Beitrag von Anne-Kathrin Lindner, Mitarbeiterin Bibliothek als Lern- und Erfahrungsraum, Stadtbibliothek im Bildungscampus Nürnberg
Die beiden Kollegen sind an diesem heißen Tag Anfang Mai ganz schön am Schwitzen. Ungefähr dreißig Metallboxen haben sie heute vom Dachboden geholt. Über 100 sind schon da und stehen säuberlich aufgereiht in mehreren Regalen, die zu einem Art Raum im Raum zusammengestellt wurden. Eigentlich sind diese Boxen zum Aufbewahren von Zeitschriften gedacht. Aber hier werden sie für die neue Themenwelt der Stadtbibliothek Nürnberg zweckentfremdet. Die Themenwelt heißt „Brandgefährlich – Über Verbote, Vernichtung und Zensur“ und findet anlässlich der sich zum 90. Male jährenden Bücherverbrennung statt. Aus den mit den Boxen bestückten Regalen entstand ein kleiner Raum, der nun als Ausstellungsfläche genutzt wird und gleichzeitig ein Symbol für die bedrückende Situation von verfolgten, ausgegrenzten und verfemten Autor*innen ist.
Die Themenwelt ist ein – mittlerweile nicht mehr ganz neues – Format der Stadtbibliothek im Bildungscampus Nürnberg. Ersonnen wurde sie vor zwei Jahren von der damals neuen Leiterin der Stadtbibliothek Zentrum, Eva Deeg, die den Auftrag hat, diese Bibliothek zu einem Lernort und Erfahrungsraum weiterzuentwickeln. Und das genau ist die Themenwelt: Ein Lernort und Erfahrungsraum, der die Nutzenden der Stadtbibliothek dazu anregen soll, neue Dinge zu entdecken, den Horizont zu erweitern und sich begeistern und überraschen zu lassen. Mehrmals im Jahr eröffnen die „Themenwelten“ zu einem bestimmten Thema neue Sichtweisen und Welten. Dabei sind die Themen zumeist so gewählt, dass man sie gar nicht in einer Bibliothek vermuten würde. Es ging schon um „Röcke, um „Kaffee“ und um das Thema „Wohnen“. Aber auch um „Literatur ist weiblich“ und das Thema „Bibliotheken im Wandel“. Die Themen sind nicht vorgegeben, sondern laufen den Macherinnen oft einfach über den Weg. Das Thema „Kaffee“ zum Beispiel in einem Fernsehbeitrag, in dem es um Kaffee als legale Droge und Antreiber für die Industrialisierung ging.
Mittlerweile hat sich auch der Veranstaltungstechniker der Stadtbibliothek eingefunden und installiert Scheinwerfer in dem kleinen Raum. Am Tisch daneben sitzt eine Mitarbeiterin und beschriftet in rotes und schwarzes Packpapier eingepackte Bücher mit Namen von verfolgten Autor*innen. Diese werden dann von einer weiteren Mitarbeiterin in den Zeitungskästen angeordnet, kritisch beäugt und, wenn nötig, neu sortiert.
Eine „Themenwelt“ besteht immer aus zwei Bausteinen: Einer Ausstellung, in der neben Exponaten zur Wissensvermittlung auch die Möglichkeit für die Besuchenden besteht, sich mit interaktiven Elementen und Aktionen zu beteiligen. Das kann einmal ein Puzzle zu schreibenden Frauen im Mittelalter oder eine Selfie-Station mit einer Rockkonstruktion sein. Immer auch gibt es ein Element, bei dem die Besuchenden ein Feedback geben können, anhand dessen gesehen werden kann, ob die Ausstellung wahrgenommen wird. Bei der Ausstellung zum Thema „Literatur ist weiblich“ gab es zum Beispiel eine Aufstellung von Büchern auf der einen Seite von Autorinnen und auf der anderen Seite von Autoren. Die Frage dazu lautete „Haben Sie es gelesen?“ und es konnte ein Strich gemacht werden, bei dem Buch, das gelesen worden ist. Das führte zu wilden Diskussionen vor der Tafel und auch zu Neuvorschlägen von vergessenen Schriftsteller*innen. Am Ende gab es über 100 Beteiligungen auf dem Whiteboard.
Neben der Ausstellung wird auch ein vielfältiges Veranstaltungsprogramm mit Vorträgen, Diskussionsrunden, aber auch mit Formaten wie einem philosophischen Nachtcafé oder einer Modenshow angeboten. Hier sollen die Teilnehmenden die Gelegenheit haben, sich vertiefter mit einem Thema auseinanderzusetzen.
Für die Themenwelt „Brandgefährlich“ gibt es dieses Mal ein besonders umfangreiches Veranstaltungsprogramm. Neben Vorträgen zur Bücherverbrennung in Nürnberg, über verfemte Schriftsteller*innen und entartete Musik, über Zensur im Mittelalter und Fake-News, kommt auch der ehemalige SZ-Chefredakteur Heribert Prantl zu Besuch, um über die Pressefreiheit in Deutschland zu reden.
Die „Themenwelt“ wird somit zu einem wechselnden, multi-optionalen Erfahrungsraum, der ein Thema in vielfältigen Kontexten erlebbar macht. Die Medien der Stadtbibliothek werden passend zur jeweiligen Themenwelt in einen neuen Zusammenhang gesetzt und präsentiert.
Auch in der aktuellen Themenwelt gibt es eine Medienpräsentation, mit Büchern von verfolgten Autor*innen, über Zensur und z.B. Harry Potter, der in Saudi-Arabien verboten ist. Herzstück der Ausstellung sind aber (Audio-)Portraits über verfolgte Schriftsteller*innen im „Dritten Reich“. Diese kann man entweder über einen QR-Code auf einer Website abrufen oder über die neue LiteraTourenApp (Link auf: LiteraTouren – Apps bei Google Play) des Bildungscampus.
