Was hat Job-Shadowing mit kundenorientierten Services zu tun? Eine Menge, denn es ist eine hervorragende Möglichkeit, die Arbeit von Bibliotheken näher kennen zu lernen und damit auch die Arbeitsweise, die angebotenen Dienstleistungen etc.

Das ursprünglich aus den USA stammende Job Shadowing soll High-School-Schülern einen ersten Eindruck von ihrem möglichen künftigen Beruf vermitteln. Inzwischen hat sich das Konzept auch in Deutschland etabliert. Im Gegensatz zu einem Praktikum dauert das Job Shadowing jedoch nur einen Tag. Dabei begleitet der Shadower eine Person in einem Unternehmen oder einer Einrichtung während ihres normalen Berufsalltags und lernt deren Tätigkeiten und die damit verbundene Arbeitswelt real kennen. Wie die Bezeichnung es schon ausdrückt, beschränkt sich die Rolle des Shadowers auf die reine Beobachtung, d.h. der Beobachtende arbeitet selbst nicht mit.
So ein Job Shadowing-Tag hat im Allgemeinen folgenden Ablauf: Begrüßung, Kennenlernen und Informationsphase, kurze Abteilungs-/ Unternehmensführung, Teilnahme am „normalen“ Arbeitstag mit Meetings, internen und / oder externen Kundenkontakten und -terminen, Einblick in aktuelle Arbeitsaufgaben und Problemstellungen, Abschlussgespräch und Feedback.
Bisher bieten nur wenige Bibliotheken in Deutschland Job Shadowing an, obwohl sich dieses Instrument gut dafür eignet, die öffentliche Wahrnehmung von Bibliotheken zu verbessern und ein realistisches Bild des Berufs Bibliothekar zu vermitteln. Die Methode ist an amerikanischen Bibliotheken fest etabliert: dort werden Schüler im Alter von 12-18 Jahren angesprochen, so dass sie sich schon frühzeitig Gedanken zu ihrer Berufswahl machen können. Aber auch während eines Studiums bietet sich ein solches Job Shadowing an, um die verschiedenen Berufsperspektiven kennenzulernen, Kontakte zu knüpfen, mit Menschen über deren Tätigkeiten und Karrierewege zu sprechen und last but not least, ein realistisches Bild für die eigene Zukunft zu entwickeln.
Die ALA hat für Öffentliche Bibliotheken einen Leitfaden erstellt, wie ein solches Job Shadowing zu organisieren ist und wie es ablaufen sollte / könnte. Die ALA empfiehlt für Schüler, die keine Möglichkeit haben, an einem „realen“ Job Shadowing teilzunehmen, ein „virtuelles“ Job Shadowing; auch dieses ist beschrieben. Und ein solches Job Shadowing ist ebenfalls in den USA ebenfalls u.a. in Schulbibliotheken und wissenschaftlichen Bibliotheken systematisch etabliert.
Die ALA und damit auch die Bibliotheken verstehen die Methode als Job-Recruiting und Personalmarketing. In Zeiten des Fachkräftemangels, begrenzten Gehältern und Aufstiegschancen im öffentlichen Dienst könnte Job Shadowing in Deutschland ebenfalls eine geeignete Maßnahme sein, auch künftig für die Absolventen der bibliothekarischen und informationswissenschaftlichen Studiengänge attraktiv zu sein.
Weitere Informationen finden sich u.a. unter:
YALSA – Young Adult Library Services Association: YALSA´s Professional Tools – Job Shadowing Toolkit:
http://www.ala.org/yalsa/sites/ala.org.yalsa/files/content/final job shadowing toolkit public librarian.doc

Cover Update IFLA Trend Report 2016 (Ausschnitt)

Im Jahr 2013 legte die IFLA unter dem Titel „Die Wellen reiten oder von der Flut überrascht werden? Die Herausforderungen eines dynamischen Informationsumfelds meistern“ einen Bericht vor, in dem sie fünf auch für die bibliothekarische Arbeit wesentliche Trends im Internetzeitalter identifizierte:

  1. Neue Technologien erweitern die Möglichkeiten des Informationszugangs, schränken sie aber gleichzeitig auch ein;
  2. E-Learning führt zu einer Demokratisierung, aber auch zu einer Beeinträchtigung der weltweiten Bildung;
  3. die Grenzen von Privatsphäre und Datenschutz werden neu bestimmt;
  4. in hyper-vernetzten Gesellschaften verschaffen sich neue Stimmen und Gruppen Gehör;
  5. neue Technologien werden die weltweite Informationslandschaft transformieren.

Der in zahlreiche Sprachen – auch ins Deutsche – übersetzte Bericht steht auf http://trends.ifla.org/ zur Verfügung. Seine Thesen wurden weltweit in unterschiedlichsten Zusammenhängen diskutiert, was die IFLA zum Anlass genommen hat, eine aktualisierte Fassung ihres Trend-Berichts vorzulegen.

Das Dokument fasst nicht nur Kernpunkte der seit 2013 geführten Diskussion über die Inhalte des Trend-Berichts auf verschiedenen Kontinenten zusammen, sondern geht auch der Frage nach, inwiefern die damals identifizierten Trends noch gültig sind und sich heute auf Bibliotheken auswirken, welche neuen Entwicklungen absehbar sind und welche strategischen Konsequenzen Bibliothekarinnen und Bibliothekare daraus ziehen sollten.

Angesprochen werden dabei das Spannungsfeld zwischen physischem und virtuellem Raum ebenso wie die Herausforderung, mit begrenzten Ressourcen neue neben hergebrachten Services zu etablieren, aber auch Chancen, die sich für Bibliotheken aus dem aktiven Bekenntnis zu bestimmten Werten wie „Vertrauenswürdigkeit“, „Neutralität“ oder „freier, gleichberechtigter Informationszugang“ ergeben können.

Strategische Handlungsnotwendigkeiten für Bibliotheken sieht die IFLA unter anderem im Bereich des lebenslangen Lernens der im Bibliothekswesen Tätigen, aber auch hinsichtlich der Institutionalisierung von Veränderungsmanagement in Bibliotheken oder in Bezug auf politische Lobbyarbeit auf nationaler und internationaler Ebene.

Der aktualisierte IFLA-Trend-Bericht liegt derzeit noch nicht in deutscher Übersetzung vor, kann aber unter http://trends.ifla.org/files/trends/assets/trend-report-2016-update.pdf in einer englischsprachigen Fassung abgerufen werden.