Alle Bibliotheken in Deutschland sind aufgerufen, sich an der Umfrage zur Barrierefreiheit zu beteiligen, um einen detaillierten Überblick zum aktuellen Stand zu erhalten. Die Umfrage läuft bis zum 13.11.2023.

Die dbv-Kommission »Kundenorientierte und inklusive Bibliotheksservices« möchte über eine Umfrage unter den dbv-Mitgliedsbibliotheken den aktuellen Stand der Barrierefreiheit in Bibliotheken aller Sparten in Deutschland ermitteln. Inwiefern ist die Verpflichtung öffentlicher Einrichtungen zur Umsetzung von Inklusion und gesellschaftlicher Teilhabe für alle Menschen in allen Lebensbereichen (UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderung in Deutschland, 2009) umgesetzt, welche Hindernisse bestehen dabei.

Als Kooperationspartnerin konnte Professorin Elke Greifeneder und ihr Team vom Institut für Bibliotheks- und Informationswissenschaft der Humboldt-Universität zu Berlin gewonnen werden.

Alle Mitgliedsbibliotheken des dbv wurden bereits per Mail zur Teilnahme an der Umfrage aufgefordert. Ihre Teilnahme hilft, politische Forderungen aus bestehenden Problemfeldern ableiten zu können, Anforderungen in Bezug auf Aus- und Weiterbildung, Einsatz des Bibliothekspersonals zu ermitteln und dadurch positive Veränderungen auf Barrierefreiheit in Bibliotheken zu bewirken, um eine inklusive Umgebung für alle zu schaffen.

Sollte Ihre Bibliothek nicht angeschrieben worden sein, können Sie gerne folgenden Link zur Teilnahme an der Umfrage nutzen und auch gerne an die Person in Ihrer Bibliothek weiterleiten, die am meisten mit der Thematik der Barrierefreiheit vertraut ist. Fachliche Vorkenntnisse sind für die Umfrage jedoch nicht erforderlich. https://umfrage.hu-berlin.de/index.php/681163?lang=de

Kriminalroman von Patricia Melo: der Nachbar, Copyright dzb lesen

Zum Tag der Legasthenie 2023

Ein Beitrag von Liane Völlger (Deutsches Zentrum für barrierefreies Lesen)

Legasthenie, auch als Lese-Rechtschreib-Schwäche bekannt, kann Menschen jeden Alters betreffen. Präsent wird Legasthenie meist mit dem Eintritt des Kindes in die Schule, wenn Lesen, Schreiben und Rechtschreiben erlernt werden sollen. Das Kind kann Buchstaben nicht erkennen oder verwechselt diese. Wörter werden nicht verstanden oder falsch geschrieben. Frustration und ein Rückstand in den schulischen Leistungen sind meist die Folge.

Was ist Legasthenie?

Das Hauptmerkmal der Legasthenie ist eine „umschriebene und bedeutsame Beeinträchtigung in der Entwicklung der Lesefertigkeiten, die nicht allein durch das Entwicklungsalter, Visusprobleme oder unangemessene Beschulung erklärbar ist.“[1]

Betroffene Kinder haben oft Probleme beim Lesen von Texten. Das Schreiben von Wörtern kann ebenfalls Schwierigkeiten bereiten. Die schulischen Leistungen liegen hinter denen der Gleichaltrigen, was häufig sehr frustrierend für das einzelne Kind ist und das Selbstwertgefühl verringern kann. Die Frustration und die Schwierigkeiten in der Schule können zu emotionalen Belastungen führen.

Eine Lese- und/oder Rechtschreibstörung ist nicht heilbar. Frühzeitig und gezielt therapiert können Lesen und Schreiben deutlich verbessert und der Verlauf einer Legasthenie positiv beeinflusst werden. Auch im Erwachsenenalter kann eine Legasthenie-Therapie noch sinnvoll sein.[2]

Hörbücher und Bücher mit großer Schrift als Alternative

In einer Welt, die vom geschriebenen Wort durchdrungen ist, ist die Fähigkeit Lesen und Schreiben zu können, besonders wichtig. Ohne diese Fähigkeit bleibt der Zugang zu Information, Bildung und Kommunikation verwehrt.