Die „Themenwelten“ werden abteilungsübergreifend – jeweils in einer AG – konzipiert und umgesetzt. Auf diese Weise entstehen auch für die Mitarbeitenden neue Erfahrungsräume und ein ausgezeichnetes Team-Building. Über gemeinsame Bastelstunden bis hin zu der Suche nach besonders ausgefallenen Ausstellungsstücken auf den Dachböden und Kellern verschiedener Nürnberger Institutionen, hatten die Mitarbeitenden bisher die Gelegenheit, gemeinsame Erfahrungen zu sammeln. So gab es eine Besichtigung der Katakomben des Nürnberger Tiergartens auf der Suche nach „Tierhäusern“ oder es wurde im Fundus des Nürnberger Opernhauses nach besonders schönen Röcken aus allen Epochen gestöbert.
Dabei lebt die Themenwelt besonders von den Ideen der Mitarbeitenden. Je einfallsreicher sie sind, desto spannender wird die Ausstellung und das Veranstaltungsprogramm. Anfangs liefen die Themenwelten etwas schleppend – sowohl beim Publikum als auch bei den Mitarbeitenden – an. Das lag wohl auch daran, dass die erste Themenwelt während der Covid-19 Pandemie startete. Aber, das Format musste sich auch erst durchsetzen. Mittlerweile sind sowohl Besucher*innen, als auch Mitarbeitende vor allem begeistert von der Ausstellung und auch viele der Veranstaltungen sind gut besucht oder gar ausgebucht.
Die Ausstellung „Brandgefährlich – über Verbote, Vernichtung und Zensur“ lief vom 11. Mai bis zum 31. Juli in der Stadtbibliothek Zentrum in Nürnberg. Mittlerweile gibt es dort noch bis zum 17. Dezember die Themenwelt „Anatomisch korrekt – was uns im Inneren zusammenhält“ zu sehen.
Weitere Infos unter: Die Themenwelten in der Stadtbibliothek Zentrum – Stadtbibliothek (nuernberg.de)
Kontaktdaten:
Anne-Kathrin Lindner, Mitarbeiterin Bibliothek als Lern- und Erfahrungsraum, Stadtbibliothek im Bildungscampus Nürnberg, Mail: Anne-Kathrin.Lindner@stadt.nuernberg.de
Als dbv-Kommission »Kundenorientierte und inklusive Bibliotheksservices« konnten wir die 111. BiblioCon 2023 in Hannover durch verschiedene Veranstaltungen mitgestalten. Hier ein kleines Resümee unserer Aktivitäten:
Vortrag »Taub aber nicht stumm – Gebärdensprache in Bibliotheken«
Gemeinsam mit der dbv-Kommission »Bibliotheken und Diversität« organisierten wir die Veranstaltung »Taub aber nicht stumm – Gebärdensprache in Bibliotheken«, die am 24. Mai 2023 stattfand. Damit gab es zum ersten Mal auf einem Bibliothekskongress eine Veranstaltung, die in Gebärdensprache durchgeführt und die simultan von zwei Gebärden-Dolmetscherinnen für das Publikum übersetzt wurde. Als Referentin konnte Katja Fischer von FISCHSIGN (http://www.fischsigns.de) gewonnen werden, die uns über gesetzliche Grundlagen, politische Ziele, praktische Erfahrungen und positive Beispiele aufklärte. So besteht oftmals für gehörlose und taubstumme Personen die erste Hürde bei der Nutzung einer Bibliothek darin, sich dort überhaupt anzumelden. Es gibt mittlerweile Einrichtungen, die Führungen für diese Zielgruppe anbieten, Oftmals entstehen diese Angebote, da sich einzelne Bibliotheksmitarbeiter*innen dieser Aufgabe aus persönlichem Interesse annehmen. Das sind meist Einzelfälle und institutionalisiert ist diese Anforderung für die Barrierefreiheit in Bibliotheken noch längst nicht. Eine Idee, die ebenfalls geteilt werden sollte, ist der von einigen Personen praktizierte Gebärdensprache-Trainingskurs mittels eines Bildungsurlaubes. Auch der Einsatz von tauben Expert*innen wird empfohlen, um an der richtigen Stelle anzusetzen und den Service für taubstumme und höreingeschränkte Personen zu verbessern. An der von Anne Sieberns (Deutsches Institut für Menschenrechte, Berlin) moderierten Veranstaltung nahmen etwa 80 Personen teil. Und schon nach wenigen Augenblicken der Veranstaltung war klar, dass es viel häufiger Angebote geben sollte, die auch taubstummen Menschen durch gedolmetschte Gebärdensprache zugänglich sein sollten. Insgesamt ist der Gehörlosenkultur mehr Aufmerksamkeit – sei es in Bibliotheken, sei es im gesellschaftlichen Leben überhaupt – zu schenken, um das Recht auf Teilhabe für alle Menschen sicherzustellen. Bibliotheken sind hier ein wichtiger Ort des Zuganges und der Vermittlung von Bildung.
Podiumsdiskussion »Zielgruppenorientierung: Wie können wir voneinander lernen oder erfinden wir das Rad immer wieder neu?«
So vielfältig wie unsere Gesellschaft, so vielfältig sind auch die Anforderungen, Erwartungen und Bedarfe verschiedener Zielgruppen an unsere Einrichtungen. Über die damit verbundenen Fragen und Erfahrungen sprach Dr. Anke Quast (UB der TU Berlin, Mitglied der dbv-Kommission) mit Britta Schmedemann (Stadtbibliothek Bremen), Dr. Claudia Streim (Herzogin Anna Amalia Bibliothek Weimar), Christiane Felsmann (dzb lesen Leipzig, Mitglied der dbv-Kommission) und Sina Menzel (UB der TU Berlin) am 25. Mai 2023 in der Eilenriedhalle B.
