Die „andere“ Bibliotheks-App, Beitrag von Maike Lins, Leiterin des Sachgebietes Digitale Services der Stadtbüchereien Düsseldorf

Seit November 2022 können Bibliotheksbesuchende in der Zentralbibliothek der Stadtbüchereien Düsseldorf eine neue App nutzen. Die „Stadtbüchereien Düsseldorf App“ sorgt vor Ort für ein besonderes Erlebnis: die App eröffnet eine neue, virtuelle Nutzungsebene, indem sie den Ort Bibliothek mithilfe der Augmented Reality (AR) Technologie um virtuelle Elemente erweitert. Diese dienen Nutzenden dazu, sich durch die Bibliothek leiten zu lassen – zu Räumen, Veranstaltungsorten oder Medienstandorten – oder eigene Aktivitäten im Raum digital sichtbar und auffindbar zu machen.

Seit November 2022 ist die App in der „Bibliothek des Jahres 2023“ im Einsatz

Idee und Strategie

Die Idee zu einer App entstand bereits 2018, mit Teilnehmenden eines Pen & Paper Hackathon im Rahmen der Smart City Challenge[1]. Teilnehmende aus Bereichen Web-Programmierung, Kommunikation und Kulturwissenschaften bearbeiteten das Thema aus der Kundensicht und entwickelten einen ersten Funktionsrahmen für eine App. Konkretisiert zu einem umsetzbaren Vorhaben, ausgearbeitet und verfeinert wurde der Impuls dann durch das Team der Zentralbibliothek Düsseldorf. Dies erfolgte innerhalb eines landesmittelgeförderten Projekts erfolgen, das mithilfe einer Gruppe von Expert*innen die umzusetzenden Elemente einer groß angelegten Digitalstrategie festlegte.
 
Zum damaligen Zeitpunkt war die Ende 2021 neu eröffnete Zentralbibliothek der Stadtbüchereien Düsseldorf noch in der Bauphase und sollte mithilfe dieses vorbereitenden Projekts und der dann folgenden Umsetzungsphase dazu beitragen, die Zentralbibliothek zu einem Innovationsträger für digital-analoge Strategien zu positionieren, ein Leuchtturm aktueller Bibliotheksplanung zu werden und den erwarteten hohen Kundenanforderungen zu genügen.
Die Entwicklung verschiedener neuer digitaler Self Services ein wichtiger Ankerpunkt des Gesamtangebots im neuen Haus.

Umgesetzt wurden die geplanten Bestandteile in den Jahren 2020 bis 2023. Dank der Förderung durch das Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen wurde hier ein vielteiliges Portfolio an neuen Diensten realisiert, deren Mittelpunkt die App bildet.[2]

Der Slogan der Zentralbibliothek lautet „Menschen, Bücher, Räume“. Die App deckt inhaltlich Funktionen für alle diese Elemente ab: die Orientierung in der weitläufigen Bibliothek, das Finden von Veranstaltungen und Räumen, das Erleben des Ortes und Treffen von Menschen stehen im Zentrum der Funktionen. Auch ein zusätzlicher Zugang zur Reservierung von Lernräumen oder 3D-Drucker sowie die Nutzung des Chatbots der Stadtbüchereien werden über die App möglich sein.

Die große Besonderheit:
Die Funktionen sind mit dem Gedanken „hier und jetzt“ konzipiert worden – die App erschließt den Raum und fördert Interaktion von Menschen, die sich jetzt gerade, im Moment des eigenen Aufenthalts, dort befinden.

Der vornehmliche Gedanke bei der Entwicklung:
Ein Angebot mit aktuellen Technologien zu schaffen, das den Bibliotheksraum digital erlebbar macht und gewohnte Services mit neuen ergänzt. Datensparsamkeit, möglichst barrierearme Nutzung und Einfachheit stehen bei allen Funktionen im Mittelpunkt. Auf die Abbildung klassischer Dienste wie einem Online-Katalog wird dabei ganz bewusst verzichtet.

Die App im Einsatz

Kernfunktionen

Die Grundfunktionen der Anwendung sind

  • Orientierung und Navigation im Raum,
  • Aktivitäten: Begegnen und Kommunizieren,
  • Animationen: Entdecken und Erleben.
     

Bestimmendes Element der App ist die Nutzung von Augmented Reality (AR) für alle Kernfunktionen.

Augmented Reality bedeutet, dass eine reale Umgebung, betrachtet durch die Kamera eines Mobilgeräts, durch Computerelementen angereichert wird. In der Stadtbüchereien Düsseldorf App blickt man „live“ in den Raum der Zentralbibliothek, und es werden zusätzliche Informationen wie Navigationspfeile oder Animationen in das Kamerabild eingeblendet. Die virtuellen Elemente sind dabei an den jeweiligen Kontext angepasst: an verschiedenen Orten im Raum gibt es unterschiedliche Animationen oder bewegte 3D-Bilder.

Exkurs: Technologie

Die Technologie, die dies erreicht, ist ein Alleinstellungsmerkmal: Das Entwicklerteam der Firma Exponential Dimensions bediente sich des Software Development Kit der finnischen Firma Immersal©; dieses stellt alle Tools bereit, um mit Methoden der Photogrammmetrie ein digitales Abbild des Bibliotheksraums zu schaffen: Aus Scandaten entsteht ein virtueller Zwilling. Innerhalb dieses Daten-Raums werden Räume, Medienstandorte, Zusatzinformationen und Animationen von den Entwicklern verortet und so für die AR-Sicht an bestimmten Punkten verfügbar gemacht.

Damit sich Nutzende mit ihren Geräten durch die Bibliothek navigieren lassen können, ist es erforderlich, dass die App die jeweilige Position des verwendeten Geräts im Raum bestimmen kann. Für diese Lokalisierung und Identifikation der Position wird als technische Infrastruktur die Multiplayer-Engine des Herstellers Photon verwendet. Diese erlaubt es, über die Vergabe von anonymisierten IDs auf datensparsame Art Position verschiedener Geräte entweder zueinander (bei der Funktion Aktivitäten) oder zu Räumen oder Animationen bestimmen.

Exponential Dimensions nutzt in der Zentralbibliothek damit aktuellste Technologie, die sowohl innovativ als auch experimentell ist. In dieser Größenordnung ist sie zu diesem Zweck zuvor noch nicht benutzt worden, so dass die Stadtbüchereien damit Neuland betreten haben – und dies nicht nur für die Bibliothekswelt.

Dies hatte seine ganz eigenen Herausforderungen: während der Entwicklungszeit erforderte es ein hohes Maß an Kreativität, Lösungsorientierung und Flexibilität bei allen Projektbeteiligten, ebenso wie ausgiebiges Testen und Ausprobieren. Dies beinhaltete auch das Testen von Menü und Funktionen mit zukünftigen Nutzenden, um ein attraktives und ein für möglichst viele Nutzergruppen leicht zugängliches Angebot zu schaffen.

Die Funktionen im Detail

AR-Kernfunktion Navigation
Die Navigationsfunktion ist das wesentliche Element in der App. Sie dient Nutzenden zur Orientierung im Raum und hilft beim Finden von Signatur- und Themenstandorten, Räumen und Veranstaltungsorten.

Über die Auswahl eines Raums aus einer bebilderten Übersicht, durch Eingabe einer Signatur oder eines Themas wird die Navigationsfunktion aktiviert und leitet zum entsprechenden Ort. Bei aktiver Navigation wird auf dem Gerätebildschirm ein beweglicher Pfeil eingeblendet, der den Weg weist; als begleitendes Element führt ein Avatar des humanoiden Roboters Pixi Pepper die Nutzenden zum gesuchten Ort und teilt dort mit, dass man angekommen ist. (s. folgendes Bild)

Die navigierbaren Bereiche und Themen speisen sich aus den Inhalten der Klassifikation und wurden für diesen speziellen Einsatzzweck überarbeitet. Die Prämisse war hier, die Kundensicht einzunehmen und verständliche Begriffe zu verwenden. Zur Anpassung der hinterlegten Begriffe hat das Team Zugriff auf ein webbasiertes Verwaltungsportal.

Raumauswahl, aktive Navigation, Empfang am Zielort

AR-Kernfunktion Aktivitäten

Die Funktion Aktivitäten schafft per App eine Möglichkeit der Vernetzung, belebt den Ort der Bibliothek als Treffpunkt, befördert Kommunikation und das aktive Schaffen von Netzwerken. Hiermit hat jede*r Nutzende die Möglichkeit, per App ein Gesuch oder Angebot in den Raum der Bibliothek zu setzen und sich für andere damit sichtbar und erreichbar zu machen. Das kann z.B. die Suche nach einem zweiten Schachspielenden, ein Aufruf an Lernpartner*innen oder der Wunsch nach Austausch zu einem aktuellen Buch sein.
Wer so ein Gesuch eingestellt hat, aktiviert die Einblendung eines AR-Diamanten am eigenen Standort, den andere im Bibliotheksraum entdecken können. Ebenso ist das Erkunden der aktuellen Aktivitäten über eine Liste möglich. Eine Blacklist im Hintergrund stellt sicher, dass unerwünschte Begriffe nicht verwendet werden können. Eine Meldefunktion unterstützt Nutzende dabei, auffällige Aktivitäten beim Bibliotheksteam zu melden.

AR-Aktivitätsmarker, Aktuelle Aktivitätenliste, Aktivität aus- und einschalten

AR-Kernfunktion Animationen

Ein Teil des App-Erlebnisses sind nicht nur funktionale Einheiten, sondern auch Erlebnis- und Überraschungsmomente, die die Bibliothek zu einem noch besondereren Ort machen. An verschiedenen Stellen der Zentralbibliothek finden Nutzende beim Rundgang mit der App AR-Animationen und zusätzliche Informationen: ein Sonnensystem im Eingangsbereich, der fließende Rhein und ein Wald mit Tieren in der Kinderbibliothek, oder ein schmetterlingsumschwärmter Baum im Lesefenster. Diese betonen das spielerische Element der App und laden ein, die Bibliothek zu erkunden. Auch bieten sie für Personen, die bisher noch nicht mit AR-Effekten vertraut sind, die Option, sich in vertrauter und geschützter Umgebung mit den Möglichkeiten bekannt zu machen.

AR-Animationen: Panel, Sonnensystem, Schaltzentrale, Begehbarer Rhein, Waldszene in der Kinderbibliothek

Zur Vermittlung eigener Dienste oder anderer Informationen bieten die Animationen auch virtuelle Plakatwände an drei Stellen der Bibliothek. Das Team kann die Inhalte dieser Panels über das Verwaltungsportal eigenständig bestimmen. So gibt es beispielsweise auf einem Panel bei den Publikumszeitschriften, die Möglichkeit, aus der App heraus die digitalen Angebote zu erkunden. An anderen Stellen werden Inhalte zu gerade laufenden Ausstellungen vermittelt oder das Veranstaltungprogramm in der App zum Download angeboten. Auf den Panels wird der Inhalt über das Verwaltungsportal je nach Bedarf hinzugefügt, so dass gezielt auch Vermittlungsdienste und Informationenangeboten werden können.

Die Kernfunktionen werden ergänzt durch Zugänge zum Raumreservierungssystem, zum Chatbot und zu den Veranstaltungen in der Zentralbibliothek. Als weitere Funktionen bietet die App einen Raumplan der Zentralbibliothek mit Signaturgruppen und Liste mit den Standorten der Zweigstellen mit Link zur bevorzugten Karten-App.

Die AR-Kernfunktionen sind ausschließlich in den Räumen der Zentralbibliothek zu nutzen und können auch nur dort aktiviert werden. Alle weiteren Funktionen, die Nutzende im Menü finden, sind auch außerhalb der Räume zu nutzen.

Erfahrungen

Ein erfolgreiches Digitalprojekt wie die Bibliotheks-App lässt den gewünschten und notwendigen Imagewandel von Bibliotheken sichtbar werden und bricht in positiver Weise mit Erwartungen. Den gängigen Bibliotheksklischees wird so in der Zentralbibliothek im KAP1 mit der App als ein Element einer zeitgemäßen Digitalstrategie entgegengewirkt. Das dies gelungen ist, zeigt u.a. die internationale Anerkennung durch die Auszeichnung mit dem renommierten Auggie Award als „Best Consumer App“. Dieser Award ist die weltweit anerkannteste Auszeichnung der AR- und VR-Branche.

Die Erfahrungen zeigen, dass Nutzende sich über die modernen Funktionen der App erstaunt und begeistert zeigen, auch wenn immer einmal wieder mit der „klassischen Bibliotheks-App“ gerechnet wird. Gerade die Tatsache, dass unsere App mit den gängigen Services und Kontofunktionen keine Schnittmenge hat, sondern ganz für sich steht, macht es in Kundengesprächen aber leicht, das Spezielle der App zu vermitteln.

Trotz des intuitiven Designs und des eingebauten Tutorials, ist eine aktive Vermittlung aber nicht zu vernachlässigen. Ein Infostand im Eingangsbereich und regelmäßige Veranstaltungen zum Kennenlernen decken dies im Haus ab.
Ebenso ist auf das aktive Hinweisen an die Besuchenden im Rahmen der Gespräche an Info- und Servicetheken nicht zu verzichten. Dies setzt selbstverständlich voraus, dass das gesamte Bibliotheksteam inhaltlich an Bord ist und über Entwicklung und Änderungen auf dem Laufenden gehalten wird.

Die Entwicklung einer App, zumal in Hoch-Zeiten der Pandemie und parallel zu Bau und Umzug in die neue Zentralbibliothek, barg an vielen Stellen Herausforderungen. Durch den angestrebten hohen Innovationsgrad handelt es sich bei der Stadtbüchereien App um eine von Grund auf neu entwickelte Anwendung, die nicht auf vorhandene Services oder Systeme aufbaut. Dadurch

ergab sich nicht nur eine verstärkte Notwendigkeit zu erproben, sondern auch ein erhöhter Kommunikationsbedarf. Transparenz, Klare Kommunikation, Wissensmanagement, und nicht selten Penetranz und Hartnäckigkeit sind von allen Seiten unbedingt vonnöten, um im Spektrum der vielseitig in Verbindung stehenden neuralgischen Stellen Bibliothek, IT, Rechenzentrum, städtische Ämter, Dienstleister, Entwicklerfirma und vielen mehr das Ziel aufrecht zu erhalten und die Veröffentlichung der Anwendung zeitgerecht zu ermöglichen.

Die innovativen Elemente der „Stadtbüchereien Düsseldorf App“ erfordern für die Nutzung von AR aktuelle Hardware. Während Mindestvoraussetzung die Betriebssystem iOS 10 und Android 9 sind, und ein Blick auf Marktdurchdringung vermuten lässt, dass eine kritische Menge an Menschen über diese verfügt, kommt es erfahrungsgemäß – trotz der Verfügbarkeit auf über 700 Gerätemodellen – im Alltag doch recht häufig vor, dass Nutzende die App nicht installieren können. Das kann auch Geräte betreffen, die grundsätzlich die Mindestvoraussetzung an Betriebssystem und mögliche AR-Nutzung erfüllen. Ob ein Gerät kompatibel ist, hängt allerdings auch von Faktoren wie der Qualität der verbauten Kamera, den Bewegungssensoren, der Leistungsstärke des Prozessors und der Designarchitektur der Hardware ab.

Im Hinblick auf die von der Zielgruppe verwendeten Geräte ist die angestrebte Idee, eine „Mainstreamer“-App zu sein, wohl erst in einigen Jahren zu erfüllen.

Hier ist die App tatsächlich ihrer Zeit voraus.

Kontaktdaten:

Maike Lins, Leiterin des Sachgebietes Digitale Services der Stadtbüchereien Düsseldorf, Mail: maike.lins@duesseldorf.de


[1] Die „Smart City Challenge“ 2018 in Düsseldorf war eine Praxiskonferenz mit anschließendem Pen & Paper Hackathon zum Megathema Smart City. Dabei stellten Städte, Infrastrukturbetreiber und Technologieanbieter eigene Problemstellungen vor. Gemeinsam mit Startups, Wissenschaftlern und Techies entwickelten Sie hierfür in Teams konkrete Lösungen (Produkte, Dienstleistungen, Geschäftsmodelle).

[2] Das gesamte Landesprojekt der Digital-Strategie der Zentralbibliothek im KAP1 ist im Blog der Fachstelle Öffentliche Bibliotheken NRW abrufbar: https://fachstelle-oeffentliche-bibliotheken.nrw/2023/08/duesseldorf-mehr-zentralbibliothek-durch-digitale-self-services/ (Zuletzt aufgerufen am 30.08.2023).

mit partizipativen Maßnahmen einen Ort der Begegnung & des Austauschs gestalten, Beitrag von Meike Lohmeier, stellvertretende Leiterin der Stadtbücherei Löhne

Auf die Stadtbücherei Löhne kommen in den nächsten Jahren große Veränderungen zu. Nachdem sich der Verein „Löhne umsteigen. Der Bahnhof e.V.“ 2019 erfolgreich für das Förderprogramm „Dritte Orte – Häuser für Kultur und Begegnung im ländlichen Raum“ des Ministeriums für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen beworben hat, nimmt der Plan, den maroden Bahnhof der Stadt wiederzubeleben, zunehmend Gestalt an. Das erklärte Ziel ist der Umbau des Löhner Bahnhofsgebäudes zu einem Ort der Begegnung und des Austausches, einem sogenannten Dritten Ort. Eine zentrale Rolle nimmt hierbei die Stadtbücherei ein, die die neuen Räumlichkeiten beziehen wird – und somit zum kulturellen Zentrum der Stadt Löhne avanciert.

Der Bahnhof Löhne in einer Ansicht des Architektenbüros ‚baulampe‘ aus Bielefeld

Aus dem in die Jahre gekommenen Bahnhofsgebäude soll dabei eine multifunktionale Informations- und Kommunikationseinrichtung werden, die es der Stadtbücherei Löhne erlaubt, ihrer Aufgabe als Bildungs- und Kulturinstitution optimal nachzukommen. Dies bedeutet, dass neben ausreichend Raum für Medien vor allem Raum für Menschen geschaffen wird. Eine hohe Aufenthaltsqualität, eine einladende und inklusive Atmosphäre sowie ein breit gefächertes kulturelles Angebot sind nur drei der wesentlichen Aspekte, die in die Planung einfließen. Auf diese Weise soll ein lebhafter Treffpunkt und Veranstaltungsort entstehen, der es den Löhner*innen ermöglicht, sich zu vernetzen, sich weiterzubilden und die eigene Freizeit kreativ zu gestalten.

Bereits jetzt ist der eigens zu diesem Zweck provisorisch renovierte alte Wartesaal im Löhner Bahnhof Austragungsort zahlreicher Veranstaltungen, die in Kooperation mit dem Verein „Löhne umsteigen. Der Bahnhof e.V.“ organisiert und durchgeführt werden. So läuft seit Anfang 2022 die Test- und Umsetzungsphase, deren Ziel es nicht nur ist, die Stadtbücherei Löhne am neuen Standort zu etablieren, sondern darüber hinaus ein allgemeines Stimmungsbild der Löhner Bürger*innen zu erhalten. Die Testphase dient allen Beteiligten als Möglichkeit, gezielt auf die Menschen zuzugehen und Meinungen einzuholen. Im Sinne der demokratischen Teilhabe sollen die Löhner*innen bewusst in die Gestaltungsprozesse eingebunden werden und die Chance erhalten, aktiv bei der Entstehung der neuen Stadtbücherei mitzuwirken. Insbesondere die etablierten Veranstaltungsreihen im Bahnhof eignen sich hervorragend, um die Wünsche und Bedürfnisse verschiedener Bevölkerungsgruppen zu evaluieren.

Die ehemalige alte Schalterhalle wird nach Plänen des Architektenbüros ‚baulampe‘ zum Dritten Ort

So finden in regelmäßigem Turnus Veranstaltungen im alten Wartesaal statt, die jeweils unterschiedliche Zielgruppen ansprechen sollen. Jeden zweiten und vierten Montag im Monat findet etwa das Bilderbuch-Kino statt, das vor allem (Groß-)Eltern und Kinder im Vorlesealter anzieht. Im direkten Gespräch konnten bereits wichtige Erkenntnisse gewonnen werden, die vor allem die Gestaltung der Kinderbibliothek betreffen. Eine familienfreundliche Atmosphäre und Barrierefreiheit konnten als wesentliche Bedürfnisse dieser Zielgruppe herausgearbeitet werden. Ebenso ein Veranstaltungsangebot, das zur Leseförderung von Kindern beiträgt. Positiv wird zudem immer wieder die Niederschwelligkeit des Angebots hervorgehoben: Das Bilderbuch-Kino erfordert weder eine Anmeldung, noch ist dieses mit Kosten verbunden. Gleiches gilt für die Veranstaltungsreihen „Tüddelkram“ und „Spielen im Bahnhof“. Diese sprechen jedoch in erster Linie Senior*innen an, die hier eine Möglichkeit zur Vernetzung sehen.

Um darüber hinaus möglichst viele Menschen zu erreichen und am Ende aus einem großen Pool an Anregungen schöpfen zu können, wurde mit Hilfe der webbasierten und barrierearmen Anwendung „Flinga“ eine digitale Ideenwand eingerichtet. Hier können Interessierte anonymisiert ihre Vorstellungen von der neuen Stadtbücherei im Löhner Bahnhof teilen, indem sie diese in Form eines Kommentars auf der Online-Pinnwand posten. Das Einbeziehen der Community bei Gestaltungsfragen steht dabei ganz im Zeichen der Partizipation und ist – mit den Worten von Mona Kriegler, der ehemaligen Leiterin des Goethe-Instituts Palästinischer Gebiete – Ausdruck einer „Politik der Wertschätzung und des Zuhörens“. Auch wir sind davon überzeugt, dass ein attraktiver Ort der Gemeinschaft nur dann entstehen kann, wenn die Bedürfnisse und Wünsche der Zielgruppe Beachtung finden. 

Der Gedanke der Partizipation kommt vor allem bei der Gestaltung der neuen Jugendbibliothek zum Tragen. Da die Stadtbücherei Löhne am derzeitigen Standort für eine separate Jugendbibliothek nicht über ausreichend Platz verfügt, stellen sich mit dem Umbau des Bahnhofsgebäudes gerade in diesem Bereich zahlreiche Herausforderungen. Aufgrund der fehlenden Erfahrungswerte ist es umso wichtiger, die Jugendlichen in den Gestaltungsprozess zu involvieren – eine Zielgruppe, deren Interessen und Bedürfnisse sehr vielfältig sind. Um diesen aber bestmöglich zu entsprechen, ist auch hier eine Befragung unabdingbar. Erklärtes Ziel ist dabei die Entwicklung einer Jugendbibliothek, die sich als attraktiver Aufenthaltsort und beliebte Anlaufstelle für die eigene Freizeitgestaltung etabliert. Sie soll sowohl als Raum zum Lernen, und damit im „klassischen“ Sinne zur Informationsbeschaffung dienen, als auch zum beliebten Treffpunkt und Veranstaltungsort avancieren. Ein Ort also, der Laut & Leise zugleich vereint.

Mit partizipativen Methoden wird das ehemalige Bahnhofsgebäude durch das Architektenbüro ‚baulampe‘ umgestaltet

An der Entwicklung einer Befragungsmethode, die sich speziell für diese Zielgruppe als ertragreich erweist, wird momentan gearbeitet. Möglich ist hier etwa die Zusammenarbeit mit örtlichen Jugendzentren. Auch eine spielerische Variante zur Ermittlung der Wünsche und Bedürfnisse der Jugendlichen ist denkbar, beispielsweise durch den Einsatz von Computerspielen. Gerade im Hinblick auf die geplante Gaming-Zone kann sich der Input der Zielgruppe nur als fruchtbar erweisen.

Auch die enge Zusammenarbeit sowie die konstante Absprache zwischen allen Beteiligten ist für die Entstehung eines Dritten Ortes im Löhner Bahnhof essenziell. Nur so lässt sich gewährleisten, dass die Vorstellungen aller an dem Prozess beteiligten Parteien berücksichtigt werden können und ein Gesamtkonzept entsteht, das den Kriterien eines Dritten Ortes gerecht wird. Aus diesem Grund stehen alle Akteure in stetem Austausch. Darunter auch das Architektenbüro ‚baulampe‘ aus Bielefeld, das sich bei dem Architektenwettbewerb durchsetzen konnte, der im Anschluss an die erste Förderphase ausgelobt wurde. Priorität aller Beteiligten ist dabei stets die Entwicklung eines Konzepts, dessen Attraktivität zukünftige Nutzergruppen überzeugt.

Fotorechte: Architektenbüro ‚baulampe‘ aus Bielefeld

Kontaktdaten:

Meike Lohmeier, Stadtbücherei Löhne, Mail: M.Lohmeier@loehne.de

Zum vorläufigen Abschluss der kleinen Blog-Serie „Im Interview zu User Experience“ berichtet Martha Ganter von der Universitätsbibliothek der TU Berlin über ihre Erfahrungen mit User-Experience-Methoden im Arbeitsalltag.

Die Universitätsbibliothek der Bauhaus-Universität Weimar betreute Praktikantin Theresa Hammer in Kooperation mit dem Lebenshilfe-Werk Weimar/Apolda e.V. Ein Beitrag von Sabrina Renate Franke, Mitarbeiterin der Universitätsbibliothek Weimar.

Im Oktober 2022 wandte sich Frank Lepp, Fachkraft für Arbeits- und Berufsförderung im Lebenshilfe-Werk Weimar/Apolda e.V. mit einer Anfrage an Heidi Körner, Mitarbeiterin der Universitätsbibliothek der Bauhaus-Universität Weimar, die unter anderem für die Betreuung von Praktikant*innen zuständig ist:
Frank Lepp betreut eine Mitarbeiterin, Theresa Hammer, die regulär in den Werkstätten für Menschen mit Behinderungen tätig ist. Dort führt sie technische Montagen aus und stellt Verpackungen für eine Firma her, die Filter- und Hydrauliksysteme vertreibt. Zudem arbeitet sie in der Werkstatt für Wäscherei. Theresa Hammer ist 24 Jahre alt, hat das Down-Syndrom und interessiert sich sehr für ein Praktikum im Rahmen der Inklusion in der Universitätsbibliothek. Sie hat bereits vielfältige Praktikaerfahrungen gewinnen können, zum Beispiel durch Praktika in der Stadtbibliothek Weimar, im Archiv des Museums für Ur- und Frühgeschichte in Weimar, im Sekretariat der Verwaltungsfachhochschule in Gotha, beim Biomarkt der Erzeuger-Verbraucher-Gemeinschaft eG Weimar (EVG, Suppenküche) und dem Büro des Lebenshilfe-Werks Weimar/Apolda e.V. (Abteilung: leichte Sprache).

Durch anschließende Vorgespräche mit Theresa Hammer und Frank Lepp wurde schnell klar, dass sie allgemein sehr zuverlässig und engagiert sowie interessiert daran war, Eindrücke aus verschiedenen Arbeitswelten auch außerhalb der Werkstätten erlangen und sich entsprechend einbringen zu können. Die Mitarbeit in einer Bibliothek habe sie sich nach eigenen Aussagen schon seit längerem gewünscht, da sie sich sehr für Bücher und auch andere verschiedene Medien sowie die Struktur und die Arbeitsabläufe einer Bibliothek interessiere.

Ein Praktikum erschien so für alle Beteiligten möglich und eine gute Chance zu sein, gegenseitig praktische Erfahrungen im Rahmen von *Inklusion sammeln zu können. Inklusion bezeichnet die gleichberechtigte Teilhabe aller Bürger*innen in allen gesellschaftlichen Bereichen. Damit wird der in demokratischen Gesellschaften als selbstverständlich angesehene Sachverhalt verbunden, dass alle Menschen- und Bürgerrechte uneingeschränkt für alle Bürger*innen gelten, also zum Beispiel auch für Menschen mit Behinderung, und dafür die notwendigen Bedingungen zu schaffen sind. 1994 wurde die Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen in das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland aufgenommen (Artikel 3, Absatz 3).

Mitte Dezember 2022 war es dann so weit und das Praktikum begann. Vom 12. Dezember bis zum 16. Dezember war Theresa Hammer in verschiedenen Bereichen der Universitätsbibliothek tätig. Nach einer Führung durch die Bibliotheksgebäude und Erläuterung der Aufgabengebiete und Arbeitsabläufe erfolgte der praktische Einsatz, zum Beispiel im Benutzungsbereich der Bibliothek. Dort gehörte es zu den täglichen Aufgaben, für eine adäquate Ordnung und Präsentation der Freihandbestände zu sorgen. Hier musste genau auf die entsprechenden Signaturen der einzelnen Medien geachtet und diese dann entsprechend eingestellt werden. Auch wurde Theresa Hammer in die Aufgaben der Mitarbeiter*innen des Magazins eingeführt. Dort arbeitete sie anschließend dabei mit, von Nutzer*innen zuvor bestellte Medien aus dem Bestand auszuheben und diese für die weiteren Schritte bis zur Bereitstellung vorzubereiten.

Sie begleitete zudem Dienste an der Servicetheke ‒ also dem Ort, an den sich die Nutzer*innen wenden, wenn sie allgemeine Auskünfte zu verschiedenen Diensten der Bibliothek, wie zum Beispiel Bestellungen, Fernleihen, Medienaufstellung in den Freihandbereichen, Ausleihmodalitäten benötigen, aber auch für Bibliotheksanmeldungen und Fragen zu bestehenden Mahngebühren, zur Reservierung von Arbeitsräumen einschließlich der Verbuchung, Herausgabe und Rücknahme dazugehöriger Türkarten. Weiterhin unterstützte sie die Abteilung Medienbearbeitung im Rahmen des Projektes »Zusammenführung des Bestandes der ehemaligen Zweigbibliothek Baustoffe/Naturwissenschaften«, indem sie planvoll bestimmte Bestände aus den Freihandregalen entnahm. Auch half sie bei der Feinsortierung von Zeitschriften im Freihandbereich.

Theresa Hammer präsentierte sich als zuverlässige, interessierte, offene und motivierte junge Frau, die gerne neue Erfahrungen macht. Dies sei ihr nicht nur beruflich, sondern auch in ihrer Freizeit, zum Beispiel als Mitglied einer Theater- und Klettergruppe oder bei der Teilnahme an verschiedenen Sportveranstaltungen, wichtig. Ein Abschlussgespräch, an welchem Theresa Hammer zusammen mit ihrer Praktikumsanleiterin Sabrina Renate Franke und dem Direktor der Universitätsbibliothek, Dr. Frank Simon-Ritz, teilnahmen, bot einen geeigneten Rahmen, die vergangenen Tage auszuwerten und Revue passieren zu lassen. Hierbei äußerten beide Seiten interessante und neue Erfahrungen gemacht zu haben und mit dem Praktikum rundum zufrieden gewesen zu sein. Zudem wurde über mögliche dauerhafte Einsatzmöglichkeiten im Rahmen der Inklusion gesprochen, die aktuell bezüglich ihrer Umsetzbarkeit noch genauer eruiert werden.

Übrigens: Heute ist Welt-Down-Syndrom-Tag unter dem Motto: Mit uns und nicht für uns. Dieser Aktionstag wurde im Jahr 2006 zum ersten Mal in Genf organisiert und findet seitdem jedes Jahr statt. Inhaltlich werden an diesem Tag weltweit Veranstaltungen organisiert, die das öffentliche Bewusstsein für die Thematik des Down-Syndroms verbessern sollen. Der 21. März ist dabei nicht zufällig gewählt, sondern hat eine spezielle Bedeutung: Er symbolisiert das ausschlaggebende Merkmal des Down-Syndroms, das dreimal vorkommende 21. Chromosom.

Theresa Hammer, Copyright: privat, 2022.

Webseite der BiblioCON mit einem historischen Stadtplan von Hannover

Vom 23. bis 26. Mai treffen sich Kolleg:innen in Hannover, um sich kennenzulernen und auszutauschen.

Auch unsere Kommission wird sich wieder beteiligen und wir freuen uns, Sie dort zu treffen.

Notieren Sie sich doch schon mal einige Termine:


„Taub, aber nicht stumm“: Gebärdensprache(n) in Bibliotheken

Konferenzraum 27/28

Mittwoch, 24. Mai, 14:00 – 16:00

Zielgruppenorientierung: Wie können wir von einander lernen oder erfinden wir das Rad immer wieder neu?

Podiumsdiskussion
Eilenriedehalle B

Donnerstag, 25. Mai, 14:00 – 16:00

Über weitere spannende Themen und Inhalte informieren wir Sie in den nächsten Wochen.

Das komplette Kongressprogramm finden Sie hier


In der kleinen Blog-Serie „Im Interview zu User Experience“ berichten Kolleginnen aus verschiedenen Berliner Bibliotheken über ihre Erfahrungen mit User-Experience-Methoden im Arbeitsalltag.

Am 25. Januar 2023 startet die kleine Blog-Serie: „Im Interview zu User Experience“ – UX-Expert*innen berichten über ihre individuellen Erfahrungen mit User-Experience Methoden im Arbeitsalltag. Zum Einstieg ins Thema bietet dieser Blogbeitrag einen kurzen Überblick.

Ein Beitrag von Martha Ganter (Stabsstelle Innovationsmanagement und Kundenmonitoring, Universitätsbibliothek der Technischen Universität Berlin)

User Experience – Was ist das?

UX heißt übersetzt Nutzererfahrung oder Nutzererlebnis. Es geht dabei primär um Erfahrungen der Nutzer*innen mit Produkten und Dienstleistungen. Die ISO-Norm 9241-210:2011 definiert UX als „Wahrnehmungen und Reaktionen einer Person, die aus der tatsächlichen und/oder der erwarteten Benutzung eines Produkts, eines Systems oder einer Dienstleistung resultieren.“[1]

So umfasst das UX alle Erfahrungsebenen visueller, auditiver, taktiler oder emotionaler Art; nicht nur die reine Usability, den aktiven Nutzungsprozess. Hier spielen alle Berührungspunkte eine wichtige Rolle, die auch im Vorfeld oder im Nachhinein liegen können.

UX als Handlungsfeld kommt ursprünglich aus dem IT-Bereich und wird genutzt, um Produkte und Dienstleistungen nutzerzentriert zu verbessern und (weiter) zu entwickeln. So gewinnt UX auch im Bibliothekswesen in den letzten Jahren immer mehr an Bedeutung, weil es einen zentralen Dreh- und Angelpunkt bildet, um Nutzer*innen und deren Bedürfnisse besser zu verstehen.

Wie kann User Experience sinnvoll genutzt werden?

Da UX die Bedürfnisse der Nutzer*innen auf allen Ebenen abbildet, ermöglicht es die Entwicklung, Verbesserung und passgenaue Optimierung von Produkten und Dienstleistungen, sofern Nutzer*innen früh in die Prozesse eingebunden werden.

Ein Beispiel für Bibliotheken ist die Befragung von Nutzer*innen in kurzen Interviews, etwa: „Warum sind Sie heute in der Bibliothek?“ oder „Würden Sie uns kurz zeigen, wie Sie die Bibliothek nutzen?“. Darüber hinaus können neue Produkte oder Dienstleistungen, z. B. ein Videochat oder ein Makerspace auf Nutzungsszenarien hin überprüft werden.

Je früher und detaillierter die Bedürfnisse der Nutzer*innen erfasst werden, desto zielführender die Entwicklung von Produkten und Dienstleistungen.

Neben den kurzen Interviews gibt es noch weitere Methoden, UX besser zu verstehen, die sich zumeist empirischen Forschungsfeldern der Befragung und Beobachtung zuordnen lassen. Von Vorteil ist, dass die meisten UX-Methoden stichprobenartig erfolgen können und keine zeitaufwändigen Vor- als auch Mit- und Nacharbeiten erfordern, weil sich bereits anhand kleiner Stichproben belastbare Aussagen treffen lassen.

Eignen sich User-Experience-Methoden für Bibliotheken?

UX-Methoden können dazu beitragen, gemeinsam mit den Nutzer*innen die Produkte und Dienstleistungen von Bibliotheken zu verbessern und weiterzuentwickeln.

Außerdem bietet UX die Chance, mit den Nutzer*innen ins Gespräch zu kommen und ein aktives Community Building zu betreiben. Dadurch wird sowohl der interne als auch externe Austausch gefördert und ein besseres Verständnis der unterschiedlichen Bedürfnisse geschaffen.

Einen Einblick in die Methodenvielfalt vermitteln die Experteninterviews mit den Kolleg*innen aus verschiedenen Informationseinrichtungen. Freuen Sie sich auf spannende Erfahrungen und Erlebnisse aus dem Arbeitsalltag.


[1] DIN e.V. (Hrsg.), DIN 9241-210:2011, 2011, S. 7.

Ein Beitrag von Rebekka Reichert, Volontärin der Universitätsbibliothek Weimar.

Am 10. November 2022 fand der dritte Workshop im Rahmen des Audits »Vielfalt gestalten« an der Bauhaus Universität Weimar statt.

Das Auditierungsverfahren wurde vom Deutschen Stifterverband konzipiert und findet über einen Zeitraum von zwei Jahren statt. Es wurde speziell auf deutsche Hochschulen und universitäre Forschungseinrichtungen ausgerichtet. Ziel des Auditierungsverfahrens ist es, »Strukturen, Instrumente und Maßnahmen zu konzipieren, um diverse Personengruppen in den Hochschulalltag zu inkludieren«.[1]

Um dieses Ziel zu erreichen, werden die Hochschulen von externen, qualifizierten Auditor*innen begleitet. Zudem werden Arbeitsgruppen zu verschiedenen Themenbereichen gebildet und es finden vier bis fünf hochschulinterne Workshops statt. In den Workshops wird den Mitgliedern aller Statusgruppen (Studierenden, Verwaltungsmitarbeiter*innen, Lehrbeauftragten, wissenschaftlichen Mitarbeiter*innen und Professor*innen) die Möglichkeit gegeben, sich einzubringen. Eine rege Beteiligung von möglichst vielen Universitätsmitgliedern mit ihren unterschiedlichen Hintergründen und Erfahrungen ist dabei essenziell, um strukturelle Barrieren und Diskriminierungen aufzudecken und abbauen zu können.

Mit der Teilnahme an einem solchen Auditierungsprozess setzen neben der Bauhaus-Universität Weimar sieben weitere Thüringer Hochschulen, darunter auch die Hochschule für Musik Franz Liszt Weimar – in Thüringen, wo die AfD bei der letzten Bundestagswahl einen hohen Anteil an Stimmen erhielt – ein wichtiges Zeichen für Vielfalt und gegen Diskriminierung.

Auch in Weimar selbst kam und kommt es immer wieder zu schockierenden Vorfällen: Regelmäßig werden Stolpersteine mit grauer Farbe übermalt, Ausstellungen oder Plakate zerstört, die sich mit Rassismus und Rechtsextremismus beschäftigen oder für Vielfalt einsetzen.[2]

Bei dem dritten Workshop des Auditierungsprozesses in Weimar wurde reflektiert, welche Fortschritte an der Bauhaus-Universität Weimar durch die Impulse der ersten beiden Auditworkshops bereits erzielt worden sind. Dazu gehören beispielsweise die Einrichtung eines Diversitätsfonds zur Unterstützung von Projekten, die sich mit Diversität, Chancengleichheit oder Antidiskriminierung auseinandersetzen, der Ausbau der digitalen Barrierefreiheit sowie die Einrichtung von WCs für alle Geschlechter. Die Teilnehmer*innen des Workshops begrüßten die bisher erzielten Fortschritte. Sie verwiesen jedoch auch die großen Herausforderungen, denen sich die Bauhaus-Universität Weimar noch stellen muss auf dem Weg zu einer diskriminierungskritischen, diversitätssensiblen Universität.

Das Feedback der Teilnehmenden aus den Auditworkshops fließt nun in die Konzeption und Formulierung einer spezifischen Diversitätsstrategie für die Bauhaus-Universität Weimar ein.

Wir können andere Universitäten und Forschungseinrichtungen in Deutschland nur ermutigen, sich einem solchen Auditierungsprozess anzuschließen, denn durch diesen Prozess werden Hochschulen als Orte der Vielfalt und des Austausches gestärkt.

Weitere Informationen: Bauhaus-Universität Weimar: Audit »Vielfalt gestalten«


[1] Diversity Audit | Stifterverband [Stand: 09.01.2023]

[2] https://www.mdr.de/nachrichten/thueringen/mitte-thueringen/weimar/nazi-pavillon-umgekippt-100.html [Stand: 09.01.2023]

Ein Beitrag von Martin Renz, Leiter der Stadtteilbibliothek Bremen-Vegesack

Einige Wochen nachdem ich meinen Dienst als Leiter der Stadtbibliothek Bremen-Vegesack angetreten hatte – meine erste Stelle in einer Öffentlichen Bibliothek – kam die Lokalzeitung auf mich zu: Sie war in der stressigen Vorweihnachtszeit auf der Suche nach den Orten der Stille im Stadtteil. „Wer einen ruhigen Ort sucht, der findet ihn bei uns“, erklärte ich dem Reporter damals voller Überzeugung.

Das ist nun fast 10 Jahre her. Damals hatte ich das Stereotyp einer Öffentlichen Bibliothek, das ich mit in den neuen Job gebracht hatte, noch nicht ausreichend mit der Realität abgeglichen. Inzwischen weiß ich es jedenfalls besser. Inzwischen hat sich auch einiges geändert. Zum Beispiel läuft in der Stadtteilbibliothek in Vegesack seit über einem Jahr Hintergrundmusik. Und das kam so:

Vor etwa zwei Jahren wurde das Bibliotheksgebäude umfänglich saniert. Unter anderem wurde in diesem Zuge auch eine neue Lautsprecheranlage installiert, die eigentlich für die üblichen Durchsagen gedacht war. Während der sanierungsbedingten Umzüge und im ersten Corona-Lockdown, als die Bibliothek für unsere Nutzer*innen geschlossen und das Bibliothekspersonal allein in seinen „heiligen Hallen“ war, haben mein Team und ich uns daran gewöhnt, dass beim Arbeiten auch Musik nebenher lief. Die Frage, ob auch unsere Nutzer*innen es gut finden würden, wenn in der Bibliothek Musik liefe, stand sozusagen schon im Raum. Also begannen wir zu experimentieren. Wir ließen probehalber verschiedene Arten von Musik – von ganz sanfter Klavierklassik über poppigen Gitarrenfolk bis hin zum „Pride Day“-Partymix – über die Lautsprecheranlage laufen und warteten ab, was passieren würde.

Einerseits haben wir für dieses Experiment ordentlich Kritik bekommen. Es waren vier oder fünf ältere Menschen, also nur wenige, die sich dafür aber umso empörter über die Hintergrundmusik beklagten. Eine Bibliothek habe ein Ort der Stille zu sein, war ihr zentrales Argument. Inzwischen wusste ich jedoch, was mein Team schon längst wusste: Diese Bibliothek ist vielleicht mal in der Mittagszeit für eine Weile ein Ort der Stille. Aber faktisch ist sie das so gut wie nie. Vormittags jubeln die Kitagruppen und Schulklassen durch die Regale und nachmittags brummt der Laden sowieso. Die stereotype „Knolle Murphy“-Bibliothek, in der man sich bloß leise flüsternd und auf Zehenspitzen bewegen darf, gab es in unserem Stadtteil nicht. Andererseits haben wir auch hin und wieder Menschen beobachtet, die die Beschallung offenbar genossen: Erwachsene, die mitsummten, Jugendliche, die sich offenbar wahnsinnig über bestimmte Lieder freuten, und gelegentlich wurde sogar die eine oder andere wippende Hüfte gesichtet.

Es gab also offenbar ein paar Leute, die unser Experiment gut fanden, und es gab ein paar Leute, die es überhaupt nicht gut fanden. Und es gab viele Nutzer*innen, an denen wir rein gar nichts Außergewöhnliches beobachten konnten. Sie kamen wie immer in die Bibliothek, stöberten wie immer in den Beständen – und äußerten sich einfach nicht von sich aus zur Hintergrundmusik. Nahmen sie es widerwillig aber schweigend hin? Oder waren das alles stille Genießer*innen? War das – für uns große – Thema mit der Musik der Mehrheit unserer Nutzer*innen womöglich egal?

Wir beschlossen, aktiv Kund*innen-Feedback einzuholen. Gut sichtbar im Eingangsbereich stellten wir für einige Wochen ein Flipchart, darauf eine Skala, die von einem glücklichen zu einem unglücklichen Smiley reichte. Wir legten einige Bögen bunter Klebepunkte dazu und baten unsere Nutzer*innen, einen Punkt an die Stelle auf der Un-/Glücks-Skala zu kleben, an der sie sich selbst im Hinblick auf die Hintergrundmusik verorteten. Daneben stand noch eine Box für Freitext-Rückmeldungen.

Im Ergebnis hatten wir lediglich sechs Punkte in der Mitte der Skala. Offenbar war das Thema vielen doch nicht so egal, wie es den Anschein hatte. Im Gegenteil, es polarisierte: 76 Punkte klebten am unglücklichen Ende der Skala – und nochmal exakt 76 Punkte beim glücklichen Smiley. Ich hatte das Gefühl, kein Stückchen schlauer zu sein als zuvor. Wenn die Meinungen so dermaßen auseinandergingen und sich noch nicht mal ansatzweise eine Mehrheit dafür oder dagegen andeutete, wie sollte ich da zu einer salomonischen Entscheidung kommen?

Die Freitextantworten unserer Nutzer*innen waren dabei auch nicht besonders hilfreich: Celine, sechs Jahre, wünschte sich Kinderlieder. Andere wünschten sich Mark Forster und Mike Singer. Es gab verschiedene Variationen von „finde ich doof“ und „finde ich toll“, die lediglich dem entsprechenden Klebepunkt sekundierten. Eine Rückmeldung bestand in dem Kompromissvorschlag, alle 15 Minuten zwischen Musik an und Musik aus zu wechseln. Das schien mir allerdings ein bisschen hektisch. Aber könnte ein Kompromiss, bei dem abwechselnd den einen Tag Musik spielte und am folgenden Tag nicht, die Lösung sein? Dann hätten wir allerdings heute die eine Hälfte unserer Nutzer*innen glücklich gemacht, die andere Hälfte unglücklich, und morgen wäre es dasselbe, nur anders herum.

Zur Entscheidung verholfen hat mir dann die Erkenntnis, dass wir nicht jede*n glücklich machen können. Das geht einfach nicht. Und das ist schon jetzt nicht so. (Trotz des unterschwelligen Anspruchs, „alles für jeden“ anbieten zu wollen.) Wenn wir Jazz-CDs aus dem Bestand nehmen, die nur noch selten von ganz wenigen Spezialisten nachgefragt werden, oder wenn wir zum Beispiel lieb gemeinte, aber für uns unbrauchbare Mediengeschenke ablehnen müssen, machen wir Menschen unglücklich.

Darauf folgte die nächste Erkenntnis, dass diese Bibliothek, die mir vor einigen Jahren anvertraut wurde, inzwischen meine ganz eigene Handschrift trägt: Welche Schwerpunkte setzen wir im Bestand? Wie präsentieren wir welche Medien? Wie vernetzen wir uns mit wem und wie gestalten wir unsere Kooperationen? Welche Außenwirkung und welche Kundenansprache streben wir an? Wie gestalten wir das Miteinander im Team? Welchen Führungsstil lebe ich und wie ist die Atmosphäre im Haus? Mir wurde klar: In jeder Ecke dieser Bibliothek steckt auch ein Stück von mir.

Und wenn ich diesem Haus ohnehin schon mit meiner täglichen Arbeit meinen Stempel aufdrücke, dann müsste ja auch – mal ohne Schere im Kopf – die Frage erlaubt sein: Wohin soll es eigentlich gehen mit dieser Bibliothek? Wofür soll sie stehen? Was ist meine Vision? Zugegeben, diese Frage verlangte mir zunächst eine gute Portion Phantasie ab. Aber recht schnell bekam diese Vision greifbare Konturen: In der besten aller Welten steckt diese Bibliothek voller Leben. Sie ist vielfältig, divers, inklusiv, offen, freundlich, aufgeschlossen. Sie ist ein Ort für Austausch und Inspiration, vielleicht auch Konfrontation, ein Ort zum Entdecken, zum (Mit-)Gestalten, ein Ort für Kreativität, zum Spaß haben und zum Wohlfühlen. Ein Ort, der spannend ist. Ein Ort, wo immer was los ist.

Und als mir das erstmal klar war, war die Frage, ob zu so einem Ort Musik passt, auch schnell beantwortet: Ja, selbstverständlich. Mehr noch: Würde an so einem Ort keine Musik spielen, würde etwas fehlen.

Seitdem läuft in der Stadtbibliothek Bremen-Vegesack also Hintergrundmusik. Wir sind unserer Vision einen Schritt näher gekommen und nein, die Besuchszahlen sind seitdem auch nicht um die Hälfte eingebrochen: Eine Hälfte unserer Nutzer*innen ist damit sehr glücklich. Die andere Hälfte hat sich daran gewöhnt und akzeptiert es immerhin. Was mein Team und ich dabei gelernt haben, ist, wie hilfreich es sein kann, ein Bild davon zu haben, wie unsere Bibliothek idealerweise sein sollte, wie sie sich „anfühlen“ soll, und welche Atmosphäre wir in unserem Haus eigentlich schaffen wollen. Am Ende ergeben derartige Überlegungen bestenfalls eine Art Lösungsfolie, die sich über knifflige Entscheidungen legen lässt. Wir können uns fragen, welche der Optionen, die uns zu Verfügung stehen, am meisten auf unsere Vision einzahlt – und uns dann mit breiter Brust genau für diese entscheiden.

Kontaktdaten:

Martin Renz, Stadtteilbibliothek Bremen-Vegesack, Mail: martin.renz@stabi-hb.de

Eine niederschwellige Kund*innen-Befragung der Bibliothek im Brauhaus Willich, Beitrag von Katrin Hufschmidt, Leiterin der Bibliothek im Brauhaus (Willich)

1. Gegebenheiten

In der Bibliothekslandschaft Willichs sind wir als Bibliothek im Brauhaus (BiB) die Juniorpartnerin. Vier kirchliche, 3 katholische und eine evangelische, Büchereien gab es schon viele Jahre bevor die Stadt sich vom Bücherbus des Kreises Viersen unabhängig machte und eine eigenen Stadtbücherei in einer Ortsrandlage auf dem Gelände einer Schule gründete. Nach gutem Start gingen die Nutzendenzahlen über die Jahre immer weiter zurück. Auch die Zusammenarbeit mit den beiden direkt angrenzenden Schulen fruchtete nicht, so stand die Stadt schließlich vor der Wahl, die Stadtbücherei nach 25 Jahren wieder zu schließen oder mit einem neuen Konzept, die Bibliothek als 3. Ort und niederschwelligem Zugang zur Informationsgesellschaft und an einem neuen Standort neu zu starten. Dies wurde 2018 auf den Weg gebracht. Im September 2019 wurde die neue Bibliothek im Brauhaus im Kern des Stadtteils Schiefbahn in einer ehemaligen Gaststätte eröffnet. Zwar wurde das alte Mobiliar mit umgezogen, aber das Architekturbüro UKW aus Krefeld hatte neue Akzente mit einzelnen neuen Möbeln gesetzt.

Die BiB hat ca. 11.000 Medien, 35 Wochenöffnungsstunden und 3 Mitarbeiterinnen. Der Zugang ist niederschwellig, es werden keine Jahres- oder Ausleihgebühren erhoben.

Meine erste Amtshandlung als neue Leiterin bestand darin, innerhalb von acht Wochen einen Antrag auf Fördermittel für eine Neumöblierung und ein Marketingkonzept an das Land NRW zu formulieren, der 2020 positiv beschieden und bis Mai 2021 auch umgesetzt wurde.

2. Niederschwellige Mitwirkung der Kundschaft an der Ausgestaltung der neuen Bibliothek im Brauhaus

2.1 Befragung

Da ich meine neue Kundschaft und ihre Ideen noch nicht kannte, und es einen Neustart geben sollte, der Bibliothek und Nutzende näher zusammenbringen sollte, kam ich auf die Idee, eine niederschwellige Besuchenden-Befragung durchzuführen. Zeit für einen Design-Thinking-Prozess gab es nicht. UKW hatte für die Zwischenzeit große Holzpaneele an den Wänden installiert, die für diese Befragung genutzt werden konnten.

An den Holzwänden wurde die Frage „für die neue Stadtbibliothek wünsche ich mir“ angebracht und unbeschriftete Moderationskarten und Stifte bereitgelegt. Die Frage war bewusst offen gehalten, um dem offenen Konzept Rechnung zu tragen. Das bedeutet, dass Wünsche zu allen Belangen, Möblierung, Räumen, Bestand und Veranstaltungen geäußert werden konnten. Alle Besuchenden des Hauses wurden angesprochen, doch bitte ihre Wünsche zu äußern und schriftlich auf den Karten zu notieren. Da während des Befragungszeitraumes zwei Stadtfeste stattfanden, an denen die BiB geöffnet war, gaben auch Nicht-Kund*innen ihre Wünsche ab.

Eine Antwort auf den jeweiligen Wunsch erfolgte auch über diese Wand. Hier wurde unterschieden nach kurzfristig zu erfüllenden Wünschen, wie Medientiteln, mittelfristigen, wie nach neuen Bestandgruppen, längerfristigen, wie Möblierungs- und Veranstaltungswünschen und nicht erfüllbaren Wünschen. Jeder Wunsch bekam eine Antwort incl. Umsetzungstermin.

2.2 Auswertung:

Insgesamt wurden in acht Wochen 117 Wünsche geäußert. Das mag wenig erscheinen, aber da die Befragung für das BiB-Team komplettes Neuland war, waren wir ganz zufrieden. Sowohl Titel- und Medienwünsche als auch Wünsche nach neuen Medienarten (Tonies, Mangas) wurden geäußert. Außerdem wurden Wünsche zu Veranstaltungen (Buchclub, Quizabend, Vorlesen für Kinder), Möblierung (Kinderleseecke, Sitzsäcke) und Ausstattung (besseres Licht, WLAN) notiert.

Zudem wurden Wunschzettel mit Lob für die neuen Räumlichkeiten und das Team aufgehängt.

Medienwünsche wurden in der Regel positiv beschieden, solange Etat vorhanden war und sie in das Bestandsprofil passten. Der Wunsch nach Tonies (Erstbestand) wurde erfüllt, sie erfreuen sich, wie in allen Bibliotheken, einer sehr hohen Beliebtheit. Der Wunsch nach Mangas ist noch offen. Wenn Mangas angeschafft werden, müssen wir mehrere Reihen anschaffen und diese möglichst vollständig. Das bindet viel Etat für alte Ausgaben.

Die Wünsche nach Veranstaltungen konnten wir alle erfüllen. Aus den Wünschen haben wir jetzt drei Veranstaltungsreihen entwickelt:

– die Reihe BiB-Quiz mit einem vierteljährlich stattfindenden Kneipenquiz, startete noch 2019

– die Reihe BiB-Buchclub, zwei Lesekreise treffen sich monatlich in der BiB, startete im Januar 2020 und

– die Reihe Vorlesen mit BiBi und Emmi. BiBi und Emmi sind die Maskottchen der Kooperationsveranstaltung mit der Bücherei der Emmaus-Kirchengemeinde. Monatlich findet ein Vorlesenachmittag für Kinder wechselnd in beiden Bibliotheken statt. Der Start der Reihe war für das Frühjahr 2020 geplant, konnte aber wegen Corona nicht stattfinden. Im Mai 2022 konnte das Vorlesen zum Glück endlich starten.

Die Wünsche, die bezüglich der Möblierung und der Räumlichkeiten geäußert wurden, wie WLAN, besseres Licht in allen Räumen, gemütliche Sitzecken, Sitzsäcke usw. wurden den Innenarchitekten mitgeteilt und von diesen in die Planung integriert. Sie alle konnten umgesetzt werden und tragen so zum neuen Ambiente der BiB bei. Besonderer Clou sind die Kinderstühle. UKW stellte unterschiedliche Möglichkeiten für die Bestuhlung vor. Wir gaben die Vorschläge in eine Kita und die Kitakinder entschieden sich für ein Modell, welches dann angeschafft wurde: Diese Stühle sind ein Highlight in der Kinderbücherei, sowohl Eltern und Kinder, als auch Kolleg*nnen aus anderen Bibliotheken sind begeistert.

Auch wir Mitarbeiterinnen hatten natürlich Wünsche für die neue BiB. Das betraf hauptsächlich die Regalgestaltung und die Gestaltung einzelner Bereiche. Auch diese Wünsche wurden komplett umgesetzt.

3. Fazit

Mein Fazit, dass ich aus der niederschwelligen Befragung der Bibliotheksnutzer*innen ziehen:

– Zum einen: Die Abfrage und die Umsetzung der Kund*innenwünsche tragen zu einer positiven Identifizierung mit dem Haus bei. Die Menschen fühlen sich mit ihren Bedürfnissen ernst genommen und sehen, dass wir für sie da sind. Selbst wenn ein Wunsch einmal abgelehnt werden muss, erfahren sie durch die begründete Ablehnung Wertschätzung.

– Zum zweiten: Das Feedback der Menschen, die in die BiB kommen, ist ausschließlich positiv! Alle umgesetzten Wünsche werden gut angenommen, die Mitwirkung der Kundschaft wirkt sich positiv auf die Nutzung der Bibliothek aus. Wir haben gemeinsam mit den Bürger*innen den schönsten Wohlfühlort der Stadt Willich geschaffen und füllen ihn mit Leben.

– Zum dritten: Wir haben den Befragungsprozess verstetigt und eine sogenannte „Wunschkarte“ eingeführt. Diese fragt ganz allgemein Vorschläge für die BiB ab. Die Besuchenden können jegliche Vorschläge für Medien, Veranstaltungen usw. äußern und bekommen immer eine Antwort.

Unterm Strich: Unsere niederschwellige Kund*innen-Befragung hat sich gelohnt! Mit wenig Aufwand haben wir ein nachhaltig positives Ergebnis erzielt. Wir werden diese Art der Befragung sicher weiterhin anwenden.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen Spaß am Dialog mit Ihren Nutzenden! Denn für die sind wir da!

Kontaktdaten:

Katrin Hufschmidt, Bibliothek im Brauhaus, Mail: katrin.hufschmidt@stadt-willich.de