Die Universitätsbibliotheken der Technischen Universität Berlin und der Universität der Künste Berlin erhielten am Tag der Bibliotheken, dem 24.10., den Preis „Bibliothek des Jahres“ 2022. Diese einzige nationale Bibliothekenauszeichnung ist verbunden mit einem Preisgeld in Höhe von 20.000 Euro und wird vom Deutschen Bibliotheksverband und der Deutsche Telekom Stiftung vergeben.

Übergeben wurde der Preis bei einer festlichen Veranstaltung von Thomas de Mazière (Vorsitzender der Telecom-Stiftung) und Volker Heller (Vorsitzender des Deutschen Bibliotheksverbandes). Die Preisbegründung betont insbesondere das vorbildliche Engagement in den Bereichen digitale Services und Openness sowie strukturelle Veränderungen bei der Personal- und Organisationsentwicklung. Dr. Frank Mentrup, Juryvorsitzender und Präsident des Deutschen Bibliotheksverbandes, betont in der Pressemitteilung: „Mit ihren nutzerorientierten Angeboten und Services sind die Universitätsbibliotheken der Technischen Universität Berlin und der Universität der Künste Berlin beispielgebend für wissenschaftliche Bibliotheken, da sie gemeinsam zeigen, was möglich ist, wenn Infrastrukturen, Ideen und Ressourcen geteilt werden. Durch ihr langjähriges und konsequentes Eventmanagement und die Nutzung digitaler Kommunikationswege erreichen sie zahlreiche unterschiedliche Zielgruppen und schaffen es, auch komplexe Themen leicht und mit Freude zu vermitteln.“

von links nach rechts: Dr. Lothar de Mazière (Vorstandsvorsitzenden der Deutschen Telekom Stiftung), Jürgen Christof (Direktor der TU-Bibliothek), Andrea Zeyns (Direktorin der UdK-Bibliothek), Volker Heller (Bundesvorsitzenden des DBV) / UdK_Bibliothek_des_Jahres_©_Mathias_Voelzke

Die Laudatio hielten in einem gemeinsamen Gespräch mit der Moderatorin Ninia LaGrande, der Vizepräsident für Forschung und Berufung der TU Berlin Prof. Dr. Stephan Völker und der Präsident der UdK Berlin Prof. Dr. Norbert Palz. Musikalisch untermalt wurde die Veranstaltung von der UdK-Soundkünstlerin Diane Barbé.

Prof. Dr. Stephan Völker (Vizepräsident für Forschung und Berufung der TU Berlin), Ninia LaGrande (Moderation), Prof. Dr. Norbert Palz (Präsident der UdK Berlin) / UdK_Bibliothek_des_Jahres_©_Mathias_Voelzke

Was sind konkret die preiswürdigen Aktivitäten der beiden Bibliotheken?

  • Hervorgehoben werden in der Preisbegründung die Förderung der digitalen Medien- und Informationskompetenz sowie ihre Publikationsdienstleistungen, die die Bibliotheken in kreativen Formaten umsetzen und über verschiedene Kanäle nutzerorientiert kommunizieren.
  • Zu ihren digitalen Angeboten gehören u.a. die „Teaching Library“ mit verschiedenen Lern-Apps, digitale Infotage und Hausrundgänge, regelmäßige „Coffee Lectures“ sowie eTutorials, die Studierenden und weiteren Zielgruppen die Nutzung der Bibliotheksdienstleistungen von zu Hause aus erleichtern.
  • Besondere Pionierarbeit leisten sie in den Bereichen Forschungsdatenmanagement und Open Access in den von ihnen vertretenen Wissenschaften und Künsten und ermöglichen mit Open-Source-Softwarelösungen für digitalisierte Printbestände und „born digital“-Dokumenten eine nachhaltige Infrastruktur.

Beide Bibliotheken haben sich zusammen um den Preis beworben auf der Grundlage einer langjährigen sehr erfolgreichen Kooperation.