Durch die Diskutantinnen auf dem Podium kamen unterschiedliche Aspekte von Zielgruppenorientierung zur Sprache. So sei es ein Unterschied, ob eine Serviceleistung für oder mit einer Zielgruppe entwickelt werde; die Akzeptanz und Wertschätzung für Angebote steigen, wenn Bibliothek und Nutzer*innen gemeinsam handeln. Es ist aber auch immer zu bedenken, dass keine Bibliothek nach dem Motto »Wünsch Dir was« agieren kann, sondern deren Möglichkeiten zu bedenken sind. Auch das Gewinnen neuer Zielgruppen durch erweiterte, zeitgemäße Formate wurde thematisiert. Bibliotheken benötigen demnach beständig Impulse, um sich – neben der Kontinuität und Verlässlichkeit von Angeboten – neu auszurichten und veränderte Bedarfe zu erkennen. Folglich ist ein agiles Bibliotheksteam gefragt, das sich diesen permanenten Veränderungsprozessen stellt. Und so manche Fortbildungsformate sind in manchen Einrichtungen verpflichtend, wie beispielsweise Diversity-Schulungen oder ein Onboarding Barrierefreiheit, wenn neue Kolleg*innen starten. Sich den Ängsten und Fragen zu stellen, eine Fehlerkultur zu entwickeln und anderen Personen gegenüber empathisch zu sein, durch all das können Erfolgsmomente entstehen und das Selbstverständnis von Bibliotheken sowie die Selbstwirksamkeit von Bibliotheksmitarbeiter*innen gestärkt werden. An dem spannenden Gespräch, bei dem die Diskutantinnen aus ihrem breiten Erfahrungsschatz offen und engagiert berichteten, nahmen etwa 200 Personen teil.
»Voll engagiert und kompetent«
Am 24. Mai 2023 stellten wir unsere Kommission sowohl am Stand der Kommissionen als auch als eine von 14 dbv-Kommission im sogenannten »Freiraum« vor. Der Austausch mit den Kolleg*innen der anderen Kommissionen, ihre Arbeitsfelder und Ziele sind für uns immer wieder bereichernd.
Wir danken nochmals allen Personen auf das Herzlichste, die uns in diesem Jahr tatkräftig mit ihren Ideen, Positionen und Vorschlägen unterstützt haben. Und bereits jetzt überlegen wir, welche Themen wir im kommenden Jahr bei der 112. BiblioCon in Hamburg platzieren werden. Auch darum wird es bei unserem morgen beginnenden, zweitägigen Kommissionstreffen in Berlin gehen. Wir halten Euch & Sie auf dem Laufenden.
Die „andere“ Bibliotheks-App, Beitrag von Maike Lins, Leiterin des Sachgebietes Digitale Services der Stadtbüchereien Düsseldorf
Seit November 2022 können Bibliotheksbesuchende in der Zentralbibliothek der Stadtbüchereien Düsseldorf eine neue App nutzen. Die „Stadtbüchereien Düsseldorf App“ sorgt vor Ort für ein besonderes Erlebnis: die App eröffnet eine neue, virtuelle Nutzungsebene, indem sie den Ort Bibliothek mithilfe der Augmented Reality (AR) Technologie um virtuelle Elemente erweitert. Diese dienen Nutzenden dazu, sich durch die Bibliothek leiten zu lassen – zu Räumen, Veranstaltungsorten oder Medienstandorten – oder eigene Aktivitäten im Raum digital sichtbar und auffindbar zu machen.
Idee und Strategie
Die Idee zu einer App entstand bereits 2018, mit Teilnehmenden eines Pen & Paper Hackathon im Rahmen der Smart City Challenge[1]. Teilnehmende aus Bereichen Web-Programmierung, Kommunikation und Kulturwissenschaften bearbeiteten das Thema aus der Kundensicht und entwickelten einen ersten Funktionsrahmen für eine App. Konkretisiert zu einem umsetzbaren Vorhaben, ausgearbeitet und verfeinert wurde der Impuls dann durch das Team der Zentralbibliothek Düsseldorf. Dies erfolgte innerhalb eines landesmittelgeförderten Projekts erfolgen, das mithilfe einer Gruppe von Expert*innen die umzusetzenden Elemente einer groß angelegten Digitalstrategie festlegte.
Zum damaligen Zeitpunkt war die Ende 2021 neu eröffnete Zentralbibliothek der Stadtbüchereien Düsseldorf noch in der Bauphase und sollte mithilfe dieses vorbereitenden Projekts und der dann folgenden Umsetzungsphase dazu beitragen, die Zentralbibliothek zu einem Innovationsträger für digital-analoge Strategien zu positionieren, ein Leuchtturm aktueller Bibliotheksplanung zu werden und den erwarteten hohen Kundenanforderungen zu genügen.
Die Entwicklung verschiedener neuer digitaler Self Services ein wichtiger Ankerpunkt des Gesamtangebots im neuen Haus.
Umgesetzt wurden die geplanten Bestandteile in den Jahren 2020 bis 2023. Dank der Förderung durch das Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen wurde hier ein vielteiliges Portfolio an neuen Diensten realisiert, deren Mittelpunkt die App bildet.[2]
Der Slogan der Zentralbibliothek lautet „Menschen, Bücher, Räume“. Die App deckt inhaltlich Funktionen für alle diese Elemente ab: die Orientierung in der weitläufigen Bibliothek, das Finden von Veranstaltungen und Räumen, das Erleben des Ortes und Treffen von Menschen stehen im Zentrum der Funktionen. Auch ein zusätzlicher Zugang zur Reservierung von Lernräumen oder 3D-Drucker sowie die Nutzung des Chatbots der Stadtbüchereien werden über die App möglich sein.
Die große Besonderheit:
Die Funktionen sind mit dem Gedanken „hier und jetzt“ konzipiert worden – die App erschließt den Raum und fördert Interaktion von Menschen, die sich jetzt gerade, im Moment des eigenen Aufenthalts, dort befinden.
Der vornehmliche Gedanke bei der Entwicklung:
Ein Angebot mit aktuellen Technologien zu schaffen, das den Bibliotheksraum digital erlebbar macht und gewohnte Services mit neuen ergänzt. Datensparsamkeit, möglichst barrierearme Nutzung und Einfachheit stehen bei allen Funktionen im Mittelpunkt. Auf die Abbildung klassischer Dienste wie einem Online-Katalog wird dabei ganz bewusst verzichtet.
Kernfunktionen
Die Grundfunktionen der Anwendung sind
- Orientierung und Navigation im Raum,
- Aktivitäten: Begegnen und Kommunizieren,
- Animationen: Entdecken und Erleben.
Bestimmendes Element der App ist die Nutzung von Augmented Reality (AR) für alle Kernfunktionen.
Augmented Reality bedeutet, dass eine reale Umgebung, betrachtet durch die Kamera eines Mobilgeräts, durch Computerelementen angereichert wird. In der Stadtbüchereien Düsseldorf App blickt man „live“ in den Raum der Zentralbibliothek, und es werden zusätzliche Informationen wie Navigationspfeile oder Animationen in das Kamerabild eingeblendet. Die virtuellen Elemente sind dabei an den jeweiligen Kontext angepasst: an verschiedenen Orten im Raum gibt es unterschiedliche Animationen oder bewegte 3D-Bilder.
Exkurs: Technologie
Die Technologie, die dies erreicht, ist ein Alleinstellungsmerkmal: Das Entwicklerteam der Firma Exponential Dimensions bediente sich des Software Development Kit der finnischen Firma Immersal©; dieses stellt alle Tools bereit, um mit Methoden der Photogrammmetrie ein digitales Abbild des Bibliotheksraums zu schaffen: Aus Scandaten entsteht ein virtueller Zwilling. Innerhalb dieses Daten-Raums werden Räume, Medienstandorte, Zusatzinformationen und Animationen von den Entwicklern verortet und so für die AR-Sicht an bestimmten Punkten verfügbar gemacht.
Damit sich Nutzende mit ihren Geräten durch die Bibliothek navigieren lassen können, ist es erforderlich, dass die App die jeweilige Position des verwendeten Geräts im Raum bestimmen kann. Für diese Lokalisierung und Identifikation der Position wird als technische Infrastruktur die Multiplayer-Engine des Herstellers Photon verwendet. Diese erlaubt es, über die Vergabe von anonymisierten IDs auf datensparsame Art Position verschiedener Geräte entweder zueinander (bei der Funktion Aktivitäten) oder zu Räumen oder Animationen bestimmen.
Exponential Dimensions nutzt in der Zentralbibliothek damit aktuellste Technologie, die sowohl innovativ als auch experimentell ist. In dieser Größenordnung ist sie zu diesem Zweck zuvor noch nicht benutzt worden, so dass die Stadtbüchereien damit Neuland betreten haben – und dies nicht nur für die Bibliothekswelt.
Dies hatte seine ganz eigenen Herausforderungen: während der Entwicklungszeit erforderte es ein hohes Maß an Kreativität, Lösungsorientierung und Flexibilität bei allen Projektbeteiligten, ebenso wie ausgiebiges Testen und Ausprobieren. Dies beinhaltete auch das Testen von Menü und Funktionen mit zukünftigen Nutzenden, um ein attraktives und ein für möglichst viele Nutzergruppen leicht zugängliches Angebot zu schaffen.
Die Funktionen im Detail
AR-Kernfunktion Navigation
Die Navigationsfunktion ist das wesentliche Element in der App. Sie dient Nutzenden zur Orientierung im Raum und hilft beim Finden von Signatur- und Themenstandorten, Räumen und Veranstaltungsorten.
Über die Auswahl eines Raums aus einer bebilderten Übersicht, durch Eingabe einer Signatur oder eines Themas wird die Navigationsfunktion aktiviert und leitet zum entsprechenden Ort. Bei aktiver Navigation wird auf dem Gerätebildschirm ein beweglicher Pfeil eingeblendet, der den Weg weist; als begleitendes Element führt ein Avatar des humanoiden Roboters Pixi Pepper die Nutzenden zum gesuchten Ort und teilt dort mit, dass man angekommen ist. (s. folgendes Bild)
Die navigierbaren Bereiche und Themen speisen sich aus den Inhalten der Klassifikation und wurden für diesen speziellen Einsatzzweck überarbeitet. Die Prämisse war hier, die Kundensicht einzunehmen und verständliche Begriffe zu verwenden. Zur Anpassung der hinterlegten Begriffe hat das Team Zugriff auf ein webbasiertes Verwaltungsportal.
AR-Kernfunktion Aktivitäten
Die Funktion Aktivitäten schafft per App eine Möglichkeit der Vernetzung, belebt den Ort der Bibliothek als Treffpunkt, befördert Kommunikation und das aktive Schaffen von Netzwerken. Hiermit hat jede*r Nutzende die Möglichkeit, per App ein Gesuch oder Angebot in den Raum der Bibliothek zu setzen und sich für andere damit sichtbar und erreichbar zu machen. Das kann z.B. die Suche nach einem zweiten Schachspielenden, ein Aufruf an Lernpartner*innen oder der Wunsch nach Austausch zu einem aktuellen Buch sein.
Wer so ein Gesuch eingestellt hat, aktiviert die Einblendung eines AR-Diamanten am eigenen Standort, den andere im Bibliotheksraum entdecken können. Ebenso ist das Erkunden der aktuellen Aktivitäten über eine Liste möglich. Eine Blacklist im Hintergrund stellt sicher, dass unerwünschte Begriffe nicht verwendet werden können. Eine Meldefunktion unterstützt Nutzende dabei, auffällige Aktivitäten beim Bibliotheksteam zu melden.
AR-Kernfunktion Animationen
Ein Teil des App-Erlebnisses sind nicht nur funktionale Einheiten, sondern auch Erlebnis- und Überraschungsmomente, die die Bibliothek zu einem noch besondereren Ort machen. An verschiedenen Stellen der Zentralbibliothek finden Nutzende beim Rundgang mit der App AR-Animationen und zusätzliche Informationen: ein Sonnensystem im Eingangsbereich, der fließende Rhein und ein Wald mit Tieren in der Kinderbibliothek, oder ein schmetterlingsumschwärmter Baum im Lesefenster. Diese betonen das spielerische Element der App und laden ein, die Bibliothek zu erkunden. Auch bieten sie für Personen, die bisher noch nicht mit AR-Effekten vertraut sind, die Option, sich in vertrauter und geschützter Umgebung mit den Möglichkeiten bekannt zu machen.
Zur Vermittlung eigener Dienste oder anderer Informationen bieten die Animationen auch virtuelle Plakatwände an drei Stellen der Bibliothek. Das Team kann die Inhalte dieser Panels über das Verwaltungsportal eigenständig bestimmen. So gibt es beispielsweise auf einem Panel bei den Publikumszeitschriften, die Möglichkeit, aus der App heraus die digitalen Angebote zu erkunden. An anderen Stellen werden Inhalte zu gerade laufenden Ausstellungen vermittelt oder das Veranstaltungprogramm in der App zum Download angeboten. Auf den Panels wird der Inhalt über das Verwaltungsportal je nach Bedarf hinzugefügt, so dass gezielt auch Vermittlungsdienste und Informationenangeboten werden können.
Die Kernfunktionen werden ergänzt durch Zugänge zum Raumreservierungssystem, zum Chatbot und zu den Veranstaltungen in der Zentralbibliothek. Als weitere Funktionen bietet die App einen Raumplan der Zentralbibliothek mit Signaturgruppen und Liste mit den Standorten der Zweigstellen mit Link zur bevorzugten Karten-App.
Die AR-Kernfunktionen sind ausschließlich in den Räumen der Zentralbibliothek zu nutzen und können auch nur dort aktiviert werden. Alle weiteren Funktionen, die Nutzende im Menü finden, sind auch außerhalb der Räume zu nutzen.
Erfahrungen
Ein erfolgreiches Digitalprojekt wie die Bibliotheks-App lässt den gewünschten und notwendigen Imagewandel von Bibliotheken sichtbar werden und bricht in positiver Weise mit Erwartungen. Den gängigen Bibliotheksklischees wird so in der Zentralbibliothek im KAP1 mit der App als ein Element einer zeitgemäßen Digitalstrategie entgegengewirkt. Das dies gelungen ist, zeigt u.a. die internationale Anerkennung durch die Auszeichnung mit dem renommierten Auggie Award als „Best Consumer App“. Dieser Award ist die weltweit anerkannteste Auszeichnung der AR- und VR-Branche.
Die Erfahrungen zeigen, dass Nutzende sich über die modernen Funktionen der App erstaunt und begeistert zeigen, auch wenn immer einmal wieder mit der „klassischen Bibliotheks-App“ gerechnet wird. Gerade die Tatsache, dass unsere App mit den gängigen Services und Kontofunktionen keine Schnittmenge hat, sondern ganz für sich steht, macht es in Kundengesprächen aber leicht, das Spezielle der App zu vermitteln.
Trotz des intuitiven Designs und des eingebauten Tutorials, ist eine aktive Vermittlung aber nicht zu vernachlässigen. Ein Infostand im Eingangsbereich und regelmäßige Veranstaltungen zum Kennenlernen decken dies im Haus ab.
Ebenso ist auf das aktive Hinweisen an die Besuchenden im Rahmen der Gespräche an Info- und Servicetheken nicht zu verzichten. Dies setzt selbstverständlich voraus, dass das gesamte Bibliotheksteam inhaltlich an Bord ist und über Entwicklung und Änderungen auf dem Laufenden gehalten wird.
Die Entwicklung einer App, zumal in Hoch-Zeiten der Pandemie und parallel zu Bau und Umzug in die neue Zentralbibliothek, barg an vielen Stellen Herausforderungen. Durch den angestrebten hohen Innovationsgrad handelt es sich bei der Stadtbüchereien App um eine von Grund auf neu entwickelte Anwendung, die nicht auf vorhandene Services oder Systeme aufbaut. Dadurch
ergab sich nicht nur eine verstärkte Notwendigkeit zu erproben, sondern auch ein erhöhter Kommunikationsbedarf. Transparenz, Klare Kommunikation, Wissensmanagement, und nicht selten Penetranz und Hartnäckigkeit sind von allen Seiten unbedingt vonnöten, um im Spektrum der vielseitig in Verbindung stehenden neuralgischen Stellen Bibliothek, IT, Rechenzentrum, städtische Ämter, Dienstleister, Entwicklerfirma und vielen mehr das Ziel aufrecht zu erhalten und die Veröffentlichung der Anwendung zeitgerecht zu ermöglichen.
Die innovativen Elemente der „Stadtbüchereien Düsseldorf App“ erfordern für die Nutzung von AR aktuelle Hardware. Während Mindestvoraussetzung die Betriebssystem iOS 10 und Android 9 sind, und ein Blick auf Marktdurchdringung vermuten lässt, dass eine kritische Menge an Menschen über diese verfügt, kommt es erfahrungsgemäß – trotz der Verfügbarkeit auf über 700 Gerätemodellen – im Alltag doch recht häufig vor, dass Nutzende die App nicht installieren können. Das kann auch Geräte betreffen, die grundsätzlich die Mindestvoraussetzung an Betriebssystem und mögliche AR-Nutzung erfüllen. Ob ein Gerät kompatibel ist, hängt allerdings auch von Faktoren wie der Qualität der verbauten Kamera, den Bewegungssensoren, der Leistungsstärke des Prozessors und der Designarchitektur der Hardware ab.
Im Hinblick auf die von der Zielgruppe verwendeten Geräte ist die angestrebte Idee, eine „Mainstreamer“-App zu sein, wohl erst in einigen Jahren zu erfüllen.
Hier ist die App tatsächlich ihrer Zeit voraus.
Kontaktdaten:
Maike Lins, Leiterin des Sachgebietes Digitale Services der Stadtbüchereien Düsseldorf, Mail: maike.lins@duesseldorf.de
[1] Die „Smart City Challenge“ 2018 in Düsseldorf war eine Praxiskonferenz mit anschließendem Pen & Paper Hackathon zum Megathema Smart City. Dabei stellten Städte, Infrastrukturbetreiber und Technologieanbieter eigene Problemstellungen vor. Gemeinsam mit Startups, Wissenschaftlern und Techies entwickelten Sie hierfür in Teams konkrete Lösungen (Produkte, Dienstleistungen, Geschäftsmodelle).
[2] Das gesamte Landesprojekt der Digital-Strategie der Zentralbibliothek im KAP1 ist im Blog der Fachstelle Öffentliche Bibliotheken NRW abrufbar: https://fachstelle-oeffentliche-bibliotheken.nrw/2023/08/duesseldorf-mehr-zentralbibliothek-durch-digitale-self-services/ (Zuletzt aufgerufen am 30.08.2023).
Herzliche Einladung zu einem weiteren Beitrag der Kommission auf der diesjährigen BiblioCon:
Zielgruppenorientierung: Wie können wir von einander lernen oder erfinden wir das Rad immer wieder neu?
So vielfältig wie unsere Gesellschaft, so vielfältig sind die Anforderungen, Erwartungen und Bedarfe unterschiedlicher Zielgruppen an unsere Einrichtungen. Neben älteren und jüngeren, denjenigen, die gedruckte Bücher lieben oder aber digitale Mediennutzung bevorzugen, die Literatur für ihr Studium, ihre Arbeit benötigen oder etwas für die Freizeit und zum Entspannen suchen, spielen auch unterschiedliche Kompetenzen, die spezifischen individuellen Situationen oder kulturellen Hintergründe eine große Rolle. Das betrifft sowohl Lesekompetenzen und Sprachkenntnisse als auch kulturelle Diversität. Die Diskutantinnen geben zum Einstieg aus dem Blickwinkel ihrer Einrichtungen (Öffentliche Bibliothek, Forschungsbibliothek, Universitätsbibliothek, Spezialbibliothek) Impulse zu folgenden Themen:
- Ich kann‘s nicht lesen: Menschen mit Seh- und Lesebehinderungen in Bibliotheken (Christiane Felsmann, dzb lesen Leipzig)
- Veränderungsprozesse und Neuorganisation einer Universitätsbibliothek als Chance für einen neuen Blick auf die Zielgruppen und Services (Dr. Andrea Tatai, UB der FU Berlin)
- Vielfalt im Alltag gestalten – Einblicke in die Stadtbibliothek Bremen (Britta Schmedemann , Stadtbibliothek Bremen)
- Wissen, Kultur und Studium – Räume, Formate und Services für unterschiedliche Zielgruppen einer Archiv- und Forschungsbibliothek (Dr. Claudia Streim, HAAB Weimar)
Aus verschiedenen Perspektiven wollen wir im Gespräch herausfinden, wo es erfolgversprechende Konzepte, Schnittstellen, mögliche Synergien, Übertragungs- und Kooperationsmöglichkeiten gibt. Im Fokus steht die Frage, wo können wir von anderen lernen und welche Räder sind bereits erfunden und nutzbar, unabhängig von Größe, Spartenzugehörigkeit oder Trägerschaft.
Ort: Eilenriedehalle B
Die Universitätsbibliothek der Bauhaus-Universität Weimar betreute Praktikantin Theresa Hammer in Kooperation mit dem Lebenshilfe-Werk Weimar/Apolda e.V. Ein Beitrag von Sabrina Renate Franke, Mitarbeiterin der Universitätsbibliothek Weimar.
Im Oktober 2022 wandte sich Frank Lepp, Fachkraft für Arbeits- und Berufsförderung im Lebenshilfe-Werk Weimar/Apolda e.V. mit einer Anfrage an Heidi Körner, Mitarbeiterin der Universitätsbibliothek der Bauhaus-Universität Weimar, die unter anderem für die Betreuung von Praktikant*innen zuständig ist:
Frank Lepp betreut eine Mitarbeiterin, Theresa Hammer, die regulär in den Werkstätten für Menschen mit Behinderungen tätig ist. Dort führt sie technische Montagen aus und stellt Verpackungen für eine Firma her, die Filter- und Hydrauliksysteme vertreibt. Zudem arbeitet sie in der Werkstatt für Wäscherei. Theresa Hammer ist 24 Jahre alt, hat das Down-Syndrom und interessiert sich sehr für ein Praktikum im Rahmen der Inklusion in der Universitätsbibliothek. Sie hat bereits vielfältige Praktikaerfahrungen gewinnen können, zum Beispiel durch Praktika in der Stadtbibliothek Weimar, im Archiv des Museums für Ur- und Frühgeschichte in Weimar, im Sekretariat der Verwaltungsfachhochschule in Gotha, beim Biomarkt der Erzeuger-Verbraucher-Gemeinschaft eG Weimar (EVG, Suppenküche) und dem Büro des Lebenshilfe-Werks Weimar/Apolda e.V. (Abteilung: leichte Sprache).
Durch anschließende Vorgespräche mit Theresa Hammer und Frank Lepp wurde schnell klar, dass sie allgemein sehr zuverlässig und engagiert sowie interessiert daran war, Eindrücke aus verschiedenen Arbeitswelten auch außerhalb der Werkstätten erlangen und sich entsprechend einbringen zu können. Die Mitarbeit in einer Bibliothek habe sie sich nach eigenen Aussagen schon seit längerem gewünscht, da sie sich sehr für Bücher und auch andere verschiedene Medien sowie die Struktur und die Arbeitsabläufe einer Bibliothek interessiere.
Ein Praktikum erschien so für alle Beteiligten möglich und eine gute Chance zu sein, gegenseitig praktische Erfahrungen im Rahmen von *Inklusion sammeln zu können. Inklusion bezeichnet die gleichberechtigte Teilhabe aller Bürger*innen in allen gesellschaftlichen Bereichen. Damit wird der in demokratischen Gesellschaften als selbstverständlich angesehene Sachverhalt verbunden, dass alle Menschen- und Bürgerrechte uneingeschränkt für alle Bürger*innen gelten, also zum Beispiel auch für Menschen mit Behinderung, und dafür die notwendigen Bedingungen zu schaffen sind. 1994 wurde die Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen in das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland aufgenommen (Artikel 3, Absatz 3).
Mitte Dezember 2022 war es dann so weit und das Praktikum begann. Vom 12. Dezember bis zum 16. Dezember war Theresa Hammer in verschiedenen Bereichen der Universitätsbibliothek tätig. Nach einer Führung durch die Bibliotheksgebäude und Erläuterung der Aufgabengebiete und Arbeitsabläufe erfolgte der praktische Einsatz, zum Beispiel im Benutzungsbereich der Bibliothek. Dort gehörte es zu den täglichen Aufgaben, für eine adäquate Ordnung und Präsentation der Freihandbestände zu sorgen. Hier musste genau auf die entsprechenden Signaturen der einzelnen Medien geachtet und diese dann entsprechend eingestellt werden. Auch wurde Theresa Hammer in die Aufgaben der Mitarbeiter*innen des Magazins eingeführt. Dort arbeitete sie anschließend dabei mit, von Nutzer*innen zuvor bestellte Medien aus dem Bestand auszuheben und diese für die weiteren Schritte bis zur Bereitstellung vorzubereiten.
Sie begleitete zudem Dienste an der Servicetheke ‒ also dem Ort, an den sich die Nutzer*innen wenden, wenn sie allgemeine Auskünfte zu verschiedenen Diensten der Bibliothek, wie zum Beispiel Bestellungen, Fernleihen, Medienaufstellung in den Freihandbereichen, Ausleihmodalitäten benötigen, aber auch für Bibliotheksanmeldungen und Fragen zu bestehenden Mahngebühren, zur Reservierung von Arbeitsräumen einschließlich der Verbuchung, Herausgabe und Rücknahme dazugehöriger Türkarten. Weiterhin unterstützte sie die Abteilung Medienbearbeitung im Rahmen des Projektes »Zusammenführung des Bestandes der ehemaligen Zweigbibliothek Baustoffe/Naturwissenschaften«, indem sie planvoll bestimmte Bestände aus den Freihandregalen entnahm. Auch half sie bei der Feinsortierung von Zeitschriften im Freihandbereich.
Theresa Hammer präsentierte sich als zuverlässige, interessierte, offene und motivierte junge Frau, die gerne neue Erfahrungen macht. Dies sei ihr nicht nur beruflich, sondern auch in ihrer Freizeit, zum Beispiel als Mitglied einer Theater- und Klettergruppe oder bei der Teilnahme an verschiedenen Sportveranstaltungen, wichtig. Ein Abschlussgespräch, an welchem Theresa Hammer zusammen mit ihrer Praktikumsanleiterin Sabrina Renate Franke und dem Direktor der Universitätsbibliothek, Dr. Frank Simon-Ritz, teilnahmen, bot einen geeigneten Rahmen, die vergangenen Tage auszuwerten und Revue passieren zu lassen. Hierbei äußerten beide Seiten interessante und neue Erfahrungen gemacht zu haben und mit dem Praktikum rundum zufrieden gewesen zu sein. Zudem wurde über mögliche dauerhafte Einsatzmöglichkeiten im Rahmen der Inklusion gesprochen, die aktuell bezüglich ihrer Umsetzbarkeit noch genauer eruiert werden.
Übrigens: Heute ist Welt-Down-Syndrom-Tag unter dem Motto: Mit uns und nicht für uns. Dieser Aktionstag wurde im Jahr 2006 zum ersten Mal in Genf organisiert und findet seitdem jedes Jahr statt. Inhaltlich werden an diesem Tag weltweit Veranstaltungen organisiert, die das öffentliche Bewusstsein für die Thematik des Down-Syndroms verbessern sollen. Der 21. März ist dabei nicht zufällig gewählt, sondern hat eine spezielle Bedeutung: Er symbolisiert das ausschlaggebende Merkmal des Down-Syndroms, das dreimal vorkommende 21. Chromosom.
Vom 23. bis 26. Mai treffen sich Kolleg:innen in Hannover, um sich kennenzulernen und auszutauschen.
Auch unsere Kommission wird sich wieder beteiligen und wir freuen uns, Sie dort zu treffen.
Notieren Sie sich doch schon mal einige Termine:
„Taub, aber nicht stumm“: Gebärdensprache(n) in Bibliotheken
Konferenzraum 27/28
Mittwoch, 24. Mai, 14:00 – 16:00
Zielgruppenorientierung: Wie können wir von einander lernen oder erfinden wir das Rad immer wieder neu?
Podiumsdiskussion
Eilenriedehalle B
Donnerstag, 25. Mai, 14:00 – 16:00
Über weitere spannende Themen und Inhalte informieren wir Sie in den nächsten Wochen.
Das komplette Kongressprogramm finden Sie hier
In der kleinen Blog-Serie „Im Interview zu User Experience“ berichten Kolleginnen aus verschiedenen Berliner Bibliotheken über ihre Erfahrungen mit User-Experience-Methoden im Arbeitsalltag.
In der kleinen Blog-Serie „Im Interview zu User Experience“ berichten Kolleginnen aus verschiedenen Berliner Bibliotheken über ihre Erfahrungen mit User-Experience-Methoden im Arbeitsalltag.
Am 25. Januar 2023 startet die kleine Blog-Serie: „Im Interview zu User Experience“ – UX-Expert*innen berichten über ihre individuellen Erfahrungen mit User-Experience Methoden im Arbeitsalltag. Zum Einstieg ins Thema bietet dieser Blogbeitrag einen kurzen Überblick.
Ein Beitrag von Martha Ganter (Stabsstelle Innovationsmanagement und Kundenmonitoring, Universitätsbibliothek der Technischen Universität Berlin)
User Experience – Was ist das?
UX heißt übersetzt Nutzererfahrung oder Nutzererlebnis. Es geht dabei primär um Erfahrungen der Nutzer*innen mit Produkten und Dienstleistungen. Die ISO-Norm 9241-210:2011 definiert UX als „Wahrnehmungen und Reaktionen einer Person, die aus der tatsächlichen und/oder der erwarteten Benutzung eines Produkts, eines Systems oder einer Dienstleistung resultieren.“[1]
So umfasst das UX alle Erfahrungsebenen visueller, auditiver, taktiler oder emotionaler Art; nicht nur die reine Usability, den aktiven Nutzungsprozess. Hier spielen alle Berührungspunkte eine wichtige Rolle, die auch im Vorfeld oder im Nachhinein liegen können.
UX als Handlungsfeld kommt ursprünglich aus dem IT-Bereich und wird genutzt, um Produkte und Dienstleistungen nutzerzentriert zu verbessern und (weiter) zu entwickeln. So gewinnt UX auch im Bibliothekswesen in den letzten Jahren immer mehr an Bedeutung, weil es einen zentralen Dreh- und Angelpunkt bildet, um Nutzer*innen und deren Bedürfnisse besser zu verstehen.
Wie kann User Experience sinnvoll genutzt werden?
Da UX die Bedürfnisse der Nutzer*innen auf allen Ebenen abbildet, ermöglicht es die Entwicklung, Verbesserung und passgenaue Optimierung von Produkten und Dienstleistungen, sofern Nutzer*innen früh in die Prozesse eingebunden werden.
Ein Beispiel für Bibliotheken ist die Befragung von Nutzer*innen in kurzen Interviews, etwa: „Warum sind Sie heute in der Bibliothek?“ oder „Würden Sie uns kurz zeigen, wie Sie die Bibliothek nutzen?“. Darüber hinaus können neue Produkte oder Dienstleistungen, z. B. ein Videochat oder ein Makerspace auf Nutzungsszenarien hin überprüft werden.
Je früher und detaillierter die Bedürfnisse der Nutzer*innen erfasst werden, desto zielführender die Entwicklung von Produkten und Dienstleistungen.
Neben den kurzen Interviews gibt es noch weitere Methoden, UX besser zu verstehen, die sich zumeist empirischen Forschungsfeldern der Befragung und Beobachtung zuordnen lassen. Von Vorteil ist, dass die meisten UX-Methoden stichprobenartig erfolgen können und keine zeitaufwändigen Vor- als auch Mit- und Nacharbeiten erfordern, weil sich bereits anhand kleiner Stichproben belastbare Aussagen treffen lassen.
Eignen sich User-Experience-Methoden für Bibliotheken?
UX-Methoden können dazu beitragen, gemeinsam mit den Nutzer*innen die Produkte und Dienstleistungen von Bibliotheken zu verbessern und weiterzuentwickeln.
Außerdem bietet UX die Chance, mit den Nutzer*innen ins Gespräch zu kommen und ein aktives Community Building zu betreiben. Dadurch wird sowohl der interne als auch externe Austausch gefördert und ein besseres Verständnis der unterschiedlichen Bedürfnisse geschaffen.
Einen Einblick in die Methodenvielfalt vermitteln die Experteninterviews mit den Kolleg*innen aus verschiedenen Informationseinrichtungen. Freuen Sie sich auf spannende Erfahrungen und Erlebnisse aus dem Arbeitsalltag.
[1] DIN e.V. (Hrsg.), DIN 9241-210:2011, 2011, S. 7.
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