Das bedeutet aber nicht, dass diese Menschen von der Welt des Geschriebenen ausgeschlossen werden. Um Menschen mit Legasthenie zu helfen, können Hörbücher und Großdruckbücher eine gute Alternative sein.

Menschen mit Legasthenie profitieren von Büchern in Großdruck, da eine größere Schrift das Lesen erleichtert. Es geht eben nicht nur darum, was geschrieben wird, sondern auch darum, wie und worauf es geschrieben wird. Die Wahl der Schriftart, des Layouts und der Farben kann einen erheblichen Unterschied für Menschen mit Legasthenie machen. Es gibt speziell Legasthenie-freundliche Schriftarten. In der Regel werden Schriften empfohlen, die ohne Serifen auskommen. Auch die Gestaltung des Textes kann das Lesen vereinfachen. Von Vorteil ist die Verwendung des Flattersatzes, genügend große Abstände zwischen Worten und Zeilen und eine übersichtliche Strukturierung des Textes mit Hilfe von Überschriften und Absätzen. Der Einsatz von Kontrasten und die bewusste Farbwahl tragen weiter dazu bei, den Text deutlicher hervorzuheben. Bilder, gerade in Kinderbüchern besonders wichtig, sollten nicht nur schön sein, sondern auch eine Geschichte erzählen und den Text illustrieren. Das weckt Interesse und Freude am Lesen.

Hörbücher sind eine weitere großartige Möglichkeit, Menschen mit Legasthenie den Zugang zu Literatur und Informationen zu erleichtern. Indem sie den Text hören, können sie sich auf den Inhalt konzentrieren, ohne sich mit den Leseschwierigkeiten auseinandersetzen zu müssen.

Die Welt der Buchstaben und Wörter ist manchmal wie ein Labyrinth, in dem man sich verirren kann. Für Menschen mit Legasthenie ist die Reise durch die Seiten eines Buches oft von Herausforderungen geprägt, die für andere schwer nachvollziehbar sind. Wenn das geschriebene Wort zur Hürde wird, werden Hörbücher zur Brücke über den Fluss des Unverständlichen. Sie vermitteln Texte und sind dabei wie magische Schlüssel zu einem Schatz an Geschichten. Sie öffnen Türen zu Welten, die sonst vielleicht nie betreten werden können.

Hörbücher schaffen die Gewissheit, dass Legasthenie kein Hinderungsgrund ist, die Schätze der Literatur und Fantasie zu genießen. Sie ermöglichen es, den Abenteuern von Sherlock Holmes zu folgen, mit Alice im Wunderland zu träumen und in die epischen Schlachten von Mittelerde einzutauchen, ohne sich von den Buchstaben entmutigen zu lassen.

Die Welt der Bücher hat viele Türen und es gibt immer einen Weg, diese Türen zu öffnen.

Das dzb lesen öffnet seine Türen!

Im Deutschen Zentrum für barrierefreie Literatur (dzb lesen) können Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit Legasthenie Bücher in Großdruck kostenlos ausleihen und kaufen bzw. Hörbücher ausleihen. Wer Interesse hat, kann sich im dzb lesen anmelden (https://www.dzblesen.de/anmeldung), in den Online-Katalogen recherchieren und die gewünschten Bücher bestellen. Sie werden dann direkt nach Hause geschickt bzw. können per dzb lesen-App heruntergeladen werden.


Weitere Informationen erhalten Sie auch auf unserer Internetseite https://www.dzblesen.de/bibliothek/grossdruck. Hier finden Sie eine Auswahl an Großdruckbüchern. Im Katalog für Hörbücher können Sie unter https://www.dzblesen.de/bibliothek/hoermedien stöbern.

Bei Fragen melden Sie sich bitte per Telefon: 03417113-116/-118 oder per E-Mail grossdruck@dzblesen.de.


