Ein Beitrag von Christine Ambrosi, Leiterin der Stadtbibliothek Bruchköbel

Die Menschen im Main-Kinzig-Kreis sind mobil und pendeln innerhalb des Rhein-Main-Gebietes zu Arbeit, Schule und Hochschule. Von den Pendler:innen, Schüler:innen und Studierenden nutzen etliche mehr als eine Bibliothek, noch mehr schätzen den Zugang zu weiteren Bibliotheksbeständen und insbesondere zu den Online-Angeboten zu günstigen Konditionen.

Dies hat die Bibliotheken in Bruchköbel, Hanau und Rodenbach veranlasst, im Rahmen der interkommunalen Zusammenarbeit das Pilotprojekt „Regionaler Bibliotheksausweis Main-Kinzig“ zu starten. In den teilnehmenden Bibliotheken wird seit November 2019 alternativ zum lokalen Ausweis der regionale Bibliotheksausweis angeboten. Seither sind mit Erlensee, Gelnhausen, Großkrotzenburg und Nidderau vier weitere Kooperationsbibliotheken hinzugekommen.

Was muss vor der Einführung getan werden?

Als erstes haben wir geklärt, ob die Einführung eines gemeinsamen Bibliotheksausweises technisch möglich ist. Dass die drei Pilotbibliotheken verschiedene LMS (BibliothecaPlus, WinBiap.net, Libero) im Einsatz hatten, erwies sich nicht als Hindernis, da diese nicht direkt miteinander kommunizieren müssen. Die Bibliotheksausweise müssen jedoch in allen beteiligten Bibliotheken genutzt werden können und hier sind unterschiedliche Verfahren im Einsatz: In Hanau erfolgt die Verbuchung mit RFID und Selbstverbuchern. In Rodenbach und Bruchköbel verbucht das Personal weiterhin mit Barcode und Handscannern. Nach Anpassung einiger Parameter konnten die Hanauer RFID-Ausweise auch dort von den Scannern gelesen und dem LMS verarbeitet werden.

Verwaltungen und politische Entscheidungsträger müssen frühzeitig über das Projekt informiert und, falls notwendig, überzeugt werden.

Um die Höhe der Jahresgebühr festzulegen, haben wir die Gebührenstrukturen verglichen, auch diejenigen der potenziellen Zusteiger. Da die Jahresgebühr für den regionalen Bibliotheksausweis etwas über der höchsten Jahresgebühr in den Bibliotheken des Main-Kinzig-Kreises liegen sollte, wurde die Gebühr auf 30 € für Erwachsene und 15 € ermäßigt für Auszubildende, Studierende, Schüler:innen über 18 Jahre etc. festgelegt. Kinder und Jugendliche erhalten keinen Regionalausweis, da sie in den beteiligten Bibliotheken kostenfrei entleihen können.

Die Benutzungs- und Gebührenordnungen der Bibliotheken mussten um die Konditionen für den regionalen Bibliotheksausweis ergänzt und verabschiedet werden. Hierbei hat es sich als hilfreich erwiesen, gemeinsam einen entsprechenden Paragrafen zu formulieren, der in allen Benutzungsordnungen eingefügt wird.

Ein Grafiker wurde beauftragt, einen Ausweis sowie Werbematerialien (Flyer, Roll-up) zu entwerfen. Als Gestaltungselement haben wir uns für Puzzleteile – zu diesem Zeitpunkt das Wiedererkennungs­merkmal der regionalen Katalogportale in Hessen – entschieden.

Und schließlich wurde eine Kooperationsvereinbarung aufgesetzt, in der sich die beteiligten Bibliotheken wechselseitig und allen Nutzer:innen die Rechte zur Nutzung des gesamten physischen und digitalen Bestandes einräumen. Die Konditionen werden hierin ebenfalls detailliert festgehalten, z. B. dass es keine Kostenverrechnung zwischen den Bibliotheken gibt. D. h., die Einnahmen verbleiben dort, wo sie entstehen, der Ausweis ausgestellt bzw. verlängert wird.

Welche Kosten entstehen für die beteiligten Bibliotheken?

Für unser Pilotprojekt erhielten wir vom Main-Kinzig-Kreis einen Zuschuss in Höhe 1.800 Euro. Hiermit konnte die Erstausstattung (1.000 Ausweise, Honorar Grafiker, Werbematerialien) finanziert werden.