 „Wir freuen uns sehr über diese Auszeichnung, die die Arbeit aller Bibliotheksmitarbeiter*innen würdigt und uns verdeutlicht, wie gemeinsame Infrastruktur, Ideen und Ressourcen zum Erfolg führen. Der Preis bestärkt uns darin, unseren erfolgreichen Weg der Zusammenarbeit weiter zu beschreiten und insbesondere unsere innovativen digitalen Angebote weiter auszubauen“, so Andrea Zeyns, Direktorin der UdK-Bibliothek, und Jürgen Christof, Direktor der TU-Bibliothek.

Festakt Verleihung des Preises Bibliothek des Jahres 2022 an die Universitätsbibliotheken der TU und UdK Berlin / UdK_Bibliothek_des_Jahres_©_Mathias_Voelzke

Der offiziellen Preisverleihung schloss sich ein Bibliotheksfest an, bei dem die Mitarbeiter*innen beider Bibliotheken den gemeinsamen Erfolg feierten.

Impressionen zur Preisvergabe Preisverleihung Bibliothek des Jahres 2022 (tu.berlin)

Ein Beitrag von Claudia Schmidt, Leiterin der Stadtbibliothek Dormagen

Die Stadtbibliothek Dormagen ist seit 2006 nach ISO 9001 zertifiziert und beschäftigt sich bereits seit 2008 mit dem Thema Bibliothek als Ort in der Kommune. Im Rahmen des Projektes „Lernort“ wurden Ziele festgesetzt und die Kund*innen in Form von Fokusgruppengesprächen in die Gestaltung des Lernorts Bibliothek in die Planung miteinbezogen. In den folgenden Jahren wurde dieser partizipative Ansatz stetig weiterentwickelt.

So ist die Stadtbibliothek Dormagen mehr und mehr zu einem nicht-kommerziellen Dritten Ort [Der Begriff Dritter Ort, engl. third place oder seltener auch great good place, umschreibt in der Soziologie Orte der Gemeinschaft, die einen Ausgleich zu Familie und Beruf bieten sollen.] innerhalb Dormagens geworden, der stark nachgefragt wird; auch ist die Verweildauer der Kund*innen in den vergangenen Jahren kontinuierlich angestiegen. Als offenes interkulturelles und Generationen übergreifendes Angebot hat die Bibliothek dabei eine besondere Bedeutung innerhalb der Stadtgesellschaft Dormagens, woraus sich jedoch aufgrund unterschiedlicher Nutzungsbedürfnisse (Arbeiten/Lernen vs. Kommunizieren/Relaxen vs. Ausprobieren/Präsentieren) häufig auch Konflikte ergeben, da die Bibliothek sehr offen gestaltet ist und wenig Rückzugsmöglichkeiten zum Lernen oder Arbeiten und keinen Raum für Workshops oder Veranstaltungen während der Öffnungszeiten besitzt.

Aufgrund regelmäßig durchgeführter Kund*innenbefragungen und der stetig gestiegenen Nutzung der Arbeits-, Internet- und Schreibplätze in den vergangenen Jahren konnten wir ermitteln, dass die Nachfrage nach ungestörten Arbeitsplätzen hoch ist. Eine neue Organisationsform wie das Coworking aufzunehmen und einzubinden bietet hier die Chance, dieser Nachfrage zu begegnen und außerdem neue Zielgruppen anzusprechen, sie für unsere Dienstleistungen zu gewinnen und neue Angebote zu entwickeln.

Daher hat sich die Stadtbibliothek Ende 2020 dazu entschieden, einen Bereich im Obergeschoss zu einer Coworking-Zone umzugestalten. Der neue Bereich, der seit November 2021 genutzt werden kann, wird durch Glaswände akustisch und räumlich von der übrigen Umgebung so getrennt, dass eine ruhige Arbeitsatmosphäre gewährleistet ist, aber zugleich der architektonisch offene Charakter des Hauses gewahrt bleibt. Das „Coworking-Space“ steht allen Bürger*innen nach telefonischer oder Online-Anmeldung (und ggf. unter den aktuell geltenden Corona-Einschränkungen) zur Verfügung. Die Nutzung ist kostenlos.