[1] Lese- und Rechtschreibschwäche: ICD-10-GM Code F81.0 | Lese- und Rechtschreibstörung (icdcode.info), aufgerufen am 19.09.2023 

[2] Therapie Lese- und Rechtschreibschwäche: Legasthenie-Therapie | Lerntherapie bei Legasthenie | Ansätze – Bundesverband Legasthenie & Dyskalkulie e.V. (bvl-legasthenie.de), aufgerufen am 19.09.2023

Als dbv-Kommission »Kundenorientierte und inklusive Bibliotheksservices« konnten wir die 111. BiblioCon 2023 in Hannover durch verschiedene Veranstaltungen mitgestalten. Hier ein kleines Resümee unserer Aktivitäten: 

Vortrag »Taub aber nicht stumm – Gebärdensprache in Bibliotheken«

Gemeinsam mit der dbv-Kommission »Bibliotheken und Diversität« organisierten wir die Veranstaltung »Taub aber nicht stumm – Gebärdensprache in Bibliotheken«, die am 24. Mai 2023 stattfand. Damit gab es zum ersten Mal auf einem Bibliothekskongress eine Veranstaltung, die in Gebärdensprache durchgeführt und die simultan von zwei Gebärden-Dolmetscherinnen für das Publikum übersetzt wurde. Als Referentin konnte Katja Fischer von FISCHSIGN (http://www.fischsigns.de) gewonnen werden, die uns über gesetzliche Grundlagen, politische Ziele, praktische Erfahrungen und positive Beispiele aufklärte. So besteht oftmals für gehörlose und taubstumme Personen die erste Hürde bei der Nutzung einer Bibliothek darin, sich dort überhaupt anzumelden. Es gibt mittlerweile Einrichtungen, die Führungen für diese Zielgruppe anbieten, Oftmals entstehen diese Angebote, da sich einzelne Bibliotheksmitarbeiter*innen dieser Aufgabe aus persönlichem Interesse annehmen. Das sind meist Einzelfälle und institutionalisiert ist diese Anforderung für die Barrierefreiheit in Bibliotheken noch längst nicht. Eine Idee, die ebenfalls geteilt werden sollte, ist der von einigen Personen praktizierte Gebärdensprache-Trainingskurs mittels eines Bildungsurlaubes. Auch der Einsatz von tauben Expert*innen wird empfohlen, um an der richtigen Stelle anzusetzen und den Service für taubstumme und höreingeschränkte Personen zu verbessern. An der von Anne Sieberns (Deutsches Institut für Menschenrechte, Berlin) moderierten Veranstaltung nahmen etwa 80 Personen teil. Und schon nach wenigen Augenblicken der Veranstaltung war klar, dass es viel häufiger Angebote geben sollte, die auch taubstummen Menschen durch gedolmetschte Gebärdensprache zugänglich sein sollten. Insgesamt ist der Gehörlosenkultur mehr Aufmerksamkeit – sei es in Bibliotheken, sei es im gesellschaftlichen Leben überhaupt – zu schenken, um das Recht auf Teilhabe für alle Menschen sicherzustellen. Bibliotheken sind hier ein wichtiger Ort des Zuganges und der Vermittlung von Bildung.

Podiumsdiskussion »Zielgruppenorientierung: Wie können wir voneinander lernen oder erfinden wir das Rad immer wieder neu?«

So vielfältig wie unsere Gesellschaft, so vielfältig sind auch die Anforderungen, Erwartungen und Bedarfe verschiedener Zielgruppen an unsere Einrichtungen. Über die damit verbundenen Fragen und Erfahrungen sprach Dr. Anke Quast (UB der TU Berlin, Mitglied der dbv-Kommission) mit Britta Schmedemann (Stadtbibliothek Bremen), Dr. Claudia Streim (Herzogin Anna Amalia Bibliothek Weimar), Christiane Felsmann (dzb lesen Leipzig, Mitglied der dbv-Kommission) und Sina Menzel (UB der TU Berlin) am 25. Mai 2023 in der Eilenriedhalle B.