Beim Zustieg weiterer Bibliotheken – der in der Kooperationsvereinbarung ausdrücklich ermöglicht wird – entstehen für diese zuerst einmal keine Kosten, denn zusätzliche Ausweise mussten bisher nicht bestellt werden. Wenn dies zu einem späteren Zeitpunkt notwendig wird, sind die Kosten für jede einzelne Bibliothek bei mittlerweile sieben Kooperationsbibliotheken überschaubar.

Kosten entstehen lediglich, wenn die zusteigende Bibliothek noch nicht das Katalogportal der Bibliotheken Main-Kinzig anbietet, wobei dies keine Voraussetzung für den Zustieg ist. Fünf Bibliotheken gehören dem Portal bereits seit dessen Start 2013 an, die anderen sind bzw. werden beitreten.

Wie läuft‘s in der Praxis?

Eine Anmeldung ist in jeder der beteiligten Bibliotheken möglich. Gleiches gilt für die Verlängerung des Ausweises. Bei Neuanmeldungen wird auf das zusätzliche Angebot hingewiesen. Hierzu gibt es ein gemeinsames Anmeldeformular, mit dem die Benutzungsordnungen aller beteiligten Bibliotheken anerkannt werden.

Lange haben wir überlegt, wie die Gültigkeit des regionalen Bibliotheksausweises in den anderen Bibliotheken überprüft werden kann. Es wäre zu aufwändig, wenn man sich bei allen beteiligten Bibliotheken nach der Gültigkeit eines Ausweises erkundigen müsste, wenn jemand mit einem regionalen Bibliotheksausweis an der Theke steht, aber bisher in der eigenen Bibliothek noch nicht registriert ist. Deshalb haben wir entschieden, dass jede Neuanmeldung und Ausweisverlängerung zeitnah den anderen Kooperationsbibliotheken mitgeteilt wird. In den lokalen LMS werden alle Nutzer:innen des regionalen Bibliotheksausweises erfasst, unabhängig davon, in welchen Bibliotheken sie tatsächlich Medien ausleihen. Somit wird der Ablauf in der oben beschriebenen Situation deutlich erleichtert, da die Daten bereits vorhanden sind.

Beim Umtausch vorhandener Bibliotheksausweise werden die Restlaufzeiten verrechnet, d. h. im ersten Jahr wird eine um den Wert der Restlaufzeit verminderte Jahresgebühr gezahlt. Beispiel: Der lokale Ausweis von Bruchköbel wäre noch ein halbes Jahr gültig. Deshalb zahlt der/die Nutzer:in für den regionalen Bibliotheksausweis, der ab sofort 365 Tage gültig ist, nur 22,50 Euro.

Rückgabe und Verlängerung von Medien sind nur in der Bibliothek möglich, in der diese ausgeliehen wurden. Entgegen manchen Befürchtungen konnten wir seit Einführung des regionalen Bibliotheksausweises keine Zunahme von Irrläufern feststellen.

Was sind die Vorteile für die Nutzer:innen?

In der Mehrzahl der Fälle sparen die Nutzer:innen Geld, sobald zwei Bibliotheken besucht werden – insbesondere, da meist Hanau mit einer anderen Bibliothek kombiniert wird. Und es gibt sogar Personen, die drei oder mehr Bibliotheken nutzen. Gelnhausen, Großkrotzenburg, Hanau und Nidderau verlangen für ihren lokalen Bibliotheksausweis 24 bzw. 25 Euro, Bruchköbel und Rodenbach 15 Euro sowie Erlensee 12 Euro.

Darüber hinaus hat man statt zwei oder drei Karten nur einen Ausweis im Portemonnaie und kann auf ein deutlich umfangreicheres Angebot zugreifen – sowohl physisch als auch digital. Dabei ist es keineswegs so, dass nur die kleineren Bibliotheken von der Teilnahme Hanaus profitieren. Denn dort gibt es z. B. keine Spiele im Bestand, die die anderen Bibliotheken jedoch anbieten und nun ebenso von den Hanauer Bürger:innen entliehen werden können. Verschiedenste digitale Angebote sind mittlerweile auch in den kleineren Bibliotheken häufiger vorhanden, da in den beiden vergangenen Jahren hierfür Mittel über das Förderprogramm „Digitales Hessen“ zur Verfügung standen.

