graphische Darstellung zum Thema gemeinsames Arbeiten, Vernetzen und Interaktion

Am 12. Mai fand ein weiterer Vortrag in unserer Reihe „Barrierefreiheit in Bibliotheken – alles inklusive“ statt, bei dem wir erneut zahlreiche Kolleginnen und Kollegen und Interessierte aus vielen deutschen Regionen sowie Osterreich und der Schweiz begrüßen durften.

Nachdem das Thema Veranstaltungen bereits in einigen anderen Vorträgen gestreift wurde, sollte es diesmal genau darum in einer einführenden, umfassenden Veranstaltung gehen, wohl wissend, dass dadurch einige Aspekte nur oberflächlich behandelt werden konnten.

Unter dem Motto „Everyone is Welcome“ erklärte Kerstin Hoffmann-Wagner, zertifizierte Trainerin und Beraterin für nachhaltige Events, warum es gerade bei Events besonders wichtig ist, ein Angebot für ALLE zu machen und wann man tatsächlich von einer barrierefreien Veranstaltung sprechen kann.

Sie verwies hier zum einen auf gesetzliche Grundlagen wie das Behindertengleichstellungsgesetz, aber auch auf eine stetig älter, aber auch vielfältiger werdende Gesellschaft mit dem Bestreben, Grundsätze wie Nachhaltigkeit und Inklusion nicht nur in der Theorie, sondern auch in der Praxis umzusetzen.

Für die Planung barrierefreier Events sollten zwei wichtige Phasen unterschieden werden: zum einen geht es darum, Standards zu schaffen, vorhandene Ressourcen sinnvoll einzuplanen und zu nutzen und angemessen zu kommunizieren. Neben diesen notwendigen Aspekten sei es jedoch genauso wichtig, so Hoffmann-Wagner, bedarfsabhängige Aspekte zu erkennen und dann entsprechend umzusetzen – also im konkreten Beispiel: Sie wissen, dass gehörlose Menschen teilnehmen werden – sorgen Sie für Gebärdendolmetscher.

Diese teilweise fast banalen, aber in der Summe absolut hilfreichen Denkanstöße und Tipps stellte die Referentin in acht Handlungsfeldern zusammen, so dass die Teilnehmenden am Ende zu allen Aspekten (Mobilität, Location, Programm, Kommunikation, Bühne, Technik, Catering und Online Tools) jeweils praktische Hinweise und teilweise auch weiterführende Links mitnehmen konnten.

Wie bei den vorangegangenen online Veranstaltungen auch, wurde wieder einiges nachgefragt und erklärt. Immer wieder interessant und für viele nachahmenswert sind z.B. Induktionsschleifen, um Menschen mit Hörgeräten die Teilnahme zu erleichtern, aber auch gute, für möglichst viele sichtbare Beschilderungen können zum Gelingen einer Veranstaltung beitragen.

Eine kleine Erfolgsgeschichte am Ende: direkt nach unserem Vortrag wurden in einer Einrichtung sofort unterschiedlich hohe Stühle aufgestellt, um Menschen verschiedener Größen die angenehme Teilnahme zu ermöglichen – oft kann es so einfach sein!

Wenn Sie noch Fragen zum Thema barrierefreie Veranstaltungen in Bibliotheken haben, oder uns (den Veranstalterinnen der Vortragsreihe) weitere Wunschthemen nennen möchten, kontaktieren Sie mich gerne und ich leite Ihr Anliegen gerne weiter:
Belinda Jopp, Telefon: 030 266 433 300 oder per Mail: belinda.jopp@sbb.spk-berlin.de

Wie es dazu kam?

In der Benutzungsabteilung der Universitätsbibliothek der TU Berlin gibt es seit Januar 2020 eine eigene Stabsstelle für Innovationsmanagement und Kundenmonitoring. Die Kombination der beiden Aufgabengebiete ermöglicht, Innovationen mit den Bedürfnissen der Kund*innen rückzukoppeln. Strategisches Ziel ist, den Fokus stärker auf die Kund*innen sowie deren Lebensrealitäten und Bedürfnisse zu legen und Innovationen zielgerichteter und passgenauer umzusetzen.