Durch die Diskutantinnen auf dem Podium kamen unterschiedliche Aspekte von Zielgruppenorientierung zur Sprache. So sei es ein Unterschied, ob eine Serviceleistung für oder mit einer Zielgruppe entwickelt werde; die Akzeptanz und Wertschätzung für Angebote steigen, wenn Bibliothek und Nutzer*innen gemeinsam handeln. Es ist aber auch immer zu bedenken, dass keine Bibliothek nach dem Motto »Wünsch Dir was« agieren kann, sondern deren Möglichkeiten zu bedenken sind. Auch das Gewinnen neuer Zielgruppen durch erweiterte, zeitgemäße Formate wurde thematisiert. Bibliotheken benötigen demnach beständig Impulse, um sich – neben der Kontinuität und Verlässlichkeit von Angeboten – neu auszurichten und veränderte Bedarfe zu erkennen. Folglich ist ein agiles Bibliotheksteam gefragt, das sich diesen permanenten Veränderungsprozessen stellt. Und so manche Fortbildungsformate sind in manchen Einrichtungen verpflichtend, wie beispielsweise Diversity-Schulungen oder ein Onboarding Barrierefreiheit, wenn neue Kolleg*innen starten. Sich den Ängsten und Fragen zu stellen, eine Fehlerkultur zu entwickeln und anderen Personen gegenüber empathisch zu sein, durch all das können Erfolgsmomente entstehen und das Selbstverständnis von Bibliotheken sowie die Selbstwirksamkeit von Bibliotheksmitarbeiter*innen gestärkt werden. An dem spannenden Gespräch, bei dem die Diskutantinnen aus ihrem breiten Erfahrungsschatz offen und engagiert berichteten, nahmen etwa 200 Personen teil.

»Voll engagiert und kompetent«

Am 24. Mai 2023 stellten wir unsere Kommission sowohl am Stand der Kommissionen als auch als eine von 14 dbv-Kommission im sogenannten »Freiraum« vor. Der Austausch mit den Kolleg*innen der anderen Kommissionen, ihre Arbeitsfelder und Ziele sind für uns immer wieder bereichernd.

Wir danken nochmals allen Personen auf das Herzlichste, die uns in diesem Jahr tatkräftig mit ihren Ideen, Positionen und Vorschlägen unterstützt haben. Und bereits jetzt überlegen wir, welche Themen wir im kommenden Jahr bei der 112. BiblioCon in Hamburg platzieren werden. Auch darum wird es bei unserem morgen beginnenden, zweitägigen Kommissionstreffen in Berlin gehen. Wir halten Euch & Sie auf dem Laufenden.

graphische Darstellung, u.a. mit Kreisen, Verbindungslinien und Personen symbolisiert Vernetzung

Bibliotheken haben mehrere wichtige Aufgaben: Sie sind Wissensspeicher, Aufenthaltsorte, Arbeitsplätze und Diskursräume. Sie müssen auch für Menschen mit Behinderung zugänglich und nutzbar sein. Die Räume sind dabei aber nur ein Aspekt, der barrierefrei sein muss. Auch die Informationen, Kataloge, Medien und Kurse müssen so gestaltet sein, dass sie auffindbar und über verschiedene Sinne zugänglich sind.

In unserer Veranstaltung versammeln wir Expert*innen aus Forschung und Praxis, die einen Einblick in ihre Arbeit und das Themenfeld „Barrierefreie Bibliotheken“ geben. Mit einem Input beteiligen sich u.a. Robert Langer (Leiter der Sächsischen Landesfachstelle für Bibliotheken), Christiane Felsmann (Leitung im Bereich Bibliothek, Beratung und Verkauf beim dzb.lesen) sowie André Lahmann und Claas Kazzer (UB Leipzig, Babika-Projekt).