Wie wird das Angebot angenommen?

Nach 4 Monaten Laufzeit hatten bereits knapp 70 Nutzer:innen den regionalen Bibliotheksausweis beantragt. Dann kam Corona und die Nachfrage nach diesem Angebot geriet ins Stocken. Einen zweiten Schub erlebten wir 2021 mit dem Zustieg von Gelnhausen, Großkrotzenburg und Nidderau. Mittlerweile wurden fast 250 regionale Bibliotheksausweise ausgestellt, über 80 % davon zum Normaltarif von 30 Euro. Das Einzugsgebiet geht über den Main-Kinzig-Kreis hinaus, die Wohnorte der Nutzer:innen liegen auch in benachbarten Kreisen.

Und dass die Einwohner:innen in der Region mobil sind und pendeln, wird auch daran deutlich, wo die Jahresgebühr bezahlt wird. Nutzer:innen mit Wohnort Bruchköbel lassen sich ihren Ausweis durchaus in Hanau ausstellen oder verlängern. Auch bedeutet der Wohnort Bruchköbel nicht unbedingt, dass diese Personen die Bibliothek vor Ort nutzen.

Wie ein Blick auf die Karte verrät, ist das Potenzial für weitere Kooperationsbibliotheken aber fast ausgereizt. Bei den hauptamtlichen Bibliotheken ist am ehesten mit einem Zustieg von Schlüchtern zu rechnen, da die Bibliothek bereits Mitglied des MKK-Portals ist.

Fazit

Beim Start des Pilotprojektes hatten wir uns kein Ziel gesetzt, wie viele regionale Bibliotheksausweise ausgestellt werden sollten. Wir haben es von Beginn an als ein zusätzliches Angebot für Nutzer:innen gesehen, die mehr als eine Bibliothek nutzen, und mit diesem Angebot Geld sparen können.

Das Projekt ist jedoch ein wichtiges Zeichen der Vernetzung, die die Bibliotheken stärkt und ihnen größere Aufmerksamkeit beschert. Dass dies auch von den Verwaltungen und politisch Verantwortlichen so gesehen wird, zeigen die beiden Pressekonferenzen zum offiziellen Start des Pilotprojektes am 24.10.2019 sowie beim Zustieg dreier Bibliotheken im vergangenen Jahr. Bei diesen Terminen waren jeweils alle Bürgermeister:innen der beteiligten Kommunen, der Landrat der Main-Kinzig-Kreises, die Hessische Fachstelle für Öffentliche Bibliotheken und natürlich die Bibliotheksleiterinnen zugegen. Unisono lobten alle dieses gelungene Beispiel für interkommunale Zusammenarbeit.

Wir finden, es lohnt sich, einen regionalen Bibliotheksausweis anzubieten. Es ist ein Projekt mit geringen zusätzlichen Kosten und wenig Aufwand im Tagesgeschäft, das sich jedoch durch eine hohe Öffentlichkeitswirksamkeit auszeichnet.

Kontaktdaten:

Christine Ambrosi, Stadtbibliothek Bruchköbel, Mail: christine.ambrosi@bruchkoebel.de

Leganto, ein Software-Tool der Firma Ex Libris, unterstützt Lehrende bei der schnellen und übersichtlichen Zusammenstellung von Literatur und Informationsressourcen in der Lernplattform ISIS und steht nach einer ersten Einführungsphase im Sommersemester 2021 seit September desselben Jahres allen Lehrenden der TU Berlin zur Verfügung. Lehrende haben dadurch ein intuitiv zu bedienendes Tool zur Zusammenstellung relevanter Kursliteratur an der Hand. Studierende kommen schnell und unkompliziert an kursrelevante Literatur und Informationen, entweder über einen direkten Link zum Volltext oder den Hinweis zur Verfügbarkeit. Die Universitätsbibliothek (UB) unterstützt bei der Anwendung, überprüft Listen, kümmert sich um Anschaffungs- und Digitalisierungswünsche und stellt Online-Lizenzen für elektronische Ressourcen je nach Verfügbarkeit bereit. https://www.tu.berlin/ub/lernen-arbeiten/it-services/leganto-literaturlisten-tool-fuer-lehrende/

Warum führen wir Leganto ein?

