken liefern ihren Kunden aktuelle Informationen in Form von Büchern, Datenbanken, Zeitschriften, Zeitungen usw. Über das laufende Weltgeschehen informieren viele Einrichtungen inzwischen über TV-Bildschirme oder Online-Nachrichtenkanäle.

Solche Info-Screens finden sich meist im „Nahbereich“, im Foyer, dem Lesecafé oder an den Informations- und Auskunftsplätzen. Sie halten die Kunden auf einem aktuellen Informationsstand, machen Werbung für Veranstaltungen und verkürzen eventuelle Wartezeiten.

Während auf manchen Bildschirmen nur Nachrichten laufen, liefern andere Informationen über Bestands- und Veranstaltungsangebote der Bibliothek  oder sogar über Veranstaltungsangebote in der Region. Den Besuchern der Stadtbibliothek Ludwigsburg und der Stadtbibliothek Bielefeld werden als Mischform neben Informationen rund um die Bibliothek im Wechsel auch aktuelle Nachrichten präsentiert werden. Wie das „Netzwerk Bibliothek“ meldet, mit dem Dienst von „N24 Out of Home“.

Dieser Dienst der „hundertprozentigen Tochtergesellschaft der Axel Springer SE, die die Aktivitäten der Welt-Gruppe und des Fernsehsenders N24 bündelt“(Wikipedia, 17.10.2016)  bietet „speziell aufbereitete Vollbild-Nachrichten ohne Ton, mit Texten, Videos und Bildern aus Bereichen wie Politik, Wirtschaft, Sport, Multimedia und Panorama (optional wählbar)“ (netzwerk-bibliothek.de, 17.10.2016). Einzige Voraussetzung für die Anwendung ist ein Bildschirm mit Internetverbindung, denn das Angebot ist browserbasiert. Zusätzliche Hard- und Software sind nicht nötig.

Auf das klassische Nachrichtenprogramm  „Tagesschau 24“ setzt das Medien- und Informationszentrum Stadtbücherei Biberach. Der Bildschirm im Lesecafé liefert während 40 Öffnungsstunden pro Woche den etablierten Nachrichtensender ohne Ton. Bei Bedarf erhalten die Kunden Funkkopfhörer am Service. Getrennt davon werden an zwei Infoscreens am Service und im Aufenthaltsbereich  im Dachgeschoss Informationen zu neuen Bestandsangeboten  sowie zu eigenen und fremden Veranstaltungen in Stadt und Landkreis gegeben. Dadurch erspart sich das Bibliotheksteam  das Auf- und Abhängen vieler Plakate, was zu einer deutlichen „optischen Beruhigung“ der Bücherei beigetragen hat.

Die Kunden zeigen sich mit dem News-Angebot zufrieden und die Werbewirksamkeit –vor allem beim Screen zwischen Medienrückgabe und Information – ist hoch. Deshalb liefern auch externe Veranstaltungsanbieter ihre Angebote gerne als pdf oder jpg. Diese werden von einer Mitarbeiterin laufend in die Präsentationen eingebunden und in die Info-Screens eingespielt.

Frank Raumel