Das Fachgespräch ist eine Kooperationsveranstaltung der Servicestelle Inklusion im Kulturbereich und der Koordinierungsstelle Chancengleichheit Sachsen und findet am 19. September 2023, von 10.00 bis 13.45 Uhr, im Klemperer-Saal der Sächsischen Staats- und Landesbibliothek (SLUB Dresden) statt. Die Teilnahme ist aber auch online möglich. Sie sind herzlich eingeladen, sich bis zum 12.09.2023 über das Formular auf der Website der Servicestelle Inklusion anzumelden.

Seit einigen Jahren werden in Bibliotheken partizipative Formate für unterschiedliche Vorhaben entwickelt und realisiert. Dazu gehören Umfragen und Workshops mit Benutzer*innen ebenso wie Konsultationen und Kooperationen mit Einrichtungen außerhalb der Bibliothek.

Wie können Bibliotheken in diesen Prozessen eine aktive und gleichberechtigte Beteiligung von Menschen mit Behinderungen gewährleisten, wie sie u.a. die UN-Behindertenrechtskonvention fordert? Welche Rahmenbedingungen und Voraussetzungen müssen dafür geschaffen werden?

Referent*innen: Wiebke Schär und Thomas Künneke von der Interessenvertretung Selbstbestimmt Leben in Deutschland e.V. – ISL.

Die Veranstaltung wird nicht aufgezeichnet.

Hinweise zur Barrierefreiheit

Bitte teilen Sie uns per Email (bib-info@dimr.de) bis zum 23. Juni mit, wenn Sie besondere Unterstützungsbedarfe haben. Angemessene, mit der Veranstaltung verbundene Vorkehrungen treffen wir gerne im Rahmen unserer Möglichkeiten für Sie. 

Anmeldung

Bitte nutzen Sie diesen Link für Ihre Anmeldung:

https://www.institut-fuer-menschenrechte.de/veranstaltungen/detail/partizipation-barrierefrei-gestalten

Wir freuen uns über Ihre Teilnahme!

Informationen zur Reihe

Die Online-Reihe „Barrierefreiheit in Bibliotheken: Alles inklusive“ wird seit Februar 2021 organisiert von Belinda Jopp (Staatsbibliothek zu Berlin) und Christiane Felsmann (Deutsches Zentrum für barrierefreies Lesen, beide in der dbv-Kommission „Kundenorientierte und inklusive Bibliotheksservices“) und von  Anne Sieberns (Deutsches Institut für Menschenrechte, dbv-Kommission „Bibliotheken und Diversität“). Informationen über frühere Veranstaltungen finden Sie hier: https://www.institut-fuer-menschenrechte.de/bibliothek/inklusive-bibliotheken/veranstaltungsreihe

Wir möchten Sie herzlich einladen zu einer gemeinsamen Veranstaltung der dbv Kommission Kundenorientierte und inklusive Services und der dbv Kommission Bibliotheken und Diversität auf der BiblioCon in Hannover.

Konferenzraum 27/28

Mittwoch, 24. Mai, 14:00 – 16:00 Uhr

„Taub, aber nicht stumm“: Gebärdensprache(n) in Bibliotheken Taube Menschen haben eine Stimme, sie sind nicht stumm. Ihre Sprache ist die Gebärdensprache des Landes, in dem sie wohnen. Seit 2002 ist die Deutsche Gebärdensprache (DGS) als eigenständige Sprache anerkannt. Die UN-Behindertenrechtskonvention fordert zudem, dass die sprachliche und kulturelle Identität von Menschen, die in Gebärdensprache kommunizieren, geschützt und gefördert wird – auch in und durch Bibliotheken.

Was ist Gebärdensprache? Wie kommunizieren wir richtig mit gehörlosen Menschen? Mit welchen Angeboten können Bibliotheken taube Nutzer*innen gewinnen, zu mehr Bewusstseinsbildung beitragen und Begegnungen ermöglichen?