Im Jahr 2019 analysiert eine Projektgruppe der Bibliothek, wie an der TU Berlin mit Literatur- und Informationsressourcen in der Lehre gearbeitet wird. In diesem Zusammenhang werden Interviews mit Lehrenden verschiedener Fakultäten geführt und die Lehrplattform ISIS evaluiert. Die Ergebnisse zeigen, dass Lehrende häufig die hohen Aufwände bei der Zusammenstellung von Informationen, Literatur und Dokumenten als problematisch benennen, insbesondere im Hinblick auf die rechtssichere Zugänglichmachung.

  • Die unterstützenden Services der Bibliothek in diesen Zusammenhängen sind den Lehrenden oft nicht bekannt.
  • Studierende haben häufig Schwierigkeiten auf elektronische Informationsressourcen direkt zuzugreifen und insgesamt den Überblick zu behalten.
  • Die Bibliothek hat wiederum keinen Zugriff auf Literaturlisten der Lehrveranstaltungen und kann daher nicht aktiv unterstützen und auf ihre Services aufmerksam machen.
  • Von der Bibliothek lizenzierte Ressourcen können nicht einfach und intuitiv mit den Literaturlisten der Lehrenden verknüpft werden.

Insgesamt existiert kein einheitliches System für die Erstellung und Präsentation von Literatur- und Informationsressourcen in der Lehre, das einen intuitiven Workflow ermöglicht.

Die durch die Corona-Pandemie ausgelösten Anforderungen an die Online-Lehre verschärfen diese Problematik, da der Zugang zu studienrelevanten Informationen zunächst nur noch digital möglich ist und sowohl Lehrende als auch Studierende vor erhebliche technische Herausforderungen gestellt wurden.

Parallel zur Ermittlung des Status Quo beschäftigt sich das Projektteam mit den Möglichkeiten des Einsatzes von sogenannten Reading-List-Management-Systemen

Die Ergebnisse dieser Analysen münden 2020 in die Empfehlung der Bibliothek, Leganto-Software für eine dreijährige Testphase einzuführen. Der durch den Vizepräsidenten für Lehre unterstützten Beschlussvorlage wird bei der Präsidiumssitzung im September 2020 zugestimmt.

Jetzt geht’s los – Wie führen wir Leganto  ein?

Die TU Berlin startet – als erste Anwendereinrichtung in Deutschland – das Einführungsprojekt Leganto unter Federführung der Universitätsbibliothek im November 2020. Ende 2021 können wir sagen, dass das Projekt, trotz Pandemie-Herausforderungen und den massiven Auswirkungen eines flächendeckenden IT-Angriffs auf die Universität , im Zeitplan ist. Erfolgsgrundlagen dafür sind die frühzeitige Einbindung verschiedener Stakeholder, insbesondere das TU-Präsidium. Über den Arbeitskreis Qualitätsmanagement konnten zu Projektbeginn bereits die Studiendekane der Fakultäten und die Kommission für Lehre und Studium informiert werden. Für die operative Umsetzung wurden vor Projektstart die wichtigen Kooperationspartner wie die Betreiber der Lernplattform ISIS und die zentrale IT-Abteilung in die Planungen einbezogen. Das Projektteam der Bibliothek besteht aus neun Mitarbeiter*innen (aus Benutzung, Medienbearbeitung und  IT). Die Projektleitung liegt bei der Leiterin der Benutzungsabteilung. In den Teilprojekten, zum Beispiel interne Workflows, Schulungen, Marketing oder Evaluation, sind unter Koordination jeweils eines Projektmitglieds weitere Mitarbeiter*innen aus verschiedenen Bereichen einbezogen.