In der Anfangsphase der COVID-19-Pandemie war systematisches Innovationsmanagement nicht möglich. Das Jahr 2020 war der Bereitstellung und Nutzung klassischer Bibliotheksprodukte und -dienstleistungen unter Pandemiebedingungen gewidmet. Durch sich ständig ändernde Verordnungen, die neue und angepasste Arbeitsprozesse erforderten, war an Routine nicht zu denken.

Im Frühjahr 2021 erfolgten dann die ersten Planungen für ein systematisches Innovationsmanagement in der Benutzungsabteilung. Dabei standen die strategischen Ziele und Aufgaben der eigenen Organisation als auch die Bedürfnisse der Mitarbeiter*innen und Kund*innen im Fokus. Ziel war und ist, die Innovationen gemeinsam mit den Mitarbeiter*innen und unter Einbeziehung der Kund*innen zu entwickeln und umzusetzen.

Die mit der Benutzungsleitung abgestimmten strategischen Ziele des Innovationsmanagements der Benutzungsabteilung sind:

  • Innovationsfreudige Organisationskultur entwickeln
  • Sichtbarkeit und Bewusstsein im Mitarbeiter*innenkreis erhöhen
  • Agile Arbeitsweise und Mindset verankern
  • Blick über den Tellerrand befördern und stärken
  • Bottom-up-Projekte und die Verantwortlichkeit für Innovationsvorhaben im Mitarbeiter*innenkreis fördern
  • Bibliotheksübergreifende Community bilden

Die Stabsstelle für Innovationsmanagement und Kundenmonitoring übernimmt koordinierende und steuernde Aufgaben. Das bedeutet, sie ist in die Leitung von Innovationsprojekten eingebunden, informiert über Innovationsvorhaben, -ausschreibungen und Fördermöglichkeiten, bietet Workshops und Austauschformate an, stellt Tools zur Information und Kommunikation zur Verfügung und steht als Ansprechpartnerin für alle Fragen zu Innovationsmanagement und Innovationen zur Verfügung. Außerdem fungiert sie auf Leitungsebene für den Bereich Innovationsmanagement als Schnittstelle zu anderen Abteilungen der Universitätsbibliothek sowie anderen Bereichen der TU Berlin.

Einbindung der Mitarbeiter*innen

In drei Workshops wurden die Mitarbeiter*innen der Benutzungsabteilung innerhalb der letzten neun Monate an das Aufgabengebiet herangeführt. Die Workshops waren dazu gedacht, einen ersten Überblick über zentrale Aufgaben und Methoden des Innovationsmanagements zu vermitteln. Außerdem sollten die Mitarbeiter*innen in das Aufgabengebiet eingebunden und für das Thema sensibilisiert und begeistert werden. Da an die Stabsstelle für Innovationsmanagement und Kundenmonitoring kein festes Team gekoppelt ist, kommen Motivation und Begeisterung sowie der freiwilligen Mitarbeit an Innovationsprojekten große Bedeutung zu. Ziel der Workshops war, gemeinsame Grundlagen zu schaffen und Instrumente eines systematischen Innovationsmanagements niedrigschwellig auszuprobieren. Außerdem sollte der Rahmen geschaffen werden, das Aufgabengebiet aktiv mitzugestalten.

Im ersten Workshop wurde ein gemeinsamer Innovationsbegriff entwickelt, der die Grundlage für die weitere Ausgestaltung des Innovationsmanagements in der Benutzungsabteilung bildet. Er lautet:

„Wir wollen Neues schaffen und Begeisterung erzeugen. Bewegung ist dafür ein wichtiger Motor. Innovationen müssen nicht radikal sein, sondern können in der Adaption, Optimierung oder neuen Bedeutungszuordnung von Services, Produkten und Prozessen liegen. Im Fokus stehen für uns unsere Kund*innen und Mitarbeiter*innen.“ 

Außerdem wurden im Mitarbeiter*innenkreis wichtige Handlungspunkte herausgearbeitet, die ein systematisches Innovationsmanagement in der Benutzungsabteilung unterstützen. Die zentralen Punkte sind:

  • Aufgeschlossene Vorgesetzte
  • Freiräume ermöglichen
  • Mehr ausprobieren bzw. Offenheit für neue Ideen leben
  • Positive Fehlerkultur schaffen
  • Ideen aktiv umsetzen
  • Innovationsetat einrichten
  • Agil arbeiten
  • Innovationstreffs zum gemeinsamen Austausch anbieten
  • Innovationsplattform einrichten

Im zweiten und dritten Workshop wurden die Managementmethoden Trendbeobachtung und -bewertung sowie Marktanalyse vorgestellt und ausprobiert. Anhand der Megatrends Konnektivität, Wissenskultur und New Work wurden Subtrends, Trendfelder und Trends analysiert und im Kontext der Weiterentwicklung der Universitätsbibliothek bewertet. Dabei entstanden tolle Ideen für neue Produkte und Dienstleistungen, die dieses Jahr weiterverfolgt werden sollen. In der Marktanalyse wurde die Dienstleistung einer Standing Order für die Architektur auf Marktgröße, Trend und Wachstumspotentiale, Wettbewerber*innen sowie Zielgruppen untersucht. Außerdem wurde gemeinsam diskutiert, wann sich eine Marktanalyse lohnt und wie man am besten vorgeht.

Wie geht es weiter?

Im Anschluss an die Workshops wurde gemeinsam überlegt, wie ein systematisches Innovationsmanagement in der Benutzungsabteilung der Universitätsbibliothek der TU Berlin aussehen könnte. Ein Wunsch der Mitarbeiter*innen ist, eine AG Innovation einzurichten, die sich einmal im Monat trifft und zu aktuellen Innovationsprojekten und -ideen austauscht. Die Runde soll darüber hinaus den Raum bieten, eigene Ideen einzubringen und kleine Ideensprints zu veranstalten. Die ausgearbeiteten Ideen werden dann in Experimenten von sechs bis acht Wochen getestet und bei messbarem Mehrwert für die Kund*innen weiterentwickelt. Grundlage der AG bildet ein digitales Kanban-Board, in dem Themen, Ideen und laufende Projekte visualisiert werden.

Ziel ist, dass die AG für alle Mitarbeiter*innen der Universitätsbibliothek – auch über die Benutzungsabteilung hinaus – offen ist. Das hat den Hintergrund, dass im Mitarbeiter*innenkreis das Gefühl vorherrscht, häufig nicht mitzubekommen, was in anderen Abteilungen oder Bereichen geplant wird. Die AG Innovation soll ein niedrigschwelliges Austauschformat bieten und im Idealfall abteilungsübergreifende Innovationen und den Blick auf die gesamte Universitätsbibliothek stärken.

Zusätzlich zur AG kam der Wunsch auf, eine Online-Plattform einzurichten, auf der Ideen unkompliziert eingebracht und gesammelt werden können. Die Plattform richtet sich an die Mitarbeiter*innen, die nicht am Austausch teilnehmen können, aber trotzdem Ideen einbringen wollen. Es wird angestrebt, ein Tool zu finden, in dem die Ideen direkt online bewertet werden können. Das ermöglicht ein erstes Meinungsbild und lädt zum Austausch ein. Die Online-Ideen-Plattform und das Kanban-Board sind zwei getrennte Instrumente, die parallel bespielt werden können. Die Online-Plattform ist dem Kanban-Board vorgeschaltet und für alle Ideen offen. Ins Kanban-Board kommen dann die Themen, die die Mitarbeiter*innen in Eigenregie angehen. Ein nächster Schritt wird sein, verschiedene Tools auszuprobieren, die sich als Online-Ideen-Plattform eignen und einen ersten niedrigschwelligen Prototypen zu testen.

Fazit

Abschließend ist zu konstatieren, dass systematisches Innovationsmanagement in Bibliotheken noch mehr praktischer Erfahrung als auch Best-Practice-Beispielen bedarf. In der Benutzungsabteilung der Universitätsbibliothek der TU Berlin wurden erste Schritte in Richtung eines systematischen Innovationsmanagements gegangen. Von zentraler Bedeutung ist jetzt, den Schwung zu nutzen, die Ideen auszugestalten und den Rahmen weiterzuentwickeln, um Innovationsmanagement in der Benutzungsabteilung sowie perspektivisch der gesamten Universitätsbibliothek aktiv zu betreiben und mit den Mitarbeiter*innen und Nutzer*innen auszugestalten. Dafür bedarf es sowohl der Rückendeckung und Unterstützung auf Leitungsebene als auch der Motivation und Begeisterung der Mitarbeiter*innen. Ist das gegeben, sind Innovationen möglich, die einen echten, gesamtgesellschaftlichen und nichtkommerziellen Mehrwert bieten.