Diese Fragen wird unsere Referentin Katja Fischer in ihrem in Gebärdensprache gehaltenen Vortrag aufgreifen und mit uns diskutieren. Zwei Dolmetscherinnen werden simultan in Lautsprache übersetzen. Ergänzt wird der Vortrag durch Praxisbeispiele aus öffentlichen und wissenschaftlichen Bibliotheken.

    Referent:in: Katja Fischer, Inhaberin von FISCHSIGNS – Agentur für Gebärdensprache, staatlich geprüfte taube Gebärdensprachdolmetscherin und Diplom-Sozialarbeiterin/Pädagogin (FH).

    Sitzungsleiter:in: Anne Sieberns (Deutsches Institut für Menschenrechte, Berlin)

https://dbt2023.abstractserver.com/program/#/details/sessions/65

Über Ihre Teilnahme würden wir uns freuen!

Die Universitätsbibliothek der Bauhaus-Universität Weimar betreute Praktikantin Theresa Hammer in Kooperation mit dem Lebenshilfe-Werk Weimar/Apolda e.V. Ein Beitrag von Sabrina Renate Franke, Mitarbeiterin der Universitätsbibliothek Weimar.

Im Oktober 2022 wandte sich Frank Lepp, Fachkraft für Arbeits- und Berufsförderung im Lebenshilfe-Werk Weimar/Apolda e.V. mit einer Anfrage an Heidi Körner, Mitarbeiterin der Universitätsbibliothek der Bauhaus-Universität Weimar, die unter anderem für die Betreuung von Praktikant*innen zuständig ist:
Frank Lepp betreut eine Mitarbeiterin, Theresa Hammer, die regulär in den Werkstätten für Menschen mit Behinderungen tätig ist. Dort führt sie technische Montagen aus und stellt Verpackungen für eine Firma her, die Filter- und Hydrauliksysteme vertreibt. Zudem arbeitet sie in der Werkstatt für Wäscherei. Theresa Hammer ist 24 Jahre alt, hat das Down-Syndrom und interessiert sich sehr für ein Praktikum im Rahmen der Inklusion in der Universitätsbibliothek. Sie hat bereits vielfältige Praktikaerfahrungen gewinnen können, zum Beispiel durch Praktika in der Stadtbibliothek Weimar, im Archiv des Museums für Ur- und Frühgeschichte in Weimar, im Sekretariat der Verwaltungsfachhochschule in Gotha, beim Biomarkt der Erzeuger-Verbraucher-Gemeinschaft eG Weimar (EVG, Suppenküche) und dem Büro des Lebenshilfe-Werks Weimar/Apolda e.V. (Abteilung: leichte Sprache).

Durch anschließende Vorgespräche mit Theresa Hammer und Frank Lepp wurde schnell klar, dass sie allgemein sehr zuverlässig und engagiert sowie interessiert daran war, Eindrücke aus verschiedenen Arbeitswelten auch außerhalb der Werkstätten erlangen und sich entsprechend einbringen zu können. Die Mitarbeit in einer Bibliothek habe sie sich nach eigenen Aussagen schon seit längerem gewünscht, da sie sich sehr für Bücher und auch andere verschiedene Medien sowie die Struktur und die Arbeitsabläufe einer Bibliothek interessiere.

Ein Praktikum erschien so für alle Beteiligten möglich und eine gute Chance zu sein, gegenseitig praktische Erfahrungen im Rahmen von *Inklusion sammeln zu können. Inklusion bezeichnet die gleichberechtigte Teilhabe aller Bürger*innen in allen gesellschaftlichen Bereichen. Damit wird der in demokratischen Gesellschaften als selbstverständlich angesehene Sachverhalt verbunden, dass alle Menschen- und Bürgerrechte uneingeschränkt für alle Bürger*innen gelten, also zum Beispiel auch für Menschen mit Behinderung, und dafür die notwendigen Bedingungen zu schaffen sind. 1994 wurde die Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen in das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland aufgenommen (Artikel 3, Absatz 3).