Die Projekt-Phasen für die drei Jahre des Projektzeitraums untergliedern sich in folgende Abschnitte:

  1. Implementierung (November 2020 bis März 2021):
    Technische Einrichtung und Integration in ISIS, Entwicklung von Workflows und Akquise erster Pilotanwender*innen.
  2. Einführungsphase Sommersemester 2021 (März bis Juli 2021): Einbindung der Pilotanwender*innen und Anpassung der Services mit anschließender Evaluationsphase.
  3. Erweiterte Pilotphase (Juli 2021 bis Februar 2022): Zugang für alle TU-Angehörigen, Anpassung Konfiguration, Workflows und Services.
  4. Rollout Sommersemester 2022 (Februar bis Juli 2022): Anpassungen, verstärktes Marketing, Evaluation.
  5. Rollout 2 Wintersemester 2022/23 (Juli 2022 bis Juli 2023): Normalbetrieb, Abschlussevaluation und Erfolgskontrolle.

In der ersten Einführungsphase machen 15 Anwenderteams erste Erfahrungen bei der Zusammenstellung ihrer Literaturlisten mit Leganto. Das Feedback dieser Pilot*innen ist mehrheitlich positiv. Die Erwartungen an die intuitive Nutzung, die Vereinfachung der bisherigen Arbeitsprozesse und der leichtere Zugang zu elektronischen Ressourcen wurden meist erfüllt. Allerdings führt die gesteigerte Arbeitsbelastung durch die Online-Lehre dazu, dass einige der Pilot*innen trotz großem Interesse auf vertraute Arbeitsweisen zurückgreifen und daher weniger Literaturlisten als erwartet erstellt werden.

Im Sommer 2021 starten die bibliotheksinternen Einführungen für Mitarbeiter*innen der Medienerwerbung, Benutzung und Fachreferate. Im Septemberwird Leganto als auswählbares Plugin in der Lernplattform eingefügt und steht damit allen TU-Angehörigen zur Verfügung. Aufgrund des bereits erwähnten IT-Angriffs konnte das ursprünglich geplante Parallelprojekt der automatisierten Übernahme von Mitarbeiter*innen-Daten in das Bibliotheksystem Alma nicht durchgeführt werden.

Flankierend bietet das Leganto-Team Workshops über die Zentraleinrichtung Wissenschaftliche Weiterbildung und Kooperation (ZEWK) an. Kurze Coffee Lectures geben einen ersten Eindruck des neuen Tools, und individuelle Beratung unterstützt bei der Erstellung von Literaturlisten. Im Arbeitskreis Qualitätsmanagement der Universität stellt die Projektleiterin den Studiendekanen Leganto vor und wirbt für eine Verbreitung der Informationen an den Fakultäten.

Die Anzahl der in der Bibliothek eingehenden Literaturlisten vervielfacht sich im Wintersemester 2021/22 gegenüber dem Sommersemester (erste Einführungsphase), so dass Workflows und Konfiguration im Echtbetrieb getestet und angepasst werden können. Die Hauptaufgabe für das zweite Projektjahr wird die Verstärkung des Marketings sein, um Leganto an der TU Berlin flächendeckend bekannt zu machen und die Anwendungszahlen zu erhöhen.

Fazit – Wo wollen wir hin?

Das klare Projektziel ist, Leganto als führendes System für Literaturlisten in der Lehre zu etablieren und bestmöglich an die Bedarfe der Lehrenden und Studierenden anzupassen. Das Projektteam setzt für die Weiterentwicklung stark auf die Vernetzung mit anderen Leganto-Anwender*innen und bringt sich aktiv in bestehende internationale Arbeitsgruppen ein.

Die Einführung von Leganto ist ein anspruchsvolles Großprojekt, das erhebliche Personalressourcen bindet. Es ist eine organisatorische und technische Herausforderung, die die erfolgreiche Zusammenarbeit mit verschiedenen Partnern auf dem Campus voraussetzt. Es fördert die abteilungsübergreifende Zusammenarbeit innerhalb der Bibliothek und wirkt sich auf Routinen im Geschäftsgang aus. Dieser Einsatz lohnt sich, da durch Leganto die Bibliothek für Lehrende ganz unmittelbar als aktive Partnerin bei allen Fragen rund um die Bereitstellung von Literatur- und Informationsmaterialien in die Arbeitsprozesse eingebunden ist. Das bisherige Feedback der Erstanwender*innen bestätigt die Einschätzung der Bibliothek: Leganto ist für den Studienerfolg sowohl für die Lehrenden wie auch die Studierenden ein äußerst hilfreiches Tool.