Ansprechpartnerin

Martha Ganter, Universitätsbibliothek TU Berlin

Martha Ganter
Universitätsbibliothek der TU Berlin
Stabsstelle für Innovationsmanagement und Kundenmonitoring
Fasanenstr. 88 
10623 Berlin 
E-Mail: m.ganter@tu-berlin.de
Tel.: 030 314 76349

Die Kommission für kundenorientierte und inklusive Bibliotheksservices lädt zur partizipativen Sitzung am Dienstag, 31. Mai 2022 von 15:00 bis 17:00 Uhr – im Vortragsraum 11 – während des diesjährigen Bibliothekskongress in Leipzig ein.

Alle Interessierten haben dabei die Möglichkeit, die Mitglieder der Kommission kennenzulernen. Anschließend greift die Kommission – aus aktuellem Anlass – das Thema „Krisenmanagement und kundenorientierte Services“ auf. Der dbv wird hierzu ein Statement abgeben, an das sich Praxisbeispiele aus verschiedenen Bibliotheken anschließen: Judith Stumptner gibt einen Einblick in die Stadtbibliothek München, Sylvia Schöne und Jens Ilg berichten von den Angeboten der  SLUB Dresden und Tina Goldammer und Anja Thierbach stellen die Aktivitäten der Stadtbibliotheken Chemnitz und Leipzig vor.

Nach dem spannenden Einblick in vorgenannte Bibliotheken können sich alle Teilnehmenden auch persönlich in die Veranstaltung einbringen, denn die Kommissionsmitglieder interessiert natürlich die Frage: Welche neuen Services haben Sie in den Bibliotheken in den vergangenen zwei Pandemiejahren und im Hinblick auf den Krieg in der Ukraine im Sinne von Kundenorientierung und Inklusion neu entwickelt und eingeführt? Und: Auf welche Hindernisse sind Sie dabei gestoßen?

Gerne nutzt die Kommission die Möglichkeit, hierbei zu erfahren, wie sie Sie zukünftig im Hinblick auf Kundenorientierung und Inklusion unterstützen kann. Und schlussendlich: Welche Wünsche haben Sie an die Kommission und ihre Mitglieder?

Die Mitglieder der Kommission versprechen Ihnen einen abwechslungsreichen Nachmittag mit Praxisbeispielen zu einem aktuellen Thema und freuen sich auf Ihre Teilnahme und Ihr Mitwirken.

Autorin: Claudia Büchel, Leiterin der Stadtbibliothek Neuss

Auf Einladung der damaligen Fachstellen in den Regierungsbezirken Düsseldorf und Köln trafen sich im Jahr 2001 zum ersten Mal interessierte Bibliotheken zu einer Informationsveranstaltung zum Thema Qualitätsmanagement (QM). Zu dieser Zeit war das Thema QM relativ virulent in der Privatwirtschaft, während es im öffentlichen Sektor noch wenig verbreitet war. Die Bibliotheken betraten hierbei Neuland –lange bevor Zertifizierungen in Volkshochschulen oder Kindertageseinrichtungen etabliert wurden.

Was QM aber tatsächlich ist und welche gravierenden Änderungen sich hierdurch auch langfristig ergeben würden, war vermutlich den wenigsten der anwesenden Bibliotheksleitungen bewusst. Nachdem die ersten Bibliotheken bereits wieder abgesprungen waren, gründeten 16 Interessierte eine Arbeitsgruppe unter Leitung von Petra Büning (Bezirksregierung Düsseldorf) und Brigitte Klein (Bezirksregierung Köln). Zielsetzung war es, durch den Aufbau eines QM-Systems eine Entlastung im Arbeitsalltag zu schaffen, um Fragen wie z.B. „Wie wurde das geregelt?“ oder „Haben wir das nicht schon diskutiert“ zu minimieren. Das Handeln sollte zukünftig faktenorientiert gesteuert werden, für gleiche Fakten sollten identische Handlungsmuster entwickelt werden, damit insgesamt mehr Zeit auf die Interessen der Kund*innen gerichtet wird.

