Seit einigen Jahren werden in Bibliotheken partizipative Formate für unterschiedliche Vorhaben entwickelt und realisiert. Dazu gehören Umfragen und Workshops mit Benutzer*innen ebenso wie Konsultationen und Kooperationen mit Einrichtungen außerhalb der Bibliothek.

Wie können Bibliotheken in diesen Prozessen eine aktive und gleichberechtigte Beteiligung von Menschen mit Behinderungen gewährleisten, wie sie u.a. die UN-Behindertenrechtskonvention fordert? Welche Rahmenbedingungen und Voraussetzungen müssen dafür geschaffen werden?

Referent*innen: Wiebke Schär und Thomas Künneke von der Interessenvertretung Selbstbestimmt Leben in Deutschland e.V. – ISL.

Die Veranstaltung wird nicht aufgezeichnet.

Hinweise zur Barrierefreiheit

Bitte teilen Sie uns per Email (bib-info@dimr.de) bis zum 23. Juni mit, wenn Sie besondere Unterstützungsbedarfe haben. Angemessene, mit der Veranstaltung verbundene Vorkehrungen treffen wir gerne im Rahmen unserer Möglichkeiten für Sie. 

Anmeldung

Bitte nutzen Sie diesen Link für Ihre Anmeldung:

https://www.institut-fuer-menschenrechte.de/veranstaltungen/detail/partizipation-barrierefrei-gestalten

Wir freuen uns über Ihre Teilnahme!

Informationen zur Reihe

Die Online-Reihe „Barrierefreiheit in Bibliotheken: Alles inklusive“ wird seit Februar 2021 organisiert von Belinda Jopp (Staatsbibliothek zu Berlin) und Christiane Felsmann (Deutsches Zentrum für barrierefreies Lesen, beide in der dbv-Kommission „Kundenorientierte und inklusive Bibliotheksservices“) und von  Anne Sieberns (Deutsches Institut für Menschenrechte, dbv-Kommission „Bibliotheken und Diversität“). Informationen über frühere Veranstaltungen finden Sie hier: https://www.institut-fuer-menschenrechte.de/bibliothek/inklusive-bibliotheken/veranstaltungsreihe

mit partizipativen Maßnahmen einen Ort der Begegnung & des Austauschs gestalten, Beitrag von Meike Lohmeier, stellvertretende Leiterin der Stadtbücherei Löhne

Auf die Stadtbücherei Löhne kommen in den nächsten Jahren große Veränderungen zu. Nachdem sich der Verein „Löhne umsteigen. Der Bahnhof e.V.“ 2019 erfolgreich für das Förderprogramm „Dritte Orte – Häuser für Kultur und Begegnung im ländlichen Raum“ des Ministeriums für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen beworben hat, nimmt der Plan, den maroden Bahnhof der Stadt wiederzubeleben, zunehmend Gestalt an. Das erklärte Ziel ist der Umbau des Löhner Bahnhofsgebäudes zu einem Ort der Begegnung und des Austausches, einem sogenannten Dritten Ort. Eine zentrale Rolle nimmt hierbei die Stadtbücherei ein, die die neuen Räumlichkeiten beziehen wird – und somit zum kulturellen Zentrum der Stadt Löhne avanciert.

Der Bahnhof Löhne in einer Ansicht des Architektenbüros ‚baulampe‘ aus Bielefeld

Aus dem in die Jahre gekommenen Bahnhofsgebäude soll dabei eine multifunktionale Informations- und Kommunikationseinrichtung werden, die es der Stadtbücherei Löhne erlaubt, ihrer Aufgabe als Bildungs- und Kulturinstitution optimal nachzukommen. Dies bedeutet, dass neben ausreichend Raum für Medien vor allem Raum für Menschen geschaffen wird. Eine hohe Aufenthaltsqualität, eine einladende und inklusive Atmosphäre sowie ein breit gefächertes kulturelles Angebot sind nur drei der wesentlichen Aspekte, die in die Planung einfließen. Auf diese Weise soll ein lebhafter Treffpunkt und Veranstaltungsort entstehen, der es den Löhner*innen ermöglicht, sich zu vernetzen, sich weiterzubilden und die eigene Freizeit kreativ zu gestalten.

Bereits jetzt ist der eigens zu diesem Zweck provisorisch renovierte alte Wartesaal im Löhner Bahnhof Austragungsort zahlreicher Veranstaltungen, die in Kooperation mit dem Verein „Löhne umsteigen. Der Bahnhof e.V.“ organisiert und durchgeführt werden. So läuft seit Anfang 2022 die Test- und Umsetzungsphase, deren Ziel es nicht nur ist, die Stadtbücherei Löhne am neuen Standort zu etablieren, sondern darüber hinaus ein allgemeines Stimmungsbild der Löhner Bürger*innen zu erhalten. Die Testphase dient allen Beteiligten als Möglichkeit, gezielt auf die Menschen zuzugehen und Meinungen einzuholen. Im Sinne der demokratischen Teilhabe sollen die Löhner*innen bewusst in die Gestaltungsprozesse eingebunden werden und die Chance erhalten, aktiv bei der Entstehung der neuen Stadtbücherei mitzuwirken. Insbesondere die etablierten Veranstaltungsreihen im Bahnhof eignen sich hervorragend, um die Wünsche und Bedürfnisse verschiedener Bevölkerungsgruppen zu evaluieren.