Autorin: Dr. Anke Quast, Universitätsbibliothek der Technischen Universität Berlin
Hinweis: Dieser Text ist ein Vorabdruck aus dem Jahresbericht 2021 der Universitätsbibliothek der TU Berlin.


Morgen vor 6 Wochen begann der russische Angriffskrieg auf die Ukraine. Das sind 42 Tage im absoluten Ausnahmezustand. Das sind 2.520 Stunden brutalste Vergehen an der Zivilbevölkerung. Das sind 151.200 Minuten, in denen über zwei Millionen ukrainische Kinder aus der Heimat flüchten mussten. Das sind 9.072.000 Sekunden, in denen es für so viele Menschen – in ständiger Todesangst der Kälte, dem Hunger und der Gewalt ausgesetzt – nicht mehr so ist, nicht mehr so sein kann, nicht mehr so sein wird, wie es einmal war. Ich kenne das Land, war seit 2015 mehrmals in Odessa und in Kiew. Alltäglich war das Leben, nicht zu unterscheiden von dem Unsrigen, es gab Lebensfreude, kulturelle Vielfalt, geniale Musikbands, ein berauschendes Meer; ich habe viele Menschen kennen- und das Land tatsächlich lieben gelernt.


Die Zeit seit dem 24. Februar 2022 zeigt einmal mehr, wie schnell es gehen kann, dass Menschen von einem auf den anderen Moment ihr Zuhause verlieren, in Not geraten, auf die Straße geworfen werden. Sie benötigen Orte der Sicherheit, der Ruhe und der Inhalte. So schilderte der Schweizer Autor und Regisseur Lukas Bärfuss in seiner Weimarer Rede am 27. März 2022, wie er als junger Erwachsener sechs Jahre lang obdachlos auf der Straße lebte. Gerettet haben ihn – im Gegensatz zu vielen seiner damaligen Freunde – vor allem Bibliotheken; sie boten ihm Schutz, Wärme und Bücher.

Wie sind wir vorbereitet auf Menschen, die sich in Ausnahmesituationen befinden? Deren Existenz gefährdet ist? Die auf der Flucht sind? Die aus anderen Ländern kommen und deren Sprache wir nicht sprechen? Wie nehmen wir sie auf? Was können und was müssen wir tun?

All diese Fragen beschäftigen viele von uns. Bereits am 25. Februar 2022 veröffentlichte der Deutsche Bibliotheksverband (dbv) eine Stellungnahme, um ein klares Zeichen gegen den Krieg und für die Solidarität mit den Menschen in der Ukraine zu setzen. Neben dem privaten Engagement haben in den vergangenen Wochen unzählige Bibliothekar*innen Unterstützungsangebote organisiert, seien es kostenfreie Bibliotheksausweise, Benutzungshinweise in ukrainischer Sprache, individuelle Sprachkurse oder Lesungen und Diskussionsrunden. Einfach einen unkomplizierten Zugang ermöglichen. Öffentliche und wissenschaftliche Bibliotheken stimmten sich dazu auf lokalen und regionalen Ebenen ab. Seriöse Informationsquellen wurden zusammengestellt und kontinuierlich aktualisiert; sie werden über die Bibliothekscommunity hinaus stark frequentiert. Die Sichtbarkeit spezifischer Medienauswahl wurde erhöht und alle Kommunikationskanäle genutzt. Über ukrainische Bibliotheken wird berichtet und Berufskolleg*innen direkt unterstützt. Diese andauernden Aktivitäten zeigen vor allem zweierlei: wie tief die gesellschaftliche Teilhabe für alle Nationalitäten in unseren Bildungseinrichtungen verankert ist und wie wichtig und notwendig jeder Moment unserer bibliothekarischen Arbeit ist.

Als dbv-Kommission »Kundenorientierte und inklusive Services« werden wir uns bei unserer Öffentlichen Sitzung zum Leipziger Bibliothekskongress am 31. Mai 2022, 15 bis 17 Uhr, mit dem Thema beschäftigen, wie Bibliotheken ihre zielgruppenorientierten Services in Krisenzeiten managen. Sie sind sehr herzlich zum Austausch eingeladen. In Kürze folgen weitere Informationen.


Autorin: Dr. Katrin Richter, Universitätsbibliothek der Bauhaus-Universität Weimar
Grafik: Masihne Rasuli