Die 7 Gründungsmitglieder des Verbundes

Der Aufbau eines QM-Systems ist zeit- und personalintensiv – das lässt sich nicht fortdiskutieren – und so reduzierte sich die Zahl der beteiligten Bibliotheken weiter. 2004 entschieden dann acht Bibliotheken, sich einer Gruppenzertifizierung auf Grundlage der ISO-Norm zu unterziehen. Begleitet wurde der Prozess durch Einbindung des externen Beraters Markus Dönni , der den Bibliotheksleitungen verschiedene Zertifizierungsmodelle vorstellte und den damit einhergehenden Arbeitsaufwand sowie Nutzen aufzeigte. Die Entscheidung fiel zu Gunsten der ISO-Norm 9001 aus, weil es sich hierbei um eine weltweit gültige Norm handelt, die überall anerkannt ist und eine positive Außenwirkung hat. Zu diesem Zeitpunkt gab es bundesweit zwei weitere öffentliche Bibliotheken (Walldorf und Freiberg am Neckar), die auf Grundlage der ISO-Norm 9001 zertifiziert waren und im Rahmen von Workshops wichtige Impulse an den Verbund weitergaben.

Da eine sogenannte Gruppenzertifizierung (Matrixzertifizierung) kostengünstiger als eine Einzelzertifizierung war, entschieden nunmehr sieben Bibliotheken, einen QM-Verbund zu gründen, der mit seiner virtuellen Zentrale sowie den beteiligten „Zweigstellen“ auf Grundlage der ISO-Norm 9001 zertifiziert werden sollte. Ohne Gründung des Verbundes und Einrichtung einer virtuellen Zentrale wäre eine kostenreduzierte Gruppenzertifizierung nicht möglich gewesen. Die Zentrale, das sogenannte Lenkungsgremium, bestand aus mindestens einer Vertreterin oder einem Vertreter pro Bibliothek sowie Frau Klein und Frau Büning aus den Fachstellen. Den Vorsitz übernahm Petra Büning bis zum Jahr 2008.

Titelblatt einer Broschüre
Zur Erstzertifizierung 2006 veröffentlichte der Verbund eine Broschüre mit CD

Der Weg bis zur erstmaligen Zertifizierung gestaltete sich durchaus steinig und arbeitsintensiv, denn für alle Arbeitsprozesse waren Beschreibungen zu erstellen, die für alle Bibliotheken galten und zusätzliche individuelle Anpassungen waren von jeder Bibliothek zu dokumentieren. Für die allgemein gültigen Prozessbeschreibungen galt es, mindestens 80% Übereinstimmung aller beteiligten Bibliotheken zu erreichen. Die damit verbundenen Diskussionen waren legendär und prägen immer noch die Erinnerung. Den Vertreterinnen der Fachstellen kam dabei die wichtige Funktion zu, die Diskussionen zu lenken und das Ziel im Auge zu behalten.

Um das QM-Gerüst aufzubauen, trafen sich die Verbundbeteiligten in den beiden folgenden Jahren ca. alle zwei Monate, meistens in der Stadtbibliothek Neuss, da es hier einen entsprechend großen Besprechungsraum gibt. Sobald die allgemein gültige Beschreibung für einen Prozess verschriftlicht war, galt es vor Ort, die individuellen Anpassungen vorzunehmen. Hierdurch entstand ein umfangreicher Katalog an Beschreibungen für die übergeordneten Managementprozesse (Strategie, Analyse und Verbesserung, Zufriedenheitsmanagement) die Kernprozesse (Lektorat, Ausleihverwaltung, Infodienst, Veranstaltungen und Öffentlichkeitsarbeit) und die unterstützenden Prozesse (Katalogisierung, technische Medienbearbeitung, Ausleihunterstützung, Mahnwesen, Personal, Infrastruktur, Dokumentation). Wertvoll waren die intensiven Diskussionen jedoch nicht nur im Lenkungsgremium, sondern auch in den Bibliotheken selber. Die kontinuierliche Beschäftigung mit den Arbeitsprozessen löste vielfach Veränderungen aus, bestehende Arbeitsvorgänge wurden kritisch hinterfragt, neu strukturiert, manche Tätigkeiten entfielen oder wurden ersetzt. Der kontinuierliche Verbesserungsprozess – ein Wesensmerkmal des QM – war eingeleitet und führte zu unerwarteten Veränderungen.