Mitte Dezember 2022 war es dann so weit und das Praktikum begann. Vom 12. Dezember bis zum 16. Dezember war Theresa Hammer in verschiedenen Bereichen der Universitätsbibliothek tätig. Nach einer Führung durch die Bibliotheksgebäude und Erläuterung der Aufgabengebiete und Arbeitsabläufe erfolgte der praktische Einsatz, zum Beispiel im Benutzungsbereich der Bibliothek. Dort gehörte es zu den täglichen Aufgaben, für eine adäquate Ordnung und Präsentation der Freihandbestände zu sorgen. Hier musste genau auf die entsprechenden Signaturen der einzelnen Medien geachtet und diese dann entsprechend eingestellt werden. Auch wurde Theresa Hammer in die Aufgaben der Mitarbeiter*innen des Magazins eingeführt. Dort arbeitete sie anschließend dabei mit, von Nutzer*innen zuvor bestellte Medien aus dem Bestand auszuheben und diese für die weiteren Schritte bis zur Bereitstellung vorzubereiten.

Sie begleitete zudem Dienste an der Servicetheke ‒ also dem Ort, an den sich die Nutzer*innen wenden, wenn sie allgemeine Auskünfte zu verschiedenen Diensten der Bibliothek, wie zum Beispiel Bestellungen, Fernleihen, Medienaufstellung in den Freihandbereichen, Ausleihmodalitäten benötigen, aber auch für Bibliotheksanmeldungen und Fragen zu bestehenden Mahngebühren, zur Reservierung von Arbeitsräumen einschließlich der Verbuchung, Herausgabe und Rücknahme dazugehöriger Türkarten. Weiterhin unterstützte sie die Abteilung Medienbearbeitung im Rahmen des Projektes »Zusammenführung des Bestandes der ehemaligen Zweigbibliothek Baustoffe/Naturwissenschaften«, indem sie planvoll bestimmte Bestände aus den Freihandregalen entnahm. Auch half sie bei der Feinsortierung von Zeitschriften im Freihandbereich.

Theresa Hammer präsentierte sich als zuverlässige, interessierte, offene und motivierte junge Frau, die gerne neue Erfahrungen macht. Dies sei ihr nicht nur beruflich, sondern auch in ihrer Freizeit, zum Beispiel als Mitglied einer Theater- und Klettergruppe oder bei der Teilnahme an verschiedenen Sportveranstaltungen, wichtig. Ein Abschlussgespräch, an welchem Theresa Hammer zusammen mit ihrer Praktikumsanleiterin Sabrina Renate Franke und dem Direktor der Universitätsbibliothek, Dr. Frank Simon-Ritz, teilnahmen, bot einen geeigneten Rahmen, die vergangenen Tage auszuwerten und Revue passieren zu lassen. Hierbei äußerten beide Seiten interessante und neue Erfahrungen gemacht zu haben und mit dem Praktikum rundum zufrieden gewesen zu sein. Zudem wurde über mögliche dauerhafte Einsatzmöglichkeiten im Rahmen der Inklusion gesprochen, die aktuell bezüglich ihrer Umsetzbarkeit noch genauer eruiert werden.

Übrigens: Heute ist Welt-Down-Syndrom-Tag unter dem Motto: Mit uns und nicht für uns. Dieser Aktionstag wurde im Jahr 2006 zum ersten Mal in Genf organisiert und findet seitdem jedes Jahr statt. Inhaltlich werden an diesem Tag weltweit Veranstaltungen organisiert, die das öffentliche Bewusstsein für die Thematik des Down-Syndroms verbessern sollen. Der 21. März ist dabei nicht zufällig gewählt, sondern hat eine spezielle Bedeutung: Er symbolisiert das ausschlaggebende Merkmal des Down-Syndroms, das dreimal vorkommende 21. Chromosom.

Theresa Hammer, Copyright: privat, 2022.

Webseite der BiblioCON mit einem historischen Stadtplan von Hannover

Vom 23. bis 26. Mai treffen sich Kolleg:innen in Hannover, um sich kennenzulernen und auszutauschen.

Auch unsere Kommission wird sich wieder beteiligen und wir freuen uns, Sie dort zu treffen.

