„Ich bin nicht faul! Ich lese einfach nicht so gerne!“
Kriminalroman von Patricia Melo: der Nachbar, Copyright dzb lesen
Zum Tag der Legasthenie 2023
Ein Beitrag von Liane Völlger (Deutsches Zentrum für barrierefreies Lesen)
Legasthenie, auch als Lese-Rechtschreib-Schwäche bekannt, kann Menschen jeden Alters betreffen. Präsent wird Legasthenie meist mit dem Eintritt des Kindes in die Schule, wenn Lesen, Schreiben und Rechtschreiben erlernt werden sollen. Das Kind kann Buchstaben nicht erkennen oder verwechselt diese. Wörter werden nicht verstanden oder falsch geschrieben. Frustration und ein Rückstand in den schulischen Leistungen sind meist die Folge.
Was ist Legasthenie?
Das Hauptmerkmal der Legasthenie ist eine „umschriebene und bedeutsame Beeinträchtigung in der Entwicklung der Lesefertigkeiten, die nicht allein durch das Entwicklungsalter, Visusprobleme oder unangemessene Beschulung erklärbar ist.“[1]
Betroffene Kinder haben oft Probleme beim Lesen von Texten. Das Schreiben von Wörtern kann ebenfalls Schwierigkeiten bereiten. Die schulischen Leistungen liegen hinter denen der Gleichaltrigen, was häufig sehr frustrierend für das einzelne Kind ist und das Selbstwertgefühl verringern kann. Die Frustration und die Schwierigkeiten in der Schule können zu emotionalen Belastungen führen.
Eine Lese- und/oder Rechtschreibstörung ist nicht heilbar. Frühzeitig und gezielt therapiert können Lesen und Schreiben deutlich verbessert und der Verlauf einer Legasthenie positiv beeinflusst werden. Auch im Erwachsenenalter kann eine Legasthenie-Therapie noch sinnvoll sein.[2]
Hörbücher und Bücher mit großer Schrift als Alternative
In einer Welt, die vom geschriebenen Wort durchdrungen ist, ist die Fähigkeit Lesen und Schreiben zu können, besonders wichtig. Ohne diese Fähigkeit bleibt der Zugang zu Information, Bildung und Kommunikation verwehrt.
Das bedeutet aber nicht, dass diese Menschen von der Welt des Geschriebenen ausgeschlossen werden. Um Menschen mit Legasthenie zu helfen, können Hörbücher und Großdruckbücher eine gute Alternative sein.
Menschen mit Legasthenie profitieren von Büchern in Großdruck, da eine größere Schrift das Lesen erleichtert. Es geht eben nicht nur darum, was geschrieben wird, sondern auch darum, wie und worauf es geschrieben wird. Die Wahl der Schriftart, des Layouts und der Farben kann einen erheblichen Unterschied für Menschen mit Legasthenie machen. Es gibt speziell Legasthenie-freundliche Schriftarten. In der Regel werden Schriften empfohlen, die ohne Serifen auskommen. Auch die Gestaltung des Textes kann das Lesen vereinfachen. Von Vorteil ist die Verwendung des Flattersatzes, genügend große Abstände zwischen Worten und Zeilen und eine übersichtliche Strukturierung des Textes mit Hilfe von Überschriften und Absätzen. Der Einsatz von Kontrasten und die bewusste Farbwahl tragen weiter dazu bei, den Text deutlicher hervorzuheben. Bilder, gerade in Kinderbüchern besonders wichtig, sollten nicht nur schön sein, sondern auch eine Geschichte erzählen und den Text illustrieren. Das weckt Interesse und Freude am Lesen.
Hörbücher sind eine weitere großartige Möglichkeit, Menschen mit Legasthenie den Zugang zu Literatur und Informationen zu erleichtern. Indem sie den Text hören, können sie sich auf den Inhalt konzentrieren, ohne sich mit den Leseschwierigkeiten auseinandersetzen zu müssen.
Die Welt der Buchstaben und Wörter ist manchmal wie ein Labyrinth, in dem man sich verirren kann. Für Menschen mit Legasthenie ist die Reise durch die Seiten eines Buches oft von Herausforderungen geprägt, die für andere schwer nachvollziehbar sind. Wenn das geschriebene Wort zur Hürde wird, werden Hörbücher zur Brücke über den Fluss des Unverständlichen. Sie vermitteln Texte und sind dabei wie magische Schlüssel zu einem Schatz an Geschichten. Sie öffnen Türen zu Welten, die sonst vielleicht nie betreten werden können.
Hörbücher schaffen die Gewissheit, dass Legasthenie kein Hinderungsgrund ist, die Schätze der Literatur und Fantasie zu genießen. Sie ermöglichen es, den Abenteuern von Sherlock Holmes zu folgen, mit Alice im Wunderland zu träumen und in die epischen Schlachten von Mittelerde einzutauchen, ohne sich von den Buchstaben entmutigen zu lassen.
Die Welt der Bücher hat viele Türen und es gibt immer einen Weg, diese Türen zu öffnen.
Das dzb lesen öffnet seine Türen!
Im Deutschen Zentrum für barrierefreie Literatur (dzb lesen) können Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit Legasthenie Bücher in Großdruck kostenlos ausleihen und kaufen bzw. Hörbücher ausleihen. Wer Interesse hat, kann sich im dzb lesen anmelden (https://www.dzblesen.de/anmeldung), in den Online-Katalogen recherchieren und die gewünschten Bücher bestellen. Sie werden dann direkt nach Hause geschickt bzw. können per dzb lesen-App heruntergeladen werden.
Weitere Informationen erhalten Sie auch auf unserer Internetseite https://www.dzblesen.de/bibliothek/grossdruck. Hier finden Sie eine Auswahl an Großdruckbüchern. Im Katalog für Hörbücher können Sie unter https://www.dzblesen.de/bibliothek/hoermedien stöbern.
Bei Fragen melden Sie sich bitte per Telefon: 03417113-116/-118 oder per E-Mail grossdruck@dzblesen.de.
[1] Lese- und Rechtschreibschwäche: ICD-10-GM Code F81.0 | Lese- und Rechtschreibstörung (icdcode.info), aufgerufen am 19.09.2023
[2] Therapie Lese- und Rechtschreibschwäche: Legasthenie-Therapie | Lerntherapie bei Legasthenie | Ansätze – Bundesverband Legasthenie & Dyskalkulie e.V. (bvl-legasthenie.de), aufgerufen am 19.09.2023