Leganto, ein Software-Tool der Firma Ex Libris, unterstützt Lehrende bei der schnellen und übersichtlichen Zusammenstellung von Literatur und Informationsressourcen in der Lernplattform ISIS und steht nach einer ersten Einführungsphase im Sommersemester 2021 seit September desselben Jahres allen Lehrenden der TU Berlin zur Verfügung. Lehrende haben dadurch ein intuitiv zu bedienendes Tool zur Zusammenstellung relevanter Kursliteratur an der Hand. Studierende kommen schnell und unkompliziert an kursrelevante Literatur und Informationen, entweder über einen direkten Link zum Volltext oder den Hinweis zur Verfügbarkeit. Die Universitätsbibliothek (UB) unterstützt bei der Anwendung, überprüft Listen, kümmert sich um Anschaffungs- und Digitalisierungswünsche und stellt Online-Lizenzen für elektronische Ressourcen je nach Verfügbarkeit bereit. https://www.tu.berlin/ub/lernen-arbeiten/it-services/leganto-literaturlisten-tool-fuer-lehrende/
Warum führen wir Leganto ein?
Im Jahr 2019 analysiert eine Projektgruppe der Bibliothek, wie
an der TU Berlin mit Literatur- und Informationsressourcen in der Lehre
gearbeitet wird. In diesem Zusammenhang werden Interviews mit Lehrenden
verschiedener Fakultäten geführt und die Lehrplattform ISIS evaluiert. Die
Ergebnisse zeigen, dass Lehrende häufig die hohen Aufwände bei der
Zusammenstellung von Informationen, Literatur und Dokumenten als problematisch
benennen, insbesondere im Hinblick auf die rechtssichere Zugänglichmachung.
- Die unterstützenden Services der Bibliothek in
diesen Zusammenhängen sind den Lehrenden oft nicht bekannt.
- Studierende haben häufig Schwierigkeiten auf
elektronische Informationsressourcen direkt zuzugreifen und insgesamt den
Überblick zu behalten.
- Die Bibliothek hat wiederum keinen Zugriff auf
Literaturlisten der Lehrveranstaltungen und kann daher nicht aktiv unterstützen
und auf ihre Services aufmerksam machen.
- Von der Bibliothek lizenzierte Ressourcen können
nicht einfach und intuitiv mit den Literaturlisten der Lehrenden verknüpft
werden.
Insgesamt existiert kein einheitliches System für die
Erstellung und Präsentation von Literatur- und Informationsressourcen in der
Lehre, das einen intuitiven Workflow ermöglicht.
Die durch die Corona-Pandemie ausgelösten Anforderungen an
die Online-Lehre verschärfen diese Problematik, da der Zugang zu
studienrelevanten Informationen zunächst nur noch digital möglich ist und
sowohl Lehrende als auch Studierende vor erhebliche technische
Herausforderungen gestellt wurden.
Parallel zur Ermittlung des Status Quo beschäftigt sich das
Projektteam mit den Möglichkeiten des Einsatzes von sogenannten
Reading-List-Management-Systemen
Die Ergebnisse dieser Analysen münden 2020 in die Empfehlung
der Bibliothek, Leganto-Software für eine dreijährige Testphase einzuführen.
Der durch den Vizepräsidenten für Lehre unterstützten Beschlussvorlage wird bei
der Präsidiumssitzung im September 2020 zugestimmt.
Jetzt geht’s los – Wie führen wir Leganto
ein?
Die TU Berlin startet – als erste Anwendereinrichtung in
Deutschland – das Einführungsprojekt Leganto unter Federführung der
Universitätsbibliothek im November 2020. Ende 2021 können wir sagen, dass das
Projekt, trotz Pandemie-Herausforderungen und den massiven Auswirkungen eines
flächendeckenden IT-Angriffs auf die Universität , im Zeitplan ist. Erfolgsgrundlagen
dafür sind die frühzeitige Einbindung verschiedener Stakeholder, insbesondere
das TU-Präsidium. Über den Arbeitskreis Qualitätsmanagement konnten zu
Projektbeginn bereits die Studiendekane der Fakultäten und die Kommission für
Lehre und Studium informiert werden. Für die operative Umsetzung wurden vor
Projektstart die wichtigen Kooperationspartner wie die Betreiber der
Lernplattform ISIS und die zentrale IT-Abteilung in die Planungen einbezogen. Das
Projektteam der Bibliothek besteht aus neun Mitarbeiter*innen (aus Benutzung,
Medienbearbeitung und IT). Die
Projektleitung liegt bei der Leiterin der Benutzungsabteilung. In den
Teilprojekten, zum Beispiel interne Workflows, Schulungen, Marketing oder
Evaluation, sind unter Koordination jeweils eines Projektmitglieds weitere
Mitarbeiter*innen aus verschiedenen Bereichen einbezogen.
Die Projekt-Phasen für die drei Jahre des Projektzeitraums
untergliedern sich in folgende Abschnitte:
- Implementierung (November 2020 bis März 2021):
Technische Einrichtung und Integration in ISIS, Entwicklung von Workflows und
Akquise erster Pilotanwender*innen. - Einführungsphase Sommersemester 2021 (März bis
Juli 2021): Einbindung der Pilotanwender*innen und Anpassung der Services mit
anschließender Evaluationsphase.
- Erweiterte Pilotphase (Juli 2021 bis Februar
2022): Zugang für alle TU-Angehörigen, Anpassung Konfiguration, Workflows und
Services.
- Rollout Sommersemester 2022 (Februar bis Juli
2022): Anpassungen, verstärktes Marketing, Evaluation.
- Rollout 2 Wintersemester 2022/23 (Juli 2022 bis
Juli 2023): Normalbetrieb, Abschlussevaluation und Erfolgskontrolle.
In der ersten Einführungsphase machen 15 Anwenderteams erste
Erfahrungen bei der Zusammenstellung ihrer Literaturlisten mit Leganto. Das
Feedback dieser Pilot*innen ist mehrheitlich positiv. Die Erwartungen an die
intuitive Nutzung, die Vereinfachung der bisherigen Arbeitsprozesse und der
leichtere Zugang zu elektronischen Ressourcen wurden meist erfüllt. Allerdings
führt die gesteigerte Arbeitsbelastung durch die Online-Lehre dazu, dass einige
der Pilot*innen trotz großem Interesse auf vertraute Arbeitsweisen
zurückgreifen und daher weniger Literaturlisten als erwartet erstellt werden.
Im Sommer 2021 starten die bibliotheksinternen Einführungen
für Mitarbeiter*innen der Medienerwerbung, Benutzung und Fachreferate. Im
Septemberwird Leganto als
auswählbares Plugin in der Lernplattform eingefügt und steht damit allen
TU-Angehörigen zur Verfügung. Aufgrund des bereits erwähnten IT-Angriffs konnte
das ursprünglich geplante Parallelprojekt der automatisierten Übernahme von
Mitarbeiter*innen-Daten in das Bibliotheksystem Alma nicht durchgeführt werden.
Flankierend bietet das Leganto-Team Workshops über die
Zentraleinrichtung Wissenschaftliche Weiterbildung und Kooperation (ZEWK) an.
Kurze Coffee Lectures geben einen ersten Eindruck des neuen Tools, und
individuelle Beratung unterstützt bei der Erstellung von Literaturlisten. Im
Arbeitskreis Qualitätsmanagement der Universität stellt die Projektleiterin den
Studiendekanen Leganto vor und wirbt für eine Verbreitung der Informationen an
den Fakultäten.
Die Anzahl der in der Bibliothek eingehenden Literaturlisten
vervielfacht sich im Wintersemester 2021/22 gegenüber dem Sommersemester (erste
Einführungsphase), so dass Workflows und Konfiguration im Echtbetrieb getestet
und angepasst werden können. Die Hauptaufgabe für das zweite Projektjahr wird
die Verstärkung des Marketings sein, um Leganto an der TU Berlin flächendeckend
bekannt zu machen und die Anwendungszahlen zu erhöhen.
Fazit – Wo wollen wir hin?
Das klare Projektziel ist, Leganto als führendes System für
Literaturlisten in der Lehre zu etablieren und bestmöglich an die Bedarfe der
Lehrenden und Studierenden anzupassen. Das Projektteam setzt für die
Weiterentwicklung stark auf die Vernetzung mit anderen Leganto-Anwender*innen
und bringt sich aktiv in bestehende internationale Arbeitsgruppen ein.
Die Einführung von Leganto ist ein anspruchsvolles Großprojekt, das erhebliche Personalressourcen bindet. Es ist eine organisatorische und technische Herausforderung, die die erfolgreiche Zusammenarbeit mit verschiedenen Partnern auf dem Campus voraussetzt. Es fördert die abteilungsübergreifende Zusammenarbeit innerhalb der Bibliothek und wirkt sich auf Routinen im Geschäftsgang aus. Dieser Einsatz lohnt sich, da durch Leganto die Bibliothek für Lehrende ganz unmittelbar als aktive Partnerin bei allen Fragen rund um die Bereitstellung von Literatur- und Informationsmaterialien in die Arbeitsprozesse eingebunden ist. Das bisherige Feedback der Erstanwender*innen bestätigt die Einschätzung der Bibliothek: Leganto ist für den Studienerfolg sowohl für die Lehrenden wie auch die Studierenden ein äußerst hilfreiches Tool.
Autorin: Dr. Anke Quast, Universitätsbibliothek der Technischen Universität Berlin
Hinweis: Dieser Text ist ein Vorabdruck aus dem Jahresbericht 2021 der Universitätsbibliothek der TU Berlin.