Der Raum wurde mit einer verstärkten WLAN-Anbindung und ausreichenden elektrischen Anschlüssen ausgestattet und ansprechend möbliert. Zudem stehen folgende Geräte zur Nutzung bereit:

  • Multi-Touchscreen
  • 2 Notebooks
  • 15 iPads inkl. Ladekoffer
  • Farb-Laser-Multifunktionsdrucker

Ergänzt wird dieses Angebot durch fertige Büroboxen (die Blätter, Stifte, Locher, Scheren etc. enthalten), die unseren Kund*innen bei Bedarf ebenfalls für die Dauer der Nutzung zur Verfügung stehen.

In dieser Arbeitsumgebung arbeiten unterschiedliche Menschen an ihren eigenen Projekten, knüpfen aber auch Kontakte untereinander und vernetzen sich. So entsteht ein Netzwerk, das durch gemeinsame Veranstaltungen, Workshops und weitere Aktivitäten gestärkt werden kann.

„Eine neue Organisationsform wie das Coworking zu adaptieren, ist für unsere Stadtbibliothek die große Chance, neue Zielgruppen anzusprechen und neue Kundinnen und Kunden für unsere Dienstleistungen zu gewinnen“, erklärt Bürgermeister Erik Lierenfeld. „Längst sind Stadtbibliotheken weit mehr als Bereitsteller von Printmedien. Sie sind Orte des Wissenstransfers und des gemeinsamen Austausches. Diesen Leitgedanken wollten wir mit der Einrichtung eines ‚Coworking-Spaces‘ weiterverfolgen.“

Die Stadtbibliothek Dormagen ist Mitglied im Coding-Netzwerk im Rhein-Kreis Neuss

Möglich war die Umgestaltung nur durch eine Spende des Dormagener Werkstoffherstellers „Covestro„, der das Projekt von Beginn an unterstützt hat. Das Geld wurde unter anderem dafür verwendet, den neuen Raum ansprechend zu möblieren und mit der entsprechenden technischen Ausstattung zu versehen.

Kontaktdaten:

Claudia Schmidt, Stadtbibliothek Dormagen, Mail: Claudia.Schmidt@stadt-dormagen.de

graphische Darstellung, u.a. mit Kreisen, Verbindungslinien und Personen symbolisiert Vernetzung

In einer weiteren Folge in der Online-Reihe „Barrierefreiheit in Bibliotheken: Alles inklusive“ geht es am 2. November 2022, 15-16 Uhr um „Gebärdensprache(n) in Bibliotheken“

Referentin ist Katja Fischer von FISCHSIGNS – Service für Gebärdensprache. Der Vortrag wird in Gebärdensprache gehalten und simultan in Lautsprache gedolmetscht.

Seit 2002 ist die Deutsche Gebärdensprache (DGS) als eigenständige Sprache in Deutschland anerkannt. Die UN-Behindertenrechtskonvention verlangt darüber hinaus, dass die sprachliche und kulturelle Identität von Menschen, die in Gebärdensprache kommunizieren, geschützt und gefördert wird. Im gesellschaftlichen und kulturellen Leben werden taube Menschen jedoch häufig ausgegrenzt und diskriminiert. Unzureichendes Wissen, Vorurteile, Unsicherheiten in Kommunikation und Umgang sowie fehlende Begegnungen im Alltag tragen mit dazu bei.

Was ist Gebärdensprache? Wie kommunizieren wir richtig mit tauben Menschen? Mit welchen Angeboten können Bibliotheken gehörlose Nutzer*innen gewinnen, zu mehr Bewusstseinsbildung beitragen und Begegnungen ermöglichen?

Darüber sprechen wir im Webinar am 2. November mit Katja Fischer, Sozialarbeiterin/-pädagogin, staatlich geprüfte taube Dolmetscherin für Deutsche Gebärdensprache und internationale Gebärden, Hochschuldozentin. Ihr Vortrag wird in Deutscher Gebärdensprache gehalten und simultan in Lautsprache gedolmetscht. Nach dem Vortrag gibt es wie immer Gelegenheit, Fragen im Chat zu stellen.

Die Veranstaltung wird nicht aufgezeichnet.

Anmeldung:

Bitte nutzen Sie für die Anmeldung zur Veranstaltung diesen Link: https://www.institut-fuer-menschenrechte.de/veranstaltungen/detail/gebaerdensprachen-in-bibliotheken

Barrierefreiheit:

Bitte teilen Sie uns bis zum 24. Oktober 2022 mit, wenn Sie weitere Unterstützungsbedarfe haben. Angemessene, mit der Veranstaltung verbundene Vorkehrungen treffen wir gerne im Rahmen unserer Möglichkeiten für Sie.

Die Online-Reihe „Barrierefreiheit in Bibliotheken: Alles inklusive“ wird organisiert von Belinda Jopp (Staatsbibliothek zu Berlin) und Christiane Felsmann (Deutsches Zentrum für barrierefreies Lesen, beide in der dbv-Kommission „Kundenorientierte und inklusive Bibliotheksservices“) und von  Anne Sieberns (Deutsches Institut für Menschenrechte, dbv-Kommission „Bibliotheken und Diversität“). https://www.institut-fuer-menschenrechte.de/bibliothek/inklusive-bibliotheken/veranstaltungsreihe

Nach einer Sommerpause laden wir endlich zu einer neuen Veranstaltung in der Online-Reihe „Barrierefreiheit in Bibliotheken – alles inklusive“ ein.

Der nächste Termin findet am Mittwoch, 12.10., 15 Uhr statt.

Nachdem wir uns in den letzten Veranstaltungen in vielerlei Hinsicht auf Angebote und Organisation barrierefreier Services konzentriert haben, nehmen wir nun unsere Zielgruppen in den Fokus. Wir beginnen mit Informationen zur Bibliotheksarbeit für Menschen mit Legasthenie.

Nach einer kurzen Einführung wird Benjamin Scheffler vorstellen, wie die Zentral- und Landesbibliothek Berlin (ZLB) sich des Themas annimmt. Er leitet seit 2007 die Kinder- und Jugendbibliothek der ZLB. Mit rund 150.000 Medien ist diese die größte öffentliche Institution dieser Art in Deutschland. Kooperationen mit verschiedenen Partnern, unter anderem dem Landesverband für Legasthenie und Dyskalkulie, sind von besonderer Bedeutung.

Abgerundet wird die Veranstaltung mit praktischen Hinweisen, die in der IFLA-Sektion LSN (Bibliotheks-Services für Menschen mit besonderen Bedürfnissen) erarbeitet wurden.

Bitte melden Sie sich durch eine kurze E-Mail an agbarrierefreiheit@dzblesen.de an. Anschließend erhalten Sie den Zugangslink. Sie können dann dem Zoom-Termin mit Ihrem Browser, der App oder auch per Telefon beitreten. Die Veranstaltung wird nicht aufgezeichnet. Gern teilen wir alle genannten Links und Dokumente, diese erhalten Sie per E-Mail.

„Barrierefreiheit in Bibliotheken – alles inklusive“ ist eine Veranstaltungsreihe, die organisiert wird durch Anne Sieberns (Institut für Menschenrechte, dbv-Kommission „Bibliotheken und Diversität“), Belinda Jopp (Staatsbibliothek zu Berlin) und Christiane Felsmann (Deutsches Zentrum für barrierefreies Lesen, beide in der dbv-Kommission „Kundenorientierte und inklusive Bibliotheksservices“).

Bitte teilen Sie diese Information gern! Wir freuen uns auf Sie!