Beiträge

Als dbv-Kommission »Kundenorientierte und inklusive Bibliotheksservices« konnten wir die 111. BiblioCon 2023 in Hannover durch verschiedene Veranstaltungen mitgestalten. Hier ein kleines Resümee unserer Aktivitäten: 

Vortrag »Taub aber nicht stumm – Gebärdensprache in Bibliotheken«

Gemeinsam mit der dbv-Kommission »Bibliotheken und Diversität« organisierten wir die Veranstaltung »Taub aber nicht stumm – Gebärdensprache in Bibliotheken«, die am 24. Mai 2023 stattfand. Damit gab es zum ersten Mal auf einem Bibliothekskongress eine Veranstaltung, die in Gebärdensprache durchgeführt und die simultan von zwei Gebärden-Dolmetscherinnen für das Publikum übersetzt wurde. Als Referentin konnte Katja Fischer von FISCHSIGN (http://www.fischsigns.de) gewonnen werden, die uns über gesetzliche Grundlagen, politische Ziele, praktische Erfahrungen und positive Beispiele aufklärte. So besteht oftmals für gehörlose und taubstumme Personen die erste Hürde bei der Nutzung einer Bibliothek darin, sich dort überhaupt anzumelden. Es gibt mittlerweile Einrichtungen, die Führungen für diese Zielgruppe anbieten, Oftmals entstehen diese Angebote, da sich einzelne Bibliotheksmitarbeiter*innen dieser Aufgabe aus persönlichem Interesse annehmen. Das sind meist Einzelfälle und institutionalisiert ist diese Anforderung für die Barrierefreiheit in Bibliotheken noch längst nicht. Eine Idee, die ebenfalls geteilt werden sollte, ist der von einigen Personen praktizierte Gebärdensprache-Trainingskurs mittels eines Bildungsurlaubes. Auch der Einsatz von tauben Expert*innen wird empfohlen, um an der richtigen Stelle anzusetzen und den Service für taubstumme und höreingeschränkte Personen zu verbessern. An der von Anne Sieberns (Deutsches Institut für Menschenrechte, Berlin) moderierten Veranstaltung nahmen etwa 80 Personen teil. Und schon nach wenigen Augenblicken der Veranstaltung war klar, dass es viel häufiger Angebote geben sollte, die auch taubstummen Menschen durch gedolmetschte Gebärdensprache zugänglich sein sollten. Insgesamt ist der Gehörlosenkultur mehr Aufmerksamkeit – sei es in Bibliotheken, sei es im gesellschaftlichen Leben überhaupt – zu schenken, um das Recht auf Teilhabe für alle Menschen sicherzustellen. Bibliotheken sind hier ein wichtiger Ort des Zuganges und der Vermittlung von Bildung.

Podiumsdiskussion »Zielgruppenorientierung: Wie können wir voneinander lernen oder erfinden wir das Rad immer wieder neu?«

So vielfältig wie unsere Gesellschaft, so vielfältig sind auch die Anforderungen, Erwartungen und Bedarfe verschiedener Zielgruppen an unsere Einrichtungen. Über die damit verbundenen Fragen und Erfahrungen sprach Dr. Anke Quast (UB der TU Berlin, Mitglied der dbv-Kommission) mit Britta Schmedemann (Stadtbibliothek Bremen), Dr. Claudia Streim (Herzogin Anna Amalia Bibliothek Weimar), Christiane Felsmann (dzb lesen Leipzig, Mitglied der dbv-Kommission) und Sina Menzel (UB der TU Berlin) am 25. Mai 2023 in der Eilenriedhalle B.

Durch die Diskutantinnen auf dem Podium kamen unterschiedliche Aspekte von Zielgruppenorientierung zur Sprache. So sei es ein Unterschied, ob eine Serviceleistung für oder mit einer Zielgruppe entwickelt werde; die Akzeptanz und Wertschätzung für Angebote steigen, wenn Bibliothek und Nutzer*innen gemeinsam handeln. Es ist aber auch immer zu bedenken, dass keine Bibliothek nach dem Motto »Wünsch Dir was« agieren kann, sondern deren Möglichkeiten zu bedenken sind. Auch das Gewinnen neuer Zielgruppen durch erweiterte, zeitgemäße Formate wurde thematisiert. Bibliotheken benötigen demnach beständig Impulse, um sich – neben der Kontinuität und Verlässlichkeit von Angeboten – neu auszurichten und veränderte Bedarfe zu erkennen. Folglich ist ein agiles Bibliotheksteam gefragt, das sich diesen permanenten Veränderungsprozessen stellt. Und so manche Fortbildungsformate sind in manchen Einrichtungen verpflichtend, wie beispielsweise Diversity-Schulungen oder ein Onboarding Barrierefreiheit, wenn neue Kolleg*innen starten. Sich den Ängsten und Fragen zu stellen, eine Fehlerkultur zu entwickeln und anderen Personen gegenüber empathisch zu sein, durch all das können Erfolgsmomente entstehen und das Selbstverständnis von Bibliotheken sowie die Selbstwirksamkeit von Bibliotheksmitarbeiter*innen gestärkt werden. An dem spannenden Gespräch, bei dem die Diskutantinnen aus ihrem breiten Erfahrungsschatz offen und engagiert berichteten, nahmen etwa 200 Personen teil.

»Voll engagiert und kompetent«

Am 24. Mai 2023 stellten wir unsere Kommission sowohl am Stand der Kommissionen als auch als eine von 14 dbv-Kommission im sogenannten »Freiraum« vor. Der Austausch mit den Kolleg*innen der anderen Kommissionen, ihre Arbeitsfelder und Ziele sind für uns immer wieder bereichernd.

Wir danken nochmals allen Personen auf das Herzlichste, die uns in diesem Jahr tatkräftig mit ihren Ideen, Positionen und Vorschlägen unterstützt haben. Und bereits jetzt überlegen wir, welche Themen wir im kommenden Jahr bei der 112. BiblioCon in Hamburg platzieren werden. Auch darum wird es bei unserem morgen beginnenden, zweitägigen Kommissionstreffen in Berlin gehen. Wir halten Euch & Sie auf dem Laufenden.

Herzliche Einladung zu einem weiteren Beitrag der Kommission auf der diesjährigen BiblioCon:

Zielgruppenorientierung: Wie können wir von einander lernen oder erfinden wir das Rad immer wieder neu?

So vielfältig wie unsere Gesellschaft, so vielfältig sind die Anforderungen, Erwartungen und Bedarfe unterschiedlicher Zielgruppen an unsere Einrichtungen. Neben älteren und jüngeren, denjenigen, die gedruckte Bücher lieben oder aber digitale Mediennutzung bevorzugen, die Literatur für ihr Studium, ihre Arbeit benötigen oder etwas für die Freizeit und zum Entspannen suchen, spielen auch unterschiedliche Kompetenzen, die spezifischen individuellen Situationen oder kulturellen Hintergründe eine große Rolle. Das betrifft sowohl Lesekompetenzen und Sprachkenntnisse als auch kulturelle Diversität. Die Diskutantinnen geben zum Einstieg aus dem Blickwinkel ihrer Einrichtungen (Öffentliche Bibliothek, Forschungsbibliothek, Universitätsbibliothek, Spezialbibliothek) Impulse zu folgenden Themen:

  • Ich kann‘s nicht lesen: Menschen mit Seh- und Lesebehinderungen in Bibliotheken (Christiane Felsmann, dzb lesen Leipzig)
  • Veränderungsprozesse und Neuorganisation einer Universitätsbibliothek als Chance für einen neuen Blick auf die Zielgruppen und Services (Dr. Andrea Tatai, UB der FU Berlin)
  • Vielfalt im Alltag gestalten – Einblicke in die Stadtbibliothek Bremen (Britta Schmedemann , Stadtbibliothek Bremen)
  • Wissen, Kultur und Studium – Räume, Formate und Services für unterschiedliche Zielgruppen einer Archiv- und Forschungsbibliothek (Dr. Claudia Streim, HAAB Weimar)

Aus verschiedenen Perspektiven wollen wir im Gespräch herausfinden, wo es erfolgversprechende Konzepte, Schnittstellen, mögliche Synergien, Übertragungs- und Kooperationsmöglichkeiten gibt. Im Fokus steht die Frage, wo können wir von anderen lernen und welche Räder sind bereits erfunden und nutzbar, unabhängig von Größe, Spartenzugehörigkeit oder Trägerschaft.

Ort: Eilenriedehalle B

Am Mittwoch, 24.5. haben Sie dazu gleich mehrmals Gelegenheit:

Kommen Sie entweder am gemeinsamen Stand der Verbände vorbei und treffen uns dort ganz zwanglos für Fragen und Gespräche: ab 16:30 bis 17 Uhr sind einige von uns vor Ort.

Oder schauen Sie kurz danach beim Freiraum vorbei, wo wir gemeinsam mit allen dbv-Kommissionen in einer Minute-Madness kurz unsere Arbeit vorstellen. In der Zeit von 17 – 18 Uhr finden wir darüber hinaus bestimmt auch Zeit, Aufgaben und Themen zu erläutern und zu diskutieren.

Im nächsten Jahr werden wieder viele Kommissionen neu ausgeschrieben und besetzt, vielleicht haben Sie ja auch Lust, sich dort ehrenamtlich zu engagieren?

Wir freuen uns, Sie in Hannover zu treffen!!!

Wir möchten Sie herzlich einladen zu einer gemeinsamen Veranstaltung der dbv Kommission Kundenorientierte und inklusive Services und der dbv Kommission Bibliotheken und Diversität auf der BiblioCon in Hannover.

Konferenzraum 27/28

Mittwoch, 24. Mai, 14:00 – 16:00 Uhr

„Taub, aber nicht stumm“: Gebärdensprache(n) in Bibliotheken Taube Menschen haben eine Stimme, sie sind nicht stumm. Ihre Sprache ist die Gebärdensprache des Landes, in dem sie wohnen. Seit 2002 ist die Deutsche Gebärdensprache (DGS) als eigenständige Sprache anerkannt. Die UN-Behindertenrechtskonvention fordert zudem, dass die sprachliche und kulturelle Identität von Menschen, die in Gebärdensprache kommunizieren, geschützt und gefördert wird – auch in und durch Bibliotheken.

Was ist Gebärdensprache? Wie kommunizieren wir richtig mit gehörlosen Menschen? Mit welchen Angeboten können Bibliotheken taube Nutzer*innen gewinnen, zu mehr Bewusstseinsbildung beitragen und Begegnungen ermöglichen?

Diese Fragen wird unsere Referentin Katja Fischer in ihrem in Gebärdensprache gehaltenen Vortrag aufgreifen und mit uns diskutieren. Zwei Dolmetscherinnen werden simultan in Lautsprache übersetzen. Ergänzt wird der Vortrag durch Praxisbeispiele aus öffentlichen und wissenschaftlichen Bibliotheken.

    Referent:in: Katja Fischer, Inhaberin von FISCHSIGNS – Agentur für Gebärdensprache, staatlich geprüfte taube Gebärdensprachdolmetscherin und Diplom-Sozialarbeiterin/Pädagogin (FH).

    Sitzungsleiter:in: Anne Sieberns (Deutsches Institut für Menschenrechte, Berlin)

https://dbt2023.abstractserver.com/program/#/details/sessions/65

Über Ihre Teilnahme würden wir uns freuen!

Webseite der BiblioCON mit einem historischen Stadtplan von Hannover

Vom 23. bis 26. Mai treffen sich Kolleg:innen in Hannover, um sich kennenzulernen und auszutauschen.

Auch unsere Kommission wird sich wieder beteiligen und wir freuen uns, Sie dort zu treffen.

Notieren Sie sich doch schon mal einige Termine:


„Taub, aber nicht stumm“: Gebärdensprache(n) in Bibliotheken

Konferenzraum 27/28

Mittwoch, 24. Mai, 14:00 – 16:00

Zielgruppenorientierung: Wie können wir von einander lernen oder erfinden wir das Rad immer wieder neu?

Podiumsdiskussion
Eilenriedehalle B

Donnerstag, 25. Mai, 14:00 – 16:00

Über weitere spannende Themen und Inhalte informieren wir Sie in den nächsten Wochen.

Das komplette Kongressprogramm finden Sie hier