Notieren Sie sich doch schon mal einige Termine:


„Taub, aber nicht stumm“: Gebärdensprache(n) in Bibliotheken

Konferenzraum 27/28

Mittwoch, 24. Mai, 14:00 – 16:00

Zielgruppenorientierung: Wie können wir von einander lernen oder erfinden wir das Rad immer wieder neu?

Podiumsdiskussion
Eilenriedehalle B

Donnerstag, 25. Mai, 14:00 – 16:00

Über weitere spannende Themen und Inhalte informieren wir Sie in den nächsten Wochen.

Das komplette Kongressprogramm finden Sie hier

Nach einer Sommerpause laden wir endlich zu einer neuen Veranstaltung in der Online-Reihe „Barrierefreiheit in Bibliotheken – alles inklusive“ ein.

Der nächste Termin findet am Mittwoch, 12.10., 15 Uhr statt.

Nachdem wir uns in den letzten Veranstaltungen in vielerlei Hinsicht auf Angebote und Organisation barrierefreier Services konzentriert haben, nehmen wir nun unsere Zielgruppen in den Fokus. Wir beginnen mit Informationen zur Bibliotheksarbeit für Menschen mit Legasthenie.

Nach einer kurzen Einführung wird Benjamin Scheffler vorstellen, wie die Zentral- und Landesbibliothek Berlin (ZLB) sich des Themas annimmt. Er leitet seit 2007 die Kinder- und Jugendbibliothek der ZLB. Mit rund 150.000 Medien ist diese die größte öffentliche Institution dieser Art in Deutschland. Kooperationen mit verschiedenen Partnern, unter anderem dem Landesverband für Legasthenie und Dyskalkulie, sind von besonderer Bedeutung.

Abgerundet wird die Veranstaltung mit praktischen Hinweisen, die in der IFLA-Sektion LSN (Bibliotheks-Services für Menschen mit besonderen Bedürfnissen) erarbeitet wurden.

Bitte melden Sie sich durch eine kurze E-Mail an agbarrierefreiheit@dzblesen.de an. Anschließend erhalten Sie den Zugangslink. Sie können dann dem Zoom-Termin mit Ihrem Browser, der App oder auch per Telefon beitreten. Die Veranstaltung wird nicht aufgezeichnet. Gern teilen wir alle genannten Links und Dokumente, diese erhalten Sie per E-Mail.

„Barrierefreiheit in Bibliotheken – alles inklusive“ ist eine Veranstaltungsreihe, die organisiert wird durch Anne Sieberns (Institut für Menschenrechte, dbv-Kommission „Bibliotheken und Diversität“), Belinda Jopp (Staatsbibliothek zu Berlin) und Christiane Felsmann (Deutsches Zentrum für barrierefreies Lesen, beide in der dbv-Kommission „Kundenorientierte und inklusive Bibliotheksservices“).

Bitte teilen Sie diese Information gern! Wir freuen uns auf Sie!

graphische Darstellung, u.a. mit Kreisen, Verbindungslinien und Personen symbolisiert Vernetzung

Ein Vortrag am 29.6. um 15 Uhr via Zoom

Wir möchten Sie herzlich einladen zu einer neuen Folge in der Online-Reihe „Barrierefreiheit in Bibliotheken: Alles inklusive“. Das Thema dieser Folge lautet:

Barrierefreie Websites

Die EU-Richtlinie 2016/2102 verpflichtet seit 2020 alle öffentlichen Stellen der EU-Mitgliedsstaaten dazu, ihre Websites und mobilen Anwendungen barrierefrei zu gestalten. Im Vortrag werden die Anforderungen vorgestellt, die auch Bibliotheken als öffentliche Stellen mit ihren Websites erfüllen müssen. Aus den Erfahrungen der bisherigen Überwachungspraxis wird die Referentin häufige Barrieren aufzeigen und Hinweise dazu geben, wie man sie abbauen oder besser gleich vermeiden kann.

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