Die Universitätsbibliothek der Bauhaus-Universität Weimar betreute Praktikantin Theresa Hammer in Kooperation mit dem Lebenshilfe-Werk Weimar/Apolda e.V. Ein Beitrag von Sabrina Renate Franke, Mitarbeiterin der Universitätsbibliothek Weimar.

Im Oktober 2022 wandte sich Frank Lepp, Fachkraft für Arbeits- und Berufsförderung im Lebenshilfe-Werk Weimar/Apolda e.V. mit einer Anfrage an Heidi Körner, Mitarbeiterin der Universitätsbibliothek der Bauhaus-Universität Weimar, die unter anderem für die Betreuung von Praktikant*innen zuständig ist:
Frank Lepp betreut eine Mitarbeiterin, Theresa Hammer, die regulär in den Werkstätten für Menschen mit Behinderungen tätig ist. Dort führt sie technische Montagen aus und stellt Verpackungen für eine Firma her, die Filter- und Hydrauliksysteme vertreibt. Zudem arbeitet sie in der Werkstatt für Wäscherei. Theresa Hammer ist 24 Jahre alt, hat das Down-Syndrom und interessiert sich sehr für ein Praktikum im Rahmen der Inklusion in der Universitätsbibliothek. Sie hat bereits vielfältige Praktikaerfahrungen gewinnen können, zum Beispiel durch Praktika in der Stadtbibliothek Weimar, im Archiv des Museums für Ur- und Frühgeschichte in Weimar, im Sekretariat der Verwaltungsfachhochschule in Gotha, beim Biomarkt der Erzeuger-Verbraucher-Gemeinschaft eG Weimar (EVG, Suppenküche) und dem Büro des Lebenshilfe-Werks Weimar/Apolda e.V. (Abteilung: leichte Sprache).

Durch anschließende Vorgespräche mit Theresa Hammer und Frank Lepp wurde schnell klar, dass sie allgemein sehr zuverlässig und engagiert sowie interessiert daran war, Eindrücke aus verschiedenen Arbeitswelten auch außerhalb der Werkstätten erlangen und sich entsprechend einbringen zu können. Die Mitarbeit in einer Bibliothek habe sie sich nach eigenen Aussagen schon seit längerem gewünscht, da sie sich sehr für Bücher und auch andere verschiedene Medien sowie die Struktur und die Arbeitsabläufe einer Bibliothek interessiere.

Ein Praktikum erschien so für alle Beteiligten möglich und eine gute Chance zu sein, gegenseitig praktische Erfahrungen im Rahmen von *Inklusion sammeln zu können. Inklusion bezeichnet die gleichberechtigte Teilhabe aller Bürger*innen in allen gesellschaftlichen Bereichen. Damit wird der in demokratischen Gesellschaften als selbstverständlich angesehene Sachverhalt verbunden, dass alle Menschen- und Bürgerrechte uneingeschränkt für alle Bürger*innen gelten, also zum Beispiel auch für Menschen mit Behinderung, und dafür die notwendigen Bedingungen zu schaffen sind. 1994 wurde die Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen in das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland aufgenommen (Artikel 3, Absatz 3).

Mitte Dezember 2022 war es dann so weit und das Praktikum begann. Vom 12. Dezember bis zum 16. Dezember war Theresa Hammer in verschiedenen Bereichen der Universitätsbibliothek tätig. Nach einer Führung durch die Bibliotheksgebäude und Erläuterung der Aufgabengebiete und Arbeitsabläufe erfolgte der praktische Einsatz, zum Beispiel im Benutzungsbereich der Bibliothek. Dort gehörte es zu den täglichen Aufgaben, für eine adäquate Ordnung und Präsentation der Freihandbestände zu sorgen. Hier musste genau auf die entsprechenden Signaturen der einzelnen Medien geachtet und diese dann entsprechend eingestellt werden. Auch wurde Theresa Hammer in die Aufgaben der Mitarbeiter*innen des Magazins eingeführt. Dort arbeitete sie anschließend dabei mit, von Nutzer*innen zuvor bestellte Medien aus dem Bestand auszuheben und diese für die weiteren Schritte bis zur Bereitstellung vorzubereiten.

Sie begleitete zudem Dienste an der Servicetheke ‒ also dem Ort, an den sich die Nutzer*innen wenden, wenn sie allgemeine Auskünfte zu verschiedenen Diensten der Bibliothek, wie zum Beispiel Bestellungen, Fernleihen, Medienaufstellung in den Freihandbereichen, Ausleihmodalitäten benötigen, aber auch für Bibliotheksanmeldungen und Fragen zu bestehenden Mahngebühren, zur Reservierung von Arbeitsräumen einschließlich der Verbuchung, Herausgabe und Rücknahme dazugehöriger Türkarten. Weiterhin unterstützte sie die Abteilung Medienbearbeitung im Rahmen des Projektes »Zusammenführung des Bestandes der ehemaligen Zweigbibliothek Baustoffe/Naturwissenschaften«, indem sie planvoll bestimmte Bestände aus den Freihandregalen entnahm. Auch half sie bei der Feinsortierung von Zeitschriften im Freihandbereich.

Theresa Hammer präsentierte sich als zuverlässige, interessierte, offene und motivierte junge Frau, die gerne neue Erfahrungen macht. Dies sei ihr nicht nur beruflich, sondern auch in ihrer Freizeit, zum Beispiel als Mitglied einer Theater- und Klettergruppe oder bei der Teilnahme an verschiedenen Sportveranstaltungen, wichtig. Ein Abschlussgespräch, an welchem Theresa Hammer zusammen mit ihrer Praktikumsanleiterin Sabrina Renate Franke und dem Direktor der Universitätsbibliothek, Dr. Frank Simon-Ritz, teilnahmen, bot einen geeigneten Rahmen, die vergangenen Tage auszuwerten und Revue passieren zu lassen. Hierbei äußerten beide Seiten interessante und neue Erfahrungen gemacht zu haben und mit dem Praktikum rundum zufrieden gewesen zu sein. Zudem wurde über mögliche dauerhafte Einsatzmöglichkeiten im Rahmen der Inklusion gesprochen, die aktuell bezüglich ihrer Umsetzbarkeit noch genauer eruiert werden.

Übrigens: Heute ist Welt-Down-Syndrom-Tag unter dem Motto: Mit uns und nicht für uns. Dieser Aktionstag wurde im Jahr 2006 zum ersten Mal in Genf organisiert und findet seitdem jedes Jahr statt. Inhaltlich werden an diesem Tag weltweit Veranstaltungen organisiert, die das öffentliche Bewusstsein für die Thematik des Down-Syndroms verbessern sollen. Der 21. März ist dabei nicht zufällig gewählt, sondern hat eine spezielle Bedeutung: Er symbolisiert das ausschlaggebende Merkmal des Down-Syndroms, das dreimal vorkommende 21. Chromosom.

Theresa Hammer, Copyright: privat, 2022.

Webseite der BiblioCON mit einem historischen Stadtplan von Hannover

Vom 23. bis 26. Mai treffen sich Kolleg:innen in Hannover, um sich kennenzulernen und auszutauschen.

Auch unsere Kommission wird sich wieder beteiligen und wir freuen uns, Sie dort zu treffen.

Notieren Sie sich doch schon mal einige Termine:


„Taub, aber nicht stumm“: Gebärdensprache(n) in Bibliotheken

Konferenzraum 27/28

Mittwoch, 24. Mai, 14:00 – 16:00

Zielgruppenorientierung: Wie können wir von einander lernen oder erfinden wir das Rad immer wieder neu?

Podiumsdiskussion
Eilenriedehalle B

Donnerstag, 25. Mai, 14:00 – 16:00

Über weitere spannende Themen und Inhalte informieren wir Sie in den nächsten Wochen.

Das komplette Kongressprogramm finden Sie hier