Um die Anforderungen an die ISO-Norm zu erfüllen, entwickelten die Bibliotheken ein gemeinsames elektronisches QM-Handbuch, eine QM-Politik und eine Satzung, die durch die Unterschriften der Bibliotheksleitungen oder Bürgermeister*innen einen offiziellen Charakter erhielten. Zur Steuerung der Prozesse wurden allgemein gültige Ziele definiert und ein verbundweites Statistiktableau mit Kennzahlen entwickelt, so dass ein Benchmarking untereinander möglich war. Die anstehenden Aufgaben wurden im Lenkungsgremium gleichmäßig auf alle beteiligten Bibliotheken verteilt. Grundsätzlich galt bei Abstimmungen, dass jede Bibliothek eine Stimme hat, unabhängig davon, wie groß oder klein die Bibliothek ist. In dieser arbeitsreichen Zeit galt es vor Ort, die Mitarbeitenden einzubinden und mitzunehmen. Dies gelang meistens dann gut, wenn die Verantwortlichen vor Ort die Beschreibungen „ihrer“ Prozesse formulierten und dabei durchaus auch Veränderungen ableiteten.

Abdruck des Zertifikats
Aktuellstes TÜV-Zertifikat der Stadtbibliothek Neuss
graphische Darstellung zum Thema gemeinsames Arbeiten, Vernetzen und Interaktion

Veranstaltungen sind für Bibliotheken eine gute Möglichkeit, Menschen für Literatur, Kultur, aber auch für konkrete Bibliotheksangebote zu gewinnen. Doch wie gelingt es, solche Veranstaltungen so zu gestalten, dass auch alle Interessent:innen daran teilnehmen und teilhaben können? Welche Anforderungen in Bezug auf barrierefreie Kommunikation und Umsetzung einer Veranstaltung sowie auf die Barrierefreiheit der Räumlichkeiten sind zu beachten? Gudrun Jostes und Kerstin Hoffmann-Wagner vermitteln in kompakter Form einen Überblick über die wichtigsten Aspekte zu barrierefreien Events in Bibliotheken. Sie geben dabei ganz konkrete Tipps an die Hand, die sofort in der eigenen Veranstaltungsplanung umgesetzt werden kann.

Die Veranstaltung ist kostenlos und findet online per Webex statt. Der Zugangslink wird Ihnen ca. 1 Tag vor Beginn per E-Mail geschickt.

Anmeldung (bis 11.5.2022) unter: 

Barrierefreie Veranstaltungen in Bibliotheken – SBB aktuell

Eine Veranstaltung der AG Barrierefreiheit in Bibliotheken und der dbv-Kommission für kundenorientierte und inklusive Services

Leganto, ein Software-Tool der Firma Ex Libris, unterstützt Lehrende bei der schnellen und übersichtlichen Zusammenstellung von Literatur und Informationsressourcen in der Lernplattform ISIS und steht nach einer ersten Einführungsphase im Sommersemester 2021 seit September desselben Jahres allen Lehrenden der TU Berlin zur Verfügung. Lehrende haben dadurch ein intuitiv zu bedienendes Tool zur Zusammenstellung relevanter Kursliteratur an der Hand. Studierende kommen schnell und unkompliziert an kursrelevante Literatur und Informationen, entweder über einen direkten Link zum Volltext oder den Hinweis zur Verfügbarkeit. Die Universitätsbibliothek (UB) unterstützt bei der Anwendung, überprüft Listen, kümmert sich um Anschaffungs- und Digitalisierungswünsche und stellt Online-Lizenzen für elektronische Ressourcen je nach Verfügbarkeit bereit. https://www.tu.berlin/ub/lernen-arbeiten/it-services/leganto-literaturlisten-tool-fuer-lehrende/

Warum führen wir Leganto ein?

Im Jahr 2019 analysiert eine Projektgruppe der Bibliothek, wie an der TU Berlin mit Literatur- und Informationsressourcen in der Lehre gearbeitet wird. In diesem Zusammenhang werden Interviews mit Lehrenden verschiedener Fakultäten geführt und die Lehrplattform ISIS evaluiert. Die Ergebnisse zeigen, dass Lehrende häufig die hohen Aufwände bei der Zusammenstellung von Informationen, Literatur und Dokumenten als problematisch benennen, insbesondere im Hinblick auf die rechtssichere Zugänglichmachung.

  • Die unterstützenden Services der Bibliothek in diesen Zusammenhängen sind den Lehrenden oft nicht bekannt.
  • Studierende haben häufig Schwierigkeiten auf elektronische Informationsressourcen direkt zuzugreifen und insgesamt den Überblick zu behalten.
  • Die Bibliothek hat wiederum keinen Zugriff auf Literaturlisten der Lehrveranstaltungen und kann daher nicht aktiv unterstützen und auf ihre Services aufmerksam machen.
  • Von der Bibliothek lizenzierte Ressourcen können nicht einfach und intuitiv mit den Literaturlisten der Lehrenden verknüpft werden.

Insgesamt existiert kein einheitliches System für die Erstellung und Präsentation von Literatur- und Informationsressourcen in der Lehre, das einen intuitiven Workflow ermöglicht.

Die durch die Corona-Pandemie ausgelösten Anforderungen an die Online-Lehre verschärfen diese Problematik, da der Zugang zu studienrelevanten Informationen zunächst nur noch digital möglich ist und sowohl Lehrende als auch Studierende vor erhebliche technische Herausforderungen gestellt wurden.

Parallel zur Ermittlung des Status Quo beschäftigt sich das Projektteam mit den Möglichkeiten des Einsatzes von sogenannten Reading-List-Management-Systemen

Die Ergebnisse dieser Analysen münden 2020 in die Empfehlung der Bibliothek, Leganto-Software für eine dreijährige Testphase einzuführen. Der durch den Vizepräsidenten für Lehre unterstützten Beschlussvorlage wird bei der Präsidiumssitzung im September 2020 zugestimmt.

Jetzt geht’s los – Wie führen wir Leganto  ein?

Die TU Berlin startet – als erste Anwendereinrichtung in Deutschland – das Einführungsprojekt Leganto unter Federführung der Universitätsbibliothek im November 2020. Ende 2021 können wir sagen, dass das Projekt, trotz Pandemie-Herausforderungen und den massiven Auswirkungen eines flächendeckenden IT-Angriffs auf die Universität , im Zeitplan ist. Erfolgsgrundlagen dafür sind die frühzeitige Einbindung verschiedener Stakeholder, insbesondere das TU-Präsidium. Über den Arbeitskreis Qualitätsmanagement konnten zu Projektbeginn bereits die Studiendekane der Fakultäten und die Kommission für Lehre und Studium informiert werden. Für die operative Umsetzung wurden vor Projektstart die wichtigen Kooperationspartner wie die Betreiber der Lernplattform ISIS und die zentrale IT-Abteilung in die Planungen einbezogen. Das Projektteam der Bibliothek besteht aus neun Mitarbeiter*innen (aus Benutzung, Medienbearbeitung und  IT). Die Projektleitung liegt bei der Leiterin der Benutzungsabteilung. In den Teilprojekten, zum Beispiel interne Workflows, Schulungen, Marketing oder Evaluation, sind unter Koordination jeweils eines Projektmitglieds weitere Mitarbeiter*innen aus verschiedenen Bereichen einbezogen.

Die Projekt-Phasen für die drei Jahre des Projektzeitraums untergliedern sich in folgende Abschnitte:

  1. Implementierung (November 2020 bis März 2021):
    Technische Einrichtung und Integration in ISIS, Entwicklung von Workflows und Akquise erster Pilotanwender*innen.
  2. Einführungsphase Sommersemester 2021 (März bis Juli 2021): Einbindung der Pilotanwender*innen und Anpassung der Services mit anschließender Evaluationsphase.
  3. Erweiterte Pilotphase (Juli 2021 bis Februar 2022): Zugang für alle TU-Angehörigen, Anpassung Konfiguration, Workflows und Services.
  4. Rollout Sommersemester 2022 (Februar bis Juli 2022): Anpassungen, verstärktes Marketing, Evaluation.
  5. Rollout 2 Wintersemester 2022/23 (Juli 2022 bis Juli 2023): Normalbetrieb, Abschlussevaluation und Erfolgskontrolle.

In der ersten Einführungsphase machen 15 Anwenderteams erste Erfahrungen bei der Zusammenstellung ihrer Literaturlisten mit Leganto. Das Feedback dieser Pilot*innen ist mehrheitlich positiv. Die Erwartungen an die intuitive Nutzung, die Vereinfachung der bisherigen Arbeitsprozesse und der leichtere Zugang zu elektronischen Ressourcen wurden meist erfüllt. Allerdings führt die gesteigerte Arbeitsbelastung durch die Online-Lehre dazu, dass einige der Pilot*innen trotz großem Interesse auf vertraute Arbeitsweisen zurückgreifen und daher weniger Literaturlisten als erwartet erstellt werden.

Im Sommer 2021 starten die bibliotheksinternen Einführungen für Mitarbeiter*innen der Medienerwerbung, Benutzung und Fachreferate. Im Septemberwird Leganto als auswählbares Plugin in der Lernplattform eingefügt und steht damit allen TU-Angehörigen zur Verfügung. Aufgrund des bereits erwähnten IT-Angriffs konnte das ursprünglich geplante Parallelprojekt der automatisierten Übernahme von Mitarbeiter*innen-Daten in das Bibliotheksystem Alma nicht durchgeführt werden.

Flankierend bietet das Leganto-Team Workshops über die Zentraleinrichtung Wissenschaftliche Weiterbildung und Kooperation (ZEWK) an. Kurze Coffee Lectures geben einen ersten Eindruck des neuen Tools, und individuelle Beratung unterstützt bei der Erstellung von Literaturlisten. Im Arbeitskreis Qualitätsmanagement der Universität stellt die Projektleiterin den Studiendekanen Leganto vor und wirbt für eine Verbreitung der Informationen an den Fakultäten.

Die Anzahl der in der Bibliothek eingehenden Literaturlisten vervielfacht sich im Wintersemester 2021/22 gegenüber dem Sommersemester (erste Einführungsphase), so dass Workflows und Konfiguration im Echtbetrieb getestet und angepasst werden können. Die Hauptaufgabe für das zweite Projektjahr wird die Verstärkung des Marketings sein, um Leganto an der TU Berlin flächendeckend bekannt zu machen und die Anwendungszahlen zu erhöhen.

Fazit – Wo wollen wir hin?

Das klare Projektziel ist, Leganto als führendes System für Literaturlisten in der Lehre zu etablieren und bestmöglich an die Bedarfe der Lehrenden und Studierenden anzupassen. Das Projektteam setzt für die Weiterentwicklung stark auf die Vernetzung mit anderen Leganto-Anwender*innen und bringt sich aktiv in bestehende internationale Arbeitsgruppen ein.

Die Einführung von Leganto ist ein anspruchsvolles Großprojekt, das erhebliche Personalressourcen bindet. Es ist eine organisatorische und technische Herausforderung, die die erfolgreiche Zusammenarbeit mit verschiedenen Partnern auf dem Campus voraussetzt. Es fördert die abteilungsübergreifende Zusammenarbeit innerhalb der Bibliothek und wirkt sich auf Routinen im Geschäftsgang aus. Dieser Einsatz lohnt sich, da durch Leganto die Bibliothek für Lehrende ganz unmittelbar als aktive Partnerin bei allen Fragen rund um die Bereitstellung von Literatur- und Informationsmaterialien in die Arbeitsprozesse eingebunden ist. Das bisherige Feedback der Erstanwender*innen bestätigt die Einschätzung der Bibliothek: Leganto ist für den Studienerfolg sowohl für die Lehrenden wie auch die Studierenden ein äußerst hilfreiches Tool.

Autorin: Dr. Anke Quast, Universitätsbibliothek der Technischen Universität Berlin
Hinweis: Dieser Text ist ein Vorabdruck aus dem Jahresbericht 2021 der Universitätsbibliothek der TU Berlin.