Die ehemalige alte Schalterhalle wird nach Plänen des Architektenbüros ‚baulampe‘ zum Dritten Ort

So finden in regelmäßigem Turnus Veranstaltungen im alten Wartesaal statt, die jeweils unterschiedliche Zielgruppen ansprechen sollen. Jeden zweiten und vierten Montag im Monat findet etwa das Bilderbuch-Kino statt, das vor allem (Groß-)Eltern und Kinder im Vorlesealter anzieht. Im direkten Gespräch konnten bereits wichtige Erkenntnisse gewonnen werden, die vor allem die Gestaltung der Kinderbibliothek betreffen. Eine familienfreundliche Atmosphäre und Barrierefreiheit konnten als wesentliche Bedürfnisse dieser Zielgruppe herausgearbeitet werden. Ebenso ein Veranstaltungsangebot, das zur Leseförderung von Kindern beiträgt. Positiv wird zudem immer wieder die Niederschwelligkeit des Angebots hervorgehoben: Das Bilderbuch-Kino erfordert weder eine Anmeldung, noch ist dieses mit Kosten verbunden. Gleiches gilt für die Veranstaltungsreihen „Tüddelkram“ und „Spielen im Bahnhof“. Diese sprechen jedoch in erster Linie Senior*innen an, die hier eine Möglichkeit zur Vernetzung sehen.

Um darüber hinaus möglichst viele Menschen zu erreichen und am Ende aus einem großen Pool an Anregungen schöpfen zu können, wurde mit Hilfe der webbasierten und barrierearmen Anwendung „Flinga“ eine digitale Ideenwand eingerichtet. Hier können Interessierte anonymisiert ihre Vorstellungen von der neuen Stadtbücherei im Löhner Bahnhof teilen, indem sie diese in Form eines Kommentars auf der Online-Pinnwand posten. Das Einbeziehen der Community bei Gestaltungsfragen steht dabei ganz im Zeichen der Partizipation und ist – mit den Worten von Mona Kriegler, der ehemaligen Leiterin des Goethe-Instituts Palästinischer Gebiete – Ausdruck einer „Politik der Wertschätzung und des Zuhörens“. Auch wir sind davon überzeugt, dass ein attraktiver Ort der Gemeinschaft nur dann entstehen kann, wenn die Bedürfnisse und Wünsche der Zielgruppe Beachtung finden. 

Der Gedanke der Partizipation kommt vor allem bei der Gestaltung der neuen Jugendbibliothek zum Tragen. Da die Stadtbücherei Löhne am derzeitigen Standort für eine separate Jugendbibliothek nicht über ausreichend Platz verfügt, stellen sich mit dem Umbau des Bahnhofsgebäudes gerade in diesem Bereich zahlreiche Herausforderungen. Aufgrund der fehlenden Erfahrungswerte ist es umso wichtiger, die Jugendlichen in den Gestaltungsprozess zu involvieren – eine Zielgruppe, deren Interessen und Bedürfnisse sehr vielfältig sind. Um diesen aber bestmöglich zu entsprechen, ist auch hier eine Befragung unabdingbar. Erklärtes Ziel ist dabei die Entwicklung einer Jugendbibliothek, die sich als attraktiver Aufenthaltsort und beliebte Anlaufstelle für die eigene Freizeitgestaltung etabliert. Sie soll sowohl als Raum zum Lernen, und damit im „klassischen“ Sinne zur Informationsbeschaffung dienen, als auch zum beliebten Treffpunkt und Veranstaltungsort avancieren. Ein Ort also, der Laut & Leise zugleich vereint.

Mit partizipativen Methoden wird das ehemalige Bahnhofsgebäude durch das Architektenbüro ‚baulampe‘ umgestaltet

An der Entwicklung einer Befragungsmethode, die sich speziell für diese Zielgruppe als ertragreich erweist, wird momentan gearbeitet. Möglich ist hier etwa die Zusammenarbeit mit örtlichen Jugendzentren. Auch eine spielerische Variante zur Ermittlung der Wünsche und Bedürfnisse der Jugendlichen ist denkbar, beispielsweise durch den Einsatz von Computerspielen. Gerade im Hinblick auf die geplante Gaming-Zone kann sich der Input der Zielgruppe nur als fruchtbar erweisen.

Auch die enge Zusammenarbeit sowie die konstante Absprache zwischen allen Beteiligten ist für die Entstehung eines Dritten Ortes im Löhner Bahnhof essenziell. Nur so lässt sich gewährleisten, dass die Vorstellungen aller an dem Prozess beteiligten Parteien berücksichtigt werden können und ein Gesamtkonzept entsteht, das den Kriterien eines Dritten Ortes gerecht wird. Aus diesem Grund stehen alle Akteure in stetem Austausch. Darunter auch das Architektenbüro ‚baulampe‘ aus Bielefeld, das sich bei dem Architektenwettbewerb durchsetzen konnte, der im Anschluss an die erste Förderphase ausgelobt wurde. Priorität aller Beteiligten ist dabei stets die Entwicklung eines Konzepts, dessen Attraktivität zukünftige Nutzergruppen überzeugt.

Fotorechte: Architektenbüro ‚baulampe‘ aus Bielefeld

Kontaktdaten:

Meike Lohmeier, Stadtbücherei Löhne, Mail: M.Lohmeier@loehne.de