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KRIEG IN DER UKRAINE: Was wir tun können

Morgen vor 6 Wochen begann der russische Angriffskrieg auf die Ukraine. Das sind 42 Tage im absoluten Ausnahmezustand. Das sind 2.520 Stunden brutalste Vergehen an der Zivilbevölkerung. Das sind 151.200 Minuten, in denen über zwei Millionen ukrainische Kinder aus der Heimat flüchten mussten. Das sind 9.072.000 Sekunden, in denen es für so viele Menschen – in ständiger Todesangst der Kälte, dem Hunger und der Gewalt ausgesetzt – nicht mehr so ist, nicht mehr so sein kann, nicht mehr so sein wird, wie es einmal war. Ich kenne das Land, war seit 2015 mehrmals in Odessa und in Kiew. Alltäglich war das Leben, nicht zu unterscheiden von dem Unsrigen, es gab Lebensfreude, kulturelle Vielfalt, geniale Musikbands, ein berauschendes Meer; ich habe viele Menschen kennen- und das Land tatsächlich lieben gelernt.


Die Zeit seit dem 24. Februar 2022 zeigt einmal mehr, wie schnell es gehen kann, dass Menschen von einem auf den anderen Moment ihr Zuhause verlieren, in Not geraten, auf die Straße geworfen werden. Sie benötigen Orte der Sicherheit, der Ruhe und der Inhalte. So schilderte der Schweizer Autor und Regisseur Lukas Bärfuss in seiner Weimarer Rede am 27. März 2022, wie er als junger Erwachsener sechs Jahre lang obdachlos auf der Straße lebte. Gerettet haben ihn – im Gegensatz zu vielen seiner damaligen Freunde – vor allem Bibliotheken; sie boten ihm Schutz, Wärme und Bücher.

Wie sind wir vorbereitet auf Menschen, die sich in Ausnahmesituationen befinden? Deren Existenz gefährdet ist? Die auf der Flucht sind? Die aus anderen Ländern kommen und deren Sprache wir nicht sprechen? Wie nehmen wir sie auf? Was können und was müssen wir tun?

All diese Fragen beschäftigen viele von uns. Bereits am 25. Februar 2022 veröffentlichte der Deutsche Bibliotheksverband (dbv) eine Stellungnahme, um ein klares Zeichen gegen den Krieg und für die Solidarität mit den Menschen in der Ukraine zu setzen. Neben dem privaten Engagement haben in den vergangenen Wochen unzählige Bibliothekar*innen Unterstützungsangebote organisiert, seien es kostenfreie Bibliotheksausweise, Benutzungshinweise in ukrainischer Sprache, individuelle Sprachkurse oder Lesungen und Diskussionsrunden. Einfach einen unkomplizierten Zugang ermöglichen. Öffentliche und wissenschaftliche Bibliotheken stimmten sich dazu auf lokalen und regionalen Ebenen ab. Seriöse Informationsquellen wurden zusammengestellt und kontinuierlich aktualisiert; sie werden über die Bibliothekscommunity hinaus stark frequentiert. Die Sichtbarkeit spezifischer Medienauswahl wurde erhöht und alle Kommunikationskanäle genutzt. Über ukrainische Bibliotheken wird berichtet und Berufskolleg*innen direkt unterstützt. Diese andauernden Aktivitäten zeigen vor allem zweierlei: wie tief die gesellschaftliche Teilhabe für alle Nationalitäten in unseren Bildungseinrichtungen verankert ist und wie wichtig und notwendig jeder Moment unserer bibliothekarischen Arbeit ist.

Als dbv-Kommission »Kundenorientierte und inklusive Services« werden wir uns bei unserer Öffentlichen Sitzung zum Leipziger Bibliothekskongress am 31. Mai 2022, 15 bis 17 Uhr, mit dem Thema beschäftigen, wie Bibliotheken ihre zielgruppenorientierten Services in Krisenzeiten managen. Sie sind sehr herzlich zum Austausch eingeladen. In Kürze folgen weitere Informationen.


Autorin: Dr. Katrin Richter, Universitätsbibliothek der Bauhaus-Universität Weimar
Grafik: Masihne